Krieg

Israel ordnet Wiederaufnahme der Hilfslieferungen nach Gaza an

Humanitäre Hilfsgüter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Grenzübergang Kerem Schalom Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool

Die israelische Regierung will ab sofort wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die zuständigen Stellen an, für die Umsetzung zu sorgen. Diese unter seinen rechtsextremen Koalitionspartnern nicht populäre Entscheidung wurde laut israelischen Medienberichten im nationalen Sicherheitsrat beschlossen – auf Empfehlung von Militärs.

»Um unseren Sieg zu vollenden, die Hamas zu besiegen und die Geiseln zu befreien, dürfen wir nicht an einen Punkt gelangen, an dem es zu einer Hungersnot kommt«, sagte Netanjahu in einem Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde. Auch die Vereinigten Staaten hatten eine Wiederaufnahme der Hilfslieferungen gefordert. Inzwischen sind die Lager in Gaza aktiver Hilfsorganisationen offenbar leer.

Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Auch angesichts der kürzlich gestarteten neuen Großoffensive waren entsprechende Appelle an die israelische Regierung vehementer geworden.

Neuer Mechanismus

Seit Anfang März hatte Israel Hilfslieferungen blockiert. Damit sollte mehr Druck auf die Hamas ausgeübt werden, die sich weiterhin weigert, 58 Geiseln freizulassen, die sich seit 591 Tagen in ihrer Gewalt befinden.

Lesen Sie auch

Auch sollte eine Einkommensquelle der Hamas abgeschnitten werden. Die Terrororganisation hatte im großen Stil Hilfslieferungen geraubt, um sie dann an die Bewohner Gazas zu verkaufen und mit den Einnahmen Terror gegen Israel zu finanzieren. Unter dessen Folgen leidet auch die Zivilbevölkerung Gazas.

Eine Hungersnot würde die Fortsetzung der Offensive gefährden, hieß es in der Mitteilung des Ministerpräsidenten-Büros. Hilfsgüter sollen israelischen Medienberichten zufolge auf bisher genutzten Wegen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis ein geplanter neuer Mechanismus umgesetzt wird. Israel werde Maßnahmen ergreifen, damit die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelange, teilte Netanjahus Büro mit.

Neuer Mechanismus

Die Hilfslieferungen sollen nun vorerst wieder internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) sowie die World Central Kitchen bereitstellen, wie das Nachrichtenportal «walla.co.il» meldete. Ende des Monats soll ein neuer Mechanismus greifen. Die Hilfe soll dann über mehrere Verteilpunkte nach Gaza und zu den hilfebedürftigen Menschen gelangen.

Mehrere Medien berichteten, vor allem der Druck aus den USA habe die israelische Regierung zur Aufhebung der Blockade gebracht. Netanjahu informierte demnach das Sicherheitskabinett lediglich über die Entscheidung - ließ dessen Mitglieder aber nicht abstimmen.

Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe auf Terror-Ziele im Gazastreifen. Inzwischen sind auch Bodentruppen im Einsatz. Augenzeugen zufolge fliehen etliche Menschen derzeit vom Norden in den Süden des Küstengebiets. Das israelische Militär hatte zuvor Fluchtrouten eingerichtet, um die Zivilbevölkerung Gazas zu schützen.

Israel will mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas-Terroristen erhöhen, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen und um die Hamas-Herrschaft zu beenden, die unter anderem am 7. Oktober 2023 so viel Tod und Trauer über Israel gebracht hat zu beenden. ja/dpa

Krieg

Trump: In Kürze Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran

Zwischen Israel und dem Iran soll nach Angaben von US-Präsident Donald Trump in wenigen Stunden eine Waffenruhe in Kraft treten

 24.06.2025

Naher Osten

So reagieren Israels Nachbarn auf den US-Angriff auf das Atomprogramm

Die Angriffe dürften das Machtgefüge in der Region verändern

 23.06.2025 Aktualisiert

Angriffe gegen Mullah-Regime

Israel sieht Kriegsziele im Iran fast erreicht

Israel hat im Luftraum über dem Iran freie Hand. Ministerpräsident Netanjahu sieht sich fast am Ziel. Aber noch gibt es schwere Angriffe.

 23.06.2025

Nahost

Merz stellt sich hinter Angriffe auf den Iran

Sein »Drecksarbeit«-Zitat will der Bundeskanzler aber nicht wiederholen

 23.06.2025

Europäische Union

Verhängt die EU jetzt Strafmaßnahmen gegen Israel?

In Brüssel wächst die Wut über Israels Vorgehen in Gaza. Einige Staaten drängen vehement auf Strafmaßnahmen. Jetzt wurde ein Prüfbericht bekannt, der eindeutige Schlüsse zieht

von Michael Thaidigsmann  23.06.2025

Krieg

Israel greift berüchtigtes Ewin-Gefängnis im Iran an

Die »Times of Israel« mutmaßt, der Angriff habe darauf abgezielt, den politischen Gefangenen die Flucht zu ermöglichen

 23.06.2025

Essay

Resilienz in Flip-Flops und Pyjamas

Eine Besucherin aus der Schweiz schildert ihre Eindrücke aus einem Schutzraum in Tel Aviv

von Joëlle Fiss  23.06.2025

Interview

Warum gehen die Grünen auf Distanz zu Israel, Frau Brantner?

Die grüne Bundesvorsitzende erläutert, warum sie deutsche Rüstungsexporte einschränken und israelische Minister sanktionieren, aber trotzdem solidarisch mit Israel sein will

von Michael Thaidigsmann  23.06.2025 Aktualisiert

Iran

Israel zerstört »Doomsday Clock« in Teheran

Israels Verteidigungsminister Israel Katz sprach von Angriffen von »beispielloser Intensität« in Teheran

 23.06.2025