Talmudisches

Der gerechte König Munbaz

Die angesammelten Schätze der Vorfahren in den Jahren der Dürre großzügig verschenken Foto: Getty Images/iStockphoto

Im Traktat Bava Batra 11a erzählt der Talmud von König Munbaz, der sein gesamtes Vermögen und die angesammelten Schätze seiner Vorfahren in den Jahren der Dürre großzügig verschenkte und das Geld an die Armen verteilte.

Seine Brüder und der Haushalt seines Vaters schlossen sich zusammen und kritisierten ihn stark: »Deine Vorfahren sammelten das Geld in ihren Schatzkammern und fügten es den Schätzen ihrer Vorfahren hinzu, und du verteilst es verschwenderisch an die Armen?«

Er erwiderte: »Wahrheit wird aus der Erde sprießen und Gerechtigkeit wird vom Himmel herabblicken« (Psalm 85,12) – das bedeutet, dass die gerechten Taten eines Menschen im Himmel gespeichert werden.

VORFAHREN Und dann holt Munbaz weit aus: Meine Vorfahren haben Schätze an einem Ort aufbewahrt, wo die menschliche Hand hinreicht, und so könnten ihre Schätze jederzeit gestohlen worden sein, während ich Schätze an einem Ort lagere, wo die menschliche Hand nicht hinreicht, und so sind sie sicher für die Ewigkeit, wie es heißt: »Gerechtigkeit und Recht sind die Grundlage deines Throns« (Psalm 89,15).

Meine Vorfahren haben etwas angehäuft, das keinen Gewinn abwirft, da das Geld in einer Schatzkammer nicht zunimmt, während ich etwas aufbewahre, das Gewinn abwirft, wie es heißt: »Sprich von den Gerechten, dass es ihnen gut gehen wird, denn sie werden die Früchte ihrer Taten essen« (Jeschajahu 3,10).

Meine Vorfahren haben Geldschätze angehäuft, während ich Seelenschätze anhäufe, wie es heißt: »Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und wer Seelen gewinnt, ist weise« (Mischle 11,30).
Meine Vorfahren haben für andere aufgespart, für ihre Söhne und Erben, wenn sie selbst von dieser Welt scheiden würden, während ich für mich selbst aufgespart habe, wie es heißt: »Und es soll euch zur Gerechtigkeit werden« (5. Buch Mose 24,13).

Meine Vorfahren haben für diese Welt aufgespart, während ich für die kommende Welt aufgespart habe, wie es heißt: »Und deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des Ewigen wird deine Nachhut sein« (Jeschajahu 58,8). So weit König Munbaz.

HINTERGRUND Der israelische Rabbiner und Philosoph Adin Steinsaltz (1937–2020) erklärt in seinen Kommentaren im Koren Talmud den geschichtlichen Hintergrund dieser Begebenheit, wer König Munbaz gewesen ist und aus welcher Familie er stammte: Er war der König von Adiabene am Ende der Zeit des Zweiten Tempels. Adiabene war ein kleines Königreich im Norden Syriens an den Ufern des Euphrat.

In der Generation vor der Zerstörung des Zweiten Tempels begann Königin Helena, mit ihren Söhnen Munbaz und Izats mit Juden, die durch ihr Königreich reisten, Tora zu lernen, und konvertierte schließlich zum Judentum. Offenbar taten dies auch andere Mitglieder der herrschenden Elite. Helena besuchte mehrmals Jerusalem und spendete sowohl für den Tempel als auch für die Armen der Stadt.

Ihre Kinder traten in ihre Fußstapfen und schickten sogar Truppen, um den jüdischen Aufstand während der Großen Revolte zu unterstützen. Nach dem Tod seiner Mutter lehnte Munbaz die Position des Monarchen ab und gab seinem Bruder den Vortritt. Nach dem Tod des Bruders einige Jahre später bestieg er dann doch den Thron.

Geschichten über diese Familie sowie detaillierte Berichte über ihren Übertritt zum Judentum finden sich in den Büchern von Josephus Flavius. Es scheint, dass Munbaz nach seinem Tod zusammen mit anderen Mitgliedern seiner Familie in den Gräbern der Könige in Jerusalem begraben wurde.

Mögen die außergewöhnlichen Taten der Gerechten für immer in unserer Erinnerung bleiben.

Nahost

»Öl ins Feuer des anwachsenden Antisemitismus«

Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt wirft der evangelischen Kirche moralisches Versagen vor und kritisiert eine Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »dämonisiert« werde

 05.07.2025

Chukat

Ein Tier, das Reinheit schafft

Wir können die Mizwa der Roten Kuh nicht verstehen – aber ihre Bedeutung erahnen

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  04.07.2025

Talmudisches

Die weibliche Idee hinter König David

Was Kabbalisten über Eschet Chajil, die tüchtige Frau, lehren

von Vyacheslav Dobrovych  04.07.2025

Jerusalem

Das falsche Grab

Das Buch der Könige gibt Auskunft darüber, wo David wirklich begraben wurde

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  03.07.2025

Interview

»Inhalte statt Konflikte produzieren«

Rabbinerin Elisa Klapheck will in ihrer zweiten Amtszeit als Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz zusammenführen

von Mascha Malburg  03.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Essay

Der Weltkirchenrat auf Abwegen

Die Organisation mit mehr als 350 meist protestantischen Kirchen stimmt in den Chor all derer ein, die ein antiisraelisches Lied nach dem anderen singen. Immer lauter. Immer wütender. Immer obsessiver

von Daniel Neumann  29.06.2025

Talmudisches

Beten gegen das Böse

Was unsere Weisen über den freien Willen und moralische Entscheidungen lehrten

von Vyacheslav Dobrovych  27.06.2025

Vertrauen

»Ich werde da sein«

Wo nur ist Gott auf dieser Welt? Er hat es Mosche gesagt

von Rabbiner David Kraus  27.06.2025