Meinung

Jewrovision: einfach jung und jüdisch sein

Katrin Richter Foto: Katharina Bohm

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Jewrovision: einfach jung und jüdisch sein

Junge Jüdinnen und Juden sind alltäglich Anfeindungen ausgesetzt. Für sie ist die Jewrovision ein Safe Space

von Katrin Richter  11.06.2025 12:29 Uhr

Oft entstehen die klarsten Dinge aus der Einfachheit. Wie die Fragen, die die Jüdische Jugend Baden (JuJuBa) in ihrem Video zur Jewrovision beantwortete. »Was ist dein größter Wunsch?« (Gute Noten, Fußballstar werden, ein neues iPhone), »Wenn du der Chef von Deutschland wärst, was würdest du als Erstes tun?« (Bäume anpflanzen, Gummibärchen leckerer machen, Dönerpreisbremse).

Doch das Lachen, das es besonders für den letzten Vorschlag am vergangenen Sonntag in der Dortmunder Messehalle vom Publikum gab, blieb ziemlich schnell im Halse stecken, als auf die Frage: »Was ist deine größte Angst?« neben »schlimmen Träumen«, »Schlangen« und »Spinnen« eben auch die Antwort kam: »Dass irgendwann mal viele Leute erfahren, dass ich jüdisch bin und mich so nicht respektieren werden wie alle anderen.«

Insbesondere Kinder sollten diese Antwort nicht geben müssen. Aber es ist bittere Realität, dass sich selbst die Jüngsten für Herkunft und Religion erklären und rechtfertigen müssen – wenn es überhaupt dazu kommt und sie in der Klasse oder digital nicht gleich von vornherein gemobbt werden. Auch das ein Thema, das in so vielen Videos und Songs bei der Jewro verarbeitet wurde.

Wie schön wäre es, im kommenden Jahr wieder ein wenig die Leichtigkeit besingen zu können.

Doch wie hieß es im Clip der Gelsenkirchener vom Juze Chesed: »Zeit, dass wir aufsteh’n«. Kopf hoch und Davidstern-Kette raus – bei der Jewrovision geht das ja. Deswegen ist dieser Safe Space unabdingbar für so viele jüdische Jugendliche. Es ist ihre Zeit, ihr Raum, und sie dürfen dort sein, wie sie sind – cool, ausgelassen, experimentell, einfach jung und jüdisch. Dieses Gefühl des Beschütztseins gibt es leider nicht im Alltag, aber die Ermutigung der vier Tage, das »United in Hearts« nehmen die Kids mit.

In elf Monaten und wenigen Tagen wird es wieder eine Jewro geben. Und bis dahin? Wie schön wäre es, im kommenden Jahr wieder ein wenig die Leichtigkeit besingen zu können. Ein naiver Traum? Kann sein, aber wie heißt es bei JuJuBa: »Come Dream With Us!« Denn wer nicht an Träume (sic!) glaubt, ist kein Realist!

richter@juedische-allgemeine.de

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