Offenbach

Nach antisemitischem Angriff: Rabbiner lobt Zivilcourage von Zeugen

Der Offenbacher Rabbiner Mendel Gurewitz Foto: Rafael Herlich

Der Offenbacher Rabbiner Mendel Gurewitz hat auf seiner Facebook-Seite das couragierte Einschreiten von Anwohnern beim jüngsten antisemitischen Vorfall gewürdigt.

Gurewitz wurde, als er am vergangenen Freitagabend die Offenbacher Synagoge mit seinen Kindern und einigen Freunden verließ, von einem Mann antisemitisch angegriffen.

FLÜCHE »Wir wurden durch sehr laute und gewalttätige Schreie und fürchterliche Flüche eines Passanten aufgeschreckt«, berichtet der Rabbiner.

Innerhalb kürzester Zeit hätten, so Gurewitz, mehrere Augenzeugen interveniert. Sie hätten nicht nur verbal ihre Ablehnung des Angreifers zum Ausdruck gebracht, sondern auch die Polizei gerufen. Einige hätten ihre Häuser verlassen und den Angreifer verfolgt.

»Wir sind stolz, hier zu leben und mit solch tollen Nachbarn gesegnet zu sein.«

Rabbiner Mendel Gurewitz

LIEBE Rabbiner Gurewitz beschreibt das Eingreifen der Nachbarn als »plötzliche Explosion von Liebe und Unterstützung. Offenbach ist eine gute Stadt mit den besten Menschen«, betont er. »Wir sind stolz, hier zu leben und mit solch tollen Nachbarn gesegnet zu sein«, schreibt der Rabbiner weiter.

Auch Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker lobte die Zivilcourage der Offenbacher Bürger: »Wenn Menschen diesem Judenhass aktiv entgegentreten, findet Antisemitismus auf unseren Straßen keinen Platz mehr.«

»Wir haben den Wunsch, dass jüdisches Leben künftig überall mit genauso beherzter bürgerlicher Zivilcourage verteidigt wird.«

Rabbiner Avichai Apel, Orthodoxe Rabbinerkonferenz

Der Frankfurter Gemeinderabbiner Avichai Apel erklärte für den Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD): »Jeder Angriff auf jüdisches Leben, ob verbal, tätlich oder tödlich ist immer ein Schock für die hier in Deutschland lebenden Juden.«

Apel würdigte ebenfalls das Einschreiten der Augenzeugen: »Als jüdische Gemeinde haben wir den Wunsch, dass jüdisches Leben, was seit 1700 Jahren ein fester Bestandteil Deutschlands ist und zum Alltag einfach dazu gehört, künftig überall mit genauso beherzter bürgerlicher Zivilcourage verteidigt wird – damit wäre gesellschaftlich viel gewonnen.«

VERFAHREN Bei dem Verdächtigen handelt es sich, wie das Polizeipräsidium Südosthessen am Montag mitteilte, um einen 46 Jahre alten Mann ohne festen Wohnsitz. Bei dem Angriff soll er angetrunken gewesen sein.

Der Offenbacher Rabbiner wurde schon mehrmals in der Öffentlichkeit antisemitisch angegriffen.

Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.

ANGRIFFE Rabbiner Mendel Gurewitz wurde in der Vergangenheit wiederholt in der Öffentlichkeit antisemitisch angegriffen. So wurde er im Juli 2018 auf der Straße von einer Gruppe junger Männer lauthals beschimpft.

2013 war Gurewitz in einem Offenbacher Einkaufszentrum von arabischstämmigen Jugendlichen beschimpft und gestoßen worden. ja

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025