Zwölf A-, B- und C-Promis, pardon, humanitäre Helfer, stachen vergangene Woche auf Sizilien in See. Unter ihnen waren die schwedische Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg (»Ich will, dass ihr in Panik geratet«), die französische Europaabgeordnete Rima Hassan und die deutsche Aktivistin Yasemin Acar. Letztere schafft oft das Unmögliche und klingt bei Berliner Demos noch schriller als die offiziellen Vertreter der Hamas.
Auch ein Mitarbeiter des von Israel nicht gelittenen Senders »Al-Jazeera« wollte unbedingt mit dabei sein. Als Teilnehmer wohlgemerkt, nicht als Berichterstatter.
Das Interesse der internationalen Medien war der Crew also sicher. Thunberg, Hassan und Co. befeuerten es von Bord durch zahllose Live-Interviews, Instagram und X-Posts und Videos. Eine »Selfie-Jacht« sei das, monierte Israels Regierung pikiert. Das Schiff war zwar ein iranisches, lief aber unter britischer Flagge. Die »Madleen« hatte auch mehrere Sack Mehl und andere Hilfsgüter geladen, die zur Versorgung der gut zwei Millionen Menschen in Gaza beitragen sollten. Auch deswegen ging es an Bord sehr eng zu.

Mit dem Durchbrechen der Seeblockade wurde es am Ende nichts. Zu nächtlicher Stunde vereitelte Israels Marine den Versuch der Zwölf, die Hilfsgüter selbst zu verteilen. Sie brachte das Hilfsschiff auf und schleppte es in den Hafen von Aschdod. Auf Widerstand trafen die Soldaten, anders als im Fall der »Mavi Marmara« 2010, diesmal nicht.
Auf Videos ist die Veganerin Thunberg zu sehen, wie sie von Soldaten mit Wasser und koscheren Pastrami-Sandwiches versorgt wird. Sie lächelt. Macht sie gute Miene zum bösen Spiel?
Eigentlich wollte Israel sein freundliches Gesicht und beweisen, dass es in der Lage ist, humanitären Verpflichtungen nachzukommen. Wie jeder, der von »Freedom Flotillas« Ahnung hat, weiß auch Israel: Von zentraler Bedeutung für ihren Erfolg oder Misserfolg ist nicht, ob so ein Schiff am Ziel ankommt. Sondern, ob es gelingt, Fehler zu vermeiden, die den eigenen Ruf ankratzen.
In diesem Fall können beide Seiten zufrieden sein: Israel, weil es das Boot ohne Gewalt stoppen und hässliche Bilder vermeiden konnte. Und die zwölf Segler, weil während ihres Törns meist die Sonne schien, was für eine gute Ausleuchtung der Fotos von Greta am Schiffsmast sorgte und ihre Kufiyas schön in Szene setzte.
Auch mit der Mobilisierung klappte es gut. Die UN-Berichterstatterin Francesca Albanese und der französische Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon trommelten. Bis zuletzt hatten sie das Narrativ befördert, Israel plane ein gewaltsames Kapern des Schiffes und die »Entführung« der Madleen-Crew. Eindringlich appellierten sie an die Regierungschefs europäischer Staaten und forderten sie zum Eingreifen auf. Die blieben in der Nacht zum Montag aber lieber in ihren Betten. Oder – wie der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, der auf einer anderen Jacht weilte, vor Monaco - in ihren Kajüten.
In Frankreich, Schweden und anderswo gingen derweil Hunderttausende auf die Straße, um die Freilassung der von Israel »Entführten« zu verlangen. Würde das Schicksal der seit gut 20 Monaten in der Gewalt der Hamas befindlichen israelischen Geiseln auch nur annähernd so viele Menschen interessieren, wären sie längst frei.
Israel gab der Forderung schnell nach. Noch am Dienstag wurden Greta, Rima und Co. in Flugzeuge gesetzt und nach Europa zurückgeschickt. Auch, wenn sie nicht in Gaza waren, dürften die Zwölf mit ihrer Mission zufrieden sein. Ihre Hilfsgüter will Israel nach Gaza weiterleiten.
Zwar mussten sie ihre Smartphones ins Mittelmeer werfen, damit diese nicht den israelischen Soldaten in die Hände fielen, aber schöne Bilder hat die Besatzung der »Madleen« trotzdem produziert.
Und genau darum ging es ja.