Bildung

Schulen sollen stärker gegen Antisemitismus vorgehen

»Die Schulen spielen im Kampf gegen den Antisemitismus eine Schlüsselrolle«: Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes/ZR

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Schulen sollen stärker gegen Antisemitismus vorgehen

Auf dem Schulhof wird »Jude« als Schimpfwort benutzt, ein Schulkind fragt, wann Juden das Blut der Christenkinder trinken: Bespiele für Antisemitismus und Vorurteile aus jüngster Zeit. Die Bildungsminister wollen nun stärker gegensteuern

von Yvonne Jennerjahn  11.06.2021 17:14 Uhr

Die Bekämpfung des Antisemitismus soll an den Schulen in Deutschland verstärkt werden. Dazu haben die Kultusministerkonferenz der Bundesländer (KMK), der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten eine gemeinsame Empfehlung beschlossen.

Diese mache klar, »Antisemitismus wird nicht geduldet und darf nicht ohne Folgen bleiben«, sagte die KMK-Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag bei der Vorstellung der Empfehlung. Ziel sei unter anderem, Wissen zu vermitteln und über Wurzeln und Ausprägung von Antisemitismus aufzuklären.

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»Antisemitismus ist eine ernste Gefahr für offene, freiheitlich-demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaften«, heißt es in der Empfehlung: »Jede und jeder Einzelne ist herausgefordert, Antisemitismus zu benennen und ihm entschieden entgegenzutreten.« Insbesondere der Schule mit ihrem Auftrag, Kinder und Jugendliche zu Mündigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu erziehen, komme eine besondere Bedeutung und Verantwortung zu. Neben einer ausführlichen Definition von Antisemitismus enthält die Empfehlung auch Hinweise zum Umgang mit Vorfällen und zur Weiterbildung.

»Die Schulen spielen im Kampf gegen den Antisemitismus eine Schlüsselrolle«, betonte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Es sei wichtig, dass Lehrkräfte Antisemitismus erkennen und angemessen reagieren können. Vorfälle auf Schulhöfen seien zwar glücklicherweise nicht alltäglich, sagte Schuster.

»Unsere Anforderungen und Erwartungen an die Lehrkräfte sind hoch«, betont Schuster. »Doch wir wollen sie damit nicht alleine lassen.«

Es gebe jedoch auch problematische Bereiche. In den Schulen müssten zudem jüdisches Leben, jüdische Geschichte und Kultur vor und nach dem Nationalsozialismus stärker thematisiert werden, sagte Schuster. Juden kämen vor allem als Opfergruppe der Zeit zwischen 1933 und 1945 im Unterricht vor.

Kein Kind werde als Antisemit geboren, sagte Schuster. Auf dem Weg dahin müsse es Fehlentwicklungen gegeben haben. Schulen komme beim Gegensteuern eine besondere Verantwortung zu. »Daher sind unsere Anforderungen und Erwartungen an die Lehrkräfte hoch«, betonte Schuster: »Doch wir wollen sie damit nicht alleine lassen.«

Felix Klein ist zuversichtlich, dass die nun beschlossene Empfehlung ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Antisemitismus ist.

Mit der neuen Empfehlung hätten sie nun eine Leitlinie zum Umgang mit Antisemitismus zur Hand. Lehrkräfte bräuchten viel Expertise, um gegen Judenhass vorgehen zu können. Dies müsse auch Teil der Lehrerausbildung an den Hochschulen werden.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, betonte, es sei »nötiger denn je, deutlich zu machen, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat«. In Schulbüchern werde zum Teil auch ein verzerrtes Bild der Gegenwart in Israel vermittelt, kritisierte Klein. Auch dies müsse geändert werden. Er sei zuversichtlich, dass die nun beschlossene Empfehlung ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Antisemitismus sei. Nun müsse sie auch in der Praxis umgesetzt werden.

Alle schulischen Akteure von Lehrkräften über, Eltern, Schülerinnen und Schüler bis hin zu Bildungsverwaltungen und Politik seien gefordert zu handeln, betonte Ernst. Der Umgang mit Antisemitismus bleibe eine Herausforderung »für uns alle«.

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INFO Die gemeinsame Empfehlung gibt nach KMK-Angaben eine Orientierung zum Umgang mit den verschiedenen Formen des Antisemitismus, beschreibt ihn in seiner Wirkung und zeigt Maßnahmen der Prävention und Intervention auf. Die Empfehlung richtet sich vor allem an Lehrkräfte und pädagogisches Personal aller Schularten, Schulstufen und Fächer, an Schulleitungen, Einrichtungen der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sowie an die zuständigen staatlichen Institutionen.

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