Jerry Seinfeld

Mit Lachen 65

»Der große alte Mann des Stand-up«: Jerry Seinfeld Foto: dpa

Jerry Seinfeld geht nie dahin, wo es weh tut. »Menschen wissen nie wirklich, ob sie Milch zu Hause haben«, ist ein typischer Seinfeld-Spruch. Oder: »Ein zwei Jahre altes Kind ist wie ein Mixer ohne Deckel.«

Die Witze des Comedian drehen sich um alles und nichts, aber: »Ich wage mich nicht in Bereiche vor, die Probleme verursachen«, sagte Seinfeld jüngst der »New York Times«. Das könnten andere besser. »Ich kann dafür über Rosinen reden so wie andere Menschen das nicht können.«

Seinfeld wird am Montag 65 Jahre alt, er ist längst »der große alte Mann des Stand-up« und ein »nationaler Schatz« der USA, wie der »Guardian« kürzlich schrieb – aber seine Themen bleiben die Kleinigkeiten des Alltags. »Ich mache viel über den Stuhl. Ich finde den Stuhl sehr lustig. Das beflügelt mich. Niemand interessiert sich dafür – aber ich sorge dafür, dass die Menschen sich dafür interessieren. Das ist für mich ein spaßiges Spiel. Und die ganze Basis meiner Karriere.«

90er-Jahre Seinfelds Witze begeistern immer noch viele Menschen, wirken aber gleichzeitig wie fest in den 90er-Jahren verhaftet. Während der Comedian weiter am liebsten über Stühle und Rosinen witzelt, sprechen viele seiner Kollegen offen konfliktbehaftete Themen wie Politik an oder beschäftigen sich in ihren Shows mit Diskriminierung, Rassismus oder Benachteiligung von Frauen. Seinfeld beobachtet das und unterstützt viele Kollegen als Mentor.

»Wir finden heraus, wie es geht, während wir es machen. Und das hat etwas sehr Stimulierendes und Bemächtigendes. Wir wissen nicht genau, was die Regeln sind.« Anders als die Branche um ihn herum ist Seinfeld aber bislang beim Altbewährten geblieben.

»Ich wage mich nicht in Bereiche vor, die Probleme verursachen«Jerry Seinfeld

Klubs Seine Karriere begann schon in jungen Jahren, denn etwas anderes als Comedy wollte er nie machen. Geboren auf Long Island in der Nähe von New York in einem Städtchen namens Massapequa – »ein alter indianischer Name, der ›in der Nähe des Einkaufszentrums bedeutet‹ – wuchs Seinfeld in einer religiösen jüdischen Familie auf.

Er studierte auch in der Gegend und trat schon währenddessen als Comedian auf. Danach tourte er durch die Comedy-Klubs von New York und bekam bald erste Auftritte im Fernsehen.

Ende der 80er-Jahre entwickelte der Komiker dann gemeinsam mit seinem Kollegen Larry David die Sitcom Seinfeld, die ein knappes Jahrzehnt lief, eine ganze Generation prägte und deren unzählige Wiederholungen im Fernsehen und online Seinfeld bis heute laut Wirtschaftsmagazin «Forbes» zum bestbezahlten Comedian der Welt machen.

«Echte Komiker wollen jeden Abend auf der Bühne stehen.»Jerry Seinfeld

Dabei ist Seinfeld eine «Show über gar nichts», da sind sich Erfinder und Kritiker einig. Vier Freunde auf der New Yorker Upper West Side, in deren Leben nicht allzu viel passiert, trockener jüdischer Humor – und ein Welterfolg, der bis heute Komiker und Comedy-Serien beeinflusst. «Tom’s Restaurant» – das Diner in Manhattan, wo die Freunde in der Serie oft abhängen – wird fast jeden Tag von Seinfeld-Fans bevsucht.

Bee Movie Seit dem Ende der Serie 1998 hat Erfinder Seinfeld, der verheiratet ist und drei Kinder hat, keine größeren Projekte mehr angenommen. Den Animationsfilm Bee Movie – Das Honigkomplott brachte er heraus und seit 2012 eine kleine Online-Serie, Comedians in Cars Getting Coffee.

Der Name ist Programm: Seinfeld, der alte Autos sammelt, fährt darin mit Kollegen durch die Gegend, trinkt Kaffee und witzelt. Auch der frühere US-Präsident Barack Obama war schon zu Gast.

All das sieht oft witzig und leicht aus, aber dahinter steckt harte Arbeit. Seinfeld sei der «Wissenschaftler der Comedy», schrieb der «Guardian». «Für einen Typ wie mich ist ein Lachen voller Information», sagt Seinfeld. «Das Timbre, die Form, die Länge – so viel Information.»

Er studiert ausgiebig, was beim Publikum funktioniert und was nicht. Seine Berühmtheit helfe ihm auf der Bühne nicht, betont Seinfeld. «Niemand lacht deswegen. Am Anfang freuen sich die Menschen, aber sie können mich nicht anlügen. Ich werde es herausfinden.»

Kalender Für jeden Tag, an dem er neues Material geschrieben hat, macht Seinfeld ein Kreuz auf seinem Kalender und fast jeden Abend steht der Comedian immer noch irgendwo auf der Bühne – angekündigt, wie auf seiner aktuellen Tour, die schon bis Ende des Jahres durchgeplant ist, oder unangekündigt.

«Echte Komiker wollen jeden Abend auf der Bühne stehen.»

 

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  11.11.2025

Sehen!

»Pee-Wee privat«

Der Schauspieler Paul Reubens ist weniger bekannt als seine Kunstfigur »Pee-wee Herman« – eine zweiteilige Doku erinnert nun an beide

von Patrick Heidmann  11.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  11.11.2025