piusbruder

Neues vom Leugner

Keine weiße Weste: Richard Williamson provoziert mit israelfeindlichen Äußerungen Foto: dpa

piusbruder

Neues vom Leugner

Bischof Williamson stellt Israels Legitimität infrage

von Martin Krauss  28.01.2010 00:00 Uhr

Am 21. Januar sandte die Piusbruderschaft eine Ergebenheitsadresse nach Rom. »Danke, Heiliger Vater, danke für den muti- gen, zukunftsweisenden Schritt der Rücknahme des Exkommunikationsdekretes«, heißt es in dem Schreiben an Benedikt XVI.

Am selben Tag, an dem die Depesche den Vatikan erreichte, äußerte sich auch einer der vier in die römisch-katholische Kirche zurückgeholten Bischöfe über Israel und seine Existenzberechtigung: »Jedermann glaubt, dass dieser Staat legitim ist, aber das führt nicht notwendigerweise dazu, dass er es ist«, sagte der Brite Richard Williamson in einem Interview mit dem Franzosen Pierre Panet. Dieser gehörte bei den Europawahlen zu den Kandidaten für eine antizionistische Liste des französischen Komikers Dieudonné.

Ein Jahr zuvor, im Januar 2009, hatte sich Williamson bereits zu der These verstiegen, es seien in deutschen KZs »200.000 bis 300.000 Juden gestorben« und »nicht ein Einziger von ihnen in Gaskammern«. Weil er diese Leugnung des Holocaust auf deutschem Boden aussprach – das Interview wurde in Regensburg geführt –, verhängte das dortige Amtsgericht einen Strafbefehl gegen den Bischof. Am 16. April muss der 69-Jährige vor Gericht erscheinen.

Appeasement Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Die neuerlichen Äußerungen von Bischof Williamson bekräftigen noch einmal mehr, wessen Geistes Kind der Mann ist.« Er kritisiert das Verhalten Jerusalems: »Das Schweigen Israels dazu und zur Rolle des Papstes bei der Rehabilitierung der Piusbruderschaft kann man nur als Appeasement bezeichnen.«

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte der Jüdischen Allgemeinen nur: »Für die katholische Kirche steht das Existenzrecht Israels nicht infrage.« Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte am Wochenende in der Welt am Sonntag auf die Frage, ob er Anzeichen des Abrückens der Piusbrüder von ihren Positionen sehe, geantwortet: »Die Gespräche werden in Rom geführt, den Ergebnissen möchte ich mit Spekulationen nicht vorausgreifen.« Zu Richard Williamson äußerte sich Zollitsch nicht.

Auch vonseiten der Piusbruderschaft war keine Stellungnahme zu erhalten. Als Benedikt XVI. in der vergangenen Woche die römische Synagoge besuchte, hatten die Brüder dies so kommentiert: Man könne »nur hoffen, dass das Heil dem jüdischen Volk verkündet werde, welches durch Jesus Christus allen Menschen gebracht wurde«.

Provokation Die Gespräche, auf die sich Bischof Zollitsch bezieht, fanden Mitte Januar, einen Tag nach Benedikts Besuch der Synagoge in Rom, statt. Eine Delegation der Piusbrüder traf sich mit der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Es sei »über zentrale Glaubensfragen« gesprochen worden, teilen die Piusbrüder auf ihrer Website mit. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sagte am Dienstag der Mittelbayerischen Zeitung: »Warum der Vatikan alle Provokationen durchgehen lässt und die Traditionalisten – die Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog prinzipiell ablehnen – hofiert, ist nicht nachvollziehbar.« Generalsekretär Kramer ergänzt, so werde die »Glaubwürdigkeit des Papstes nachhaltig und endgültig infrage gestellt«.

Mittlerweile hat Benedikt XVI. nicht nur mit den Piusbrüdern ein Problem. Der Bischof von Krakau, Tadeusz Pieronek, wurde vor Kurzem damit zitiert, der Holocaust sei »eine jüdische Erfindung«. Pieronek betont zwar, er sei missverstanden worden, bestätigte aber gleichzeitig seinen Satz, dass »die Erinnerung an den Holocaust häufig durch Israel als Propagandawaffe eingesetzt wird und Juden überhaupt eine gute Presse haben, weil ihre Mächtigen über riesige finanzielle Ressourcen verfügen und von den USA bedingungslos unterstützt werden«.

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

»Brandmauer«

Internationales Auschwitz Komitee empört über neue Diskussion

Früherer einflussreiche Unionspolitiker hatten sich für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen

 19.10.2025

Schwerpunkt-Thema

Wie stark bleibt der Antisemitismus?

Die Zahlen von judenfeindlichen Vorfällen sind hoch. Fachleute zeigen sich abwartend bis skeptisch, wie die weitere Entwicklung sein wird

von Leticia Witte  19.10.2025

Berlin

Bündnis gegen Antisemitismus übergibt Aktionsplan an Bundestag

Mehr als 250 Organisationen und Prominente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden sich gegen Judenhass – und an die Politik

 19.10.2025

Washington

US-Außenministerium warnt vor Angriffsplänen der Hamas

Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über »glaubwürdige Berichte« informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten

 19.10.2025

Medien

Merz: Habe mich mit Begriff Staatsräson immer schwergetan

Den Begriff in Bezug auf das deutsche Verhältnis zu Israel hat die damalige Kanzlerin Angela Merkel geprägt. Ihr Nachfolger erklärt nun, wie er dazu steht

 19.10.2025 Aktualisiert

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025