Terror

»Die Spiele waren ein Fest am Abgrund«

Zur Eröffnung der Gedenkstätte 2017 war Israels damaliger Präsident Rivlin (3.v.l.) angereist. Foto: picture alliance / Sven Hoppe/dpa

Demokratisch, bunt und weltoffen, geläutert und weit weg von den Hitler-Spielen 1936 wollte sich Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München präsentieren. Palästinensische Terroristen ertränkten die »heiteren Spiele« mit ihrem Anschlag auf israelische Sportler jedoch im Blut. An diesem dunklen Punkt in der Geschichte kommen die zahlreichen Veranstaltungen, die den 50. Jahrestag in den kommenden Monaten begleiten, nicht vorbei.

Zu dem umfangreichen Programm, das noch nicht endgültig bis ins letzte Detail feststeht, aber zeitnah auf der Internetseite www.muenchen1972-2022.de veröffentlicht und ständig aktualisiert werden soll, gehört zu Anfang des Kalenderjahres eine Buchvorstellung (26. Januar) im Literaturhaus. Die Spiele des Jahrhunderts. Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland (dtv) heißt das Werk der beiden Journalisten Roman Deininger und Uwe Ritzer.

miteinander Die Hochspringerin Ulrike Meyfarth, die in München die Goldmedaille gewann und an der Buch-Präsentation 50 Jahre später teilnehmen wird, verkörperte gemeinsam mit den anderen Sportlern den Traum vom friedlichen Miteinander. Dagegen stellen die Autoren fest: »Die Spiele in München waren ein Fest am Abgrund.«

Der damals herrschende Kalte Krieg habe aus dem Wettbewerb von Athleten einen Wettkampf der Systeme gemacht: USA gegen Sowjetunion, die Bundesrepublik gegen die DDR.

Zum Fazit des Buches über die Olympischen Spiele 1972 gehört auch die Darstellung eines geradezu fahrlässigen Sicherheitskonzepts und die Missachtung zahlreicher Warnungen.

Zum Fazit des Buches über die Olympischen Spiele 1972 gehört auch die Darstellung eines geradezu fahrlässigen Sicherheitskonzepts und die Missachtung zahlreicher Warnungen. Polizei und Behörden hätten auf ganzer Linie versagt. »Elf israelische Sportler und ein Polizist sterben, aber die Verantwortlichen werden nicht zur Rechenschaft gezogen«, ist schon in der Kurzbeschreibung zu lesen.

Deutschland habe damals auch so schnell wie möglich zur Tagesordnung übergehen wollen, lautet ein anderes Ergebnis, von dem Deininger und Ritzer nach jahrelangen Recherchen überzeugt sind.

verdrängung Daraus resultierende Verdrängungsprozesse nimmt Charlotte Knobloch, die langjährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, bei ihrer alltäglichen Arbeit wahr. Ein fehlender Erinnerungsort für die ermordeten Sportler und den getöteten Polizisten in München wurde von ihr über viele Jahre hinweg immer wieder angemahnt.

Erst am 6. September 2017 wurde in der Nähe des Olympiadorfs eine multimediale Gedenkstätte durch den Freistaat Bayern eröffnet. Deren Bedeutung für Israel und die jüdische Gemeinschaft war unter anderem daran erkennbar, dass Staatspräsident Reuven Rivlin eigens zu diesem Anlass aus Jerusalem anreiste.

In Fürstenfeldbruck, wo die Geiselnahme der israelischen Sportler vor 50 Jahren grausam endete, existiert schon seit vielen Jahren eine Gedenkstätte für die Opfer. Für Charlotte Knob­loch ist die jährliche Teilnahme an der Feier am 5. September eine ehrenvolle Pflicht. Aus Anlass des 50. Jahrestags plant die Stadt Fürstenfeldbruck eine App-gestützte Fahrradtour vom Olympiapark in München zum Endpunkt der Tragödie auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck.

Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde sagt »Resonanzräume«-Festival ab

Grund ist die »die aktuelle Eskalation der Situation zwischen Israel und dem Iran«, so die Kulturabteilung

 17.06.2025

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025