Schwerin

Sukka vor dem Landtag

Beim Rundgang um das Schweriner Schloss sahen die Besucher auch die XXL-Sukka. Foto: Axel Seitz

Ob Tourist oder Schweriner – wer einmal um das prachtvolle Schloss herumspaziert, der kann im Burggarten durch eine Grotte gehen, über Treppen und Terrassen die Orangerie erkunden sowie zahlreiche Blumen, Sträucher und Bäume sowie Kunstwerke betrachten. In der vergangenen Woche gab es für Besucher zudem etwas zu entdecken, was sonst nicht im Burggarten steht: eine Sukka, eine Laubhütte.

Die Jüdische Gemeinde Schwerin hatte sich nämlich an der Aktion »Sukkot XXL« beteiligt. Anlässlich des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« haben sich deutschlandweit verschiedene Gemeinden bereit erklärt, eine Sukka an öffentlichen Plätzen aufzustellen.

Zugehörigkeit »Es ist wichtig, dass wir hier auch in Schwerin zeigen, dass die Gemeinde zur Mitte der Gesellschaft gehört. Wir haben schon eine Synagoge gebaut auf historischem Platz in der Altstadt«, sagt Rabbiner Yuriy Kadnykov. »Und jetzt hier beim Schloss, dem Sitz des Landtags, wo sich die legislative Macht befindet, steht nun die Sukka. Ein Haus, das ganz wackelig ist. Es ist ein Zeichen für unsere Parlamentarier, die wissen müssen, wie wackelig unsere Welt ist.«

Die Schirmherrschaft für »Sukkot XXL« hat Landtagspräsidentin Birgit Hesse übernommen.

Die Schirmherrschaft für »Sukkot XXL« in Schwerin hat Landtagspräsidentin Birgit Hesse übernommen. »Das passt zu uns als Landtag und dazu, wie ich diesen Landtag gerne haben möchte, nämlich weltoffen, tolerant und mit gegenseitiger Akzeptanz«, kommentiert sie. Und so war es für die SPD-Politikerin auch selbstverständlich, bei »Sukkot XXL« mitzumachen. Birgit Hesse betont, dass dieses Schloss eben nicht geschlossen, sondern offen sein soll, offen auch für andere Religionen.

Informationen In der Sukka hat Landesrabbiner Yuriy Kadnykov Informationsbroschüren ausgelegt, auch in der benachbarten Gaststätte in der Orangerie werden die Gäste über die Laubhütte auf der grünen Wiese informiert.

Eine Woche lang gab es zudem rund um die Sukka Veranstaltungen, in denen Kadnykov beispielsweise über jüdisches Leben in Schwerin und Mecklenburg-Vorpommern und jüdische Bräuche sprach.

Das Landespolizeiorchester trat gemeinsam mit Kantor Alexander Zakharenko von der Jüdischen Gemeinde Schwerin auf.

Der Jugendchor des Schweriner Goethe-Gymnasiums gab gleich zwei Konzerte und präsentierte Werke jüdischer Komponisten. Das Landespolizeiorchester trat gemeinsam mit dem Kantor der Jüdischen Gemeinde Magdeburg, Alexander Zakharenko, auf, und auch Preisträger des diesjährigen Festivals »Verfemte Musik« in Schwerin waren zu erleben.

Rabbiner Yuriy Kadnykov sagte, als gläubiger Mensch glaube er nicht an Zufälle. Dabei gibt es während des Laubüttenfestes in diesem Jahr gleich zwei Wahlen – die zum Bundestag und die zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.

zukunft Demokratie sei, so erläuterte Rabbiner Kadnykov, eine »wacklige Sache, man muss sie immer wieder verteidigen. Und wir können sie verteidigen, denn wir wissen, was 1933 passierte, als die Falschen demokratisch an die Macht kamen. Die ganze deutsche Geschichte landete in Trümmern. Alles wurde zerstört, nicht nur jüdisches Leben. Und wenn man so eine Laubhütte wie hier in Schwerin betrachtet und sieht, unsere Realität ist ziemlich wackelig, und mit dieser Erkenntnis zu den Wahlen geht, vielleicht können Politiker bessere Entscheidungen treffen, denn es geht um die Zukunft.«

Unabhängig davon, ob Birgit Hesse nach der Wahl wieder dem Landtag angehört und ob sie Parlamentspräsidentin bleibt, wünscht sich die SPD-Politikerin, dass das Projekt »Sukkot XXL« in Schwerin keine einmalige Aktion bleibt: »Ich kann mir gut vorstellen, dass wir das in den nächsten Jahren fest etablieren. Es ist mal eine andere Perspektive. Wenn wir alle miteinander reden, dann steht das dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gut zu Gesicht.«

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025