Geiseldeal

Hamas übergab Leichenteile von Ofir Tzarfati

In Tel Aviv demonstrieren Israelis im November 2023 für eine Freilassung Ofir Tzarfati und aller anderer Geiseln. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Ein Sarg, den die Hamas am Montagabend an Israel übergab, enthielt nach Angaben israelischer Stellen Teile der sterblichen Überreste von Ofir Tzarfati. Dies geht aus israelischen Medienberichten hervor. Schon im Dezember 2023, etwa zwei Monate nach den Massakern und Geiselnahmen der Terroristen, hatten die israelischen Streitkräfte (IDF) bereits Teile seines Leichnams geborgen.

Die Nachricht befeuere die Debatte um das fragile Vermittlungsabkommen und verschärfe den politischen Druck auf die Regierung in Jerusalem, schreibt die »Times of Israel«.

Tzarfati war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 vom Nova-Festival verschleppt worden. Der damals 27-Jährige wurde kurz darauf für tot erklärt. Militärische Quellen erklären nun, die am Montag übergebene Kiste enthalte lediglich Teile seines Leichnams.

»Abstoßender Versuch«

Laut IDF inszenierten Terroristen die vermeintliche »Entdeckung«: In östlichen Teilen von Gaza-Stadt hätten Hamas-Mitglieder demnach mit schwerem Gerät ein Loch gegraben, Überreste aus einem nahen Gebäude geborgen, diese dort vergraben und dann vor der Internationalen Rotkreuz-Delegation so getan, als würden sie sie erstmals entdecken.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Armee habe den Vorgang mit einer Drohne aufgezeichnet. Die Familie Tzarfatis habe das Video gesehen und sprach den Berichten nach von einer erneuten Verletzung ihres Trauerprozesses. »Erneut ist die Familie getäuscht worden, während sie versuche, mit dem Verlust umzugehen«, heißt es in einer Stellungnahme der Angehörigen. »Das Video zeigt, wie die sterblichen Überreste unseres Sohnes manipuliert und dann dem Roten Kreuz übergeben werden – ein abstoßender Versuch, das Abkommen zu sabotieren und die Rückführung aller Geiseln zu gefährden.«

Lesen Sie auch

Aus dem Büro des Ministerpräsidenten verlautete, das Vorgehen der Hamas verstoße klar gegen die Vereinbarungen. In Medienberichten war die Rede davon, Israel erwäge nun, die sogenannte »Gelbe Linie« – die das Küstengebiet derzeit in zwei Teile teilt – zu verschieben und zusätzliche Gebiete unter Kontrolle zu bringen, um Druck auf die Hamas auszuüben.

»Keinerlei Anreiz«

Das »Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien« warf der Hamas vor, den Waffenstillstand systematisch zu verletzen, und forderte ein entschlossenes Handeln. Die Organisation erklärte: »Die Hamas weiß genau, wo die Geiseln sind, und verspottet die Vermittler ebenso wie die Angehörigen. Die israelische Regierung darf das nicht länger hinnehmen.«

Auch Angehörige anderer Geiseln übten scharfe Kritik. Ruby Chen, dessen Sohn Itay Chen ebenfalls in Gaza getötet wurde und dessen Leichnam noch immer nicht übergeben wurde, sagte der Publikation »ynet«: »Dieses Abkommen funktioniert nicht. Hamas hat keinerlei Anreiz, die Leichen herauszugeben. Israel muss endlich handeln und die Lage verändern.«

Unterdessen forderten Vertreter der extremen Rechten eine Rückkehr zu massiven militärischen Operationen. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir schrieb auf X, die anhaltenden Täuschungen zeigten, dass die Terrororganisation »noch immer existiert«. Nun müsse »nicht ein Preis von Hamas verlangt werden – sondern ihr völliges Ende«.

Auch Ex-Premier Naftali Bennett erklärte: »Hamas ist ein Krebsgeschwür. Diese Organisation muss zerstört werden.« im

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert