Kino

»Humor ist etwas sehr Ernstes«

Nach Präsentationen in Berlin und Frankfurt hatte der Film am Montag in München Premiere. Foto: Astrid Schmidhuber

Das City-Kino war voll, als die Komödie Tango Shalom ihre München-Premiere feierte. Viele Besucher waren zuvor auf der Solidaritäts-Kundgebung für Israel gewesen. Manche hatten mit sich gerungen, ob der Kinobesuch angesichts der düsteren politischen Lage in Israel überhaupt möglich sei. Es ging nicht nur gut, sondern es war wichtig, Gemeinsamkeit zu spüren am einen wie am anderen Veranstaltungsort.

Ellen Presser, Leiterin des IKG-Kulturzentrums, zitierte in ihrer Begrüßung Eckart von Hirschhausen, wonach Humor nicht der Versuch sei, Leute nur zu amüsieren: »Humor ist eine Grundhaltung dem Leben gegenüber, und das ist etwas sehr Ernstes.« Wenn man sich dessen bewusst sei, ergänzte Presser, dann sei gerade diese Filmvorführung am richtigen Platz. Der Film sei ein Plädoyer für gegenseitigen religiösen Respekt und Weltoffenheit.

Die Biografie des Regisseurs Gabriel Bologna, der mit seiner Frau Zizi, verantwortlich für die Filmmusik, und der Schauspielerin Judi Beecher mit deutsch-jüdischen Wurzeln – ihre Mutter stammt aus Lörrach im Schwarzwald – nach München gekommen war, ist das beste Beispiel. Er ist der Sohn der legendären Broadway-, Fernseh- und Leinwandstars Joseph Bologna und Renée Taylor.

Den Film widmete er seinem italienischstämmigen Vater. Renée Taylor verkörpert im Film eine jiddische Mame und trauernde Witwe, ihre Reminiszenz an den verlorenen Lebenspartner. Man musste schon zweimal hinsehen, um in ihr die aufgedonnerte Mame von Fran Fine aus Die Nanny zu erkennen. Wie der Journalist Günter Keil im Gespräch nach der Aufführung gekonnt herausarbeitete, ist es ein authentisch jüdisches Filmprojekt, das jedoch ohne jede Einschränkung auch sein nichtjüdisches Publikum erreichen wird.

Der Film lief preisgekrönt auf vielen Festivals

Das sahen – international betrachtet – auch andere so. Der Film lief preisgekrönt auf vielen Festivals, wurde sogar von Papst Franziskus ausdrücklich gelobt, weil er »die Werte der Brüderlichkeit und des Friedens auf der ganzen Welt« fördere. Die Geschichte ist – kurz gesagt – der Versuch eines chassidischen Rabbiners, Geld zu verdienen, damit er seinen Cheder für kleine Schüler weiterführen und seinem vom Finanzamt und den Justizbehörden bedrängten Bruder aus der Patsche helfen und zudem dessen Hochzeit retten kann.

Den einzigen Ausweg, den er sieht, ist ein Fingerzeig von Haschem, an einem Tango-Wettbewerb teilzunehmen und das Preisgeld zu gewinnen. Doch wie soll das gehen, wenn er doch möglichst keinen Kontakt zu einer anderen Frau als der eigenen haben darf?

Der Filmkaufmann Robby Rajber stieß in Cannes zufällig auf die amerikanische Komödie und vertraute die Sprachregie der deutschen Version Armand Presser an, der in Dieter Landuris die ideale Stimme des Rabbiners fand. Landuris kommentierte schlagfertig: »Andere Leute kaufen sich eine Karte und gehen ins Kino. Robby Rajber geht ins Kino und kauft den Film.« Am 19. Oktober läuft Tango Shalom deutschlandweit an.

Porträt der Woche

Unterwegs

Channah von Eickstedt fuhr Taxi, war Buchhändlerin und gründete eine Gemeinde

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.04.2024

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Gedenken gehört eine Kranzniederlegung am Mahnmal vor dem Gemeindehaus

 26.04.2024

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Köln

Auftakt des Fachbereichs Frauen der ZWST

Zu den zentralen Themen gehören Empowerment, Gleichberechtigung und Gesundheit

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024