Berlin

Felix Klein: Grundlage für nationale Strategie gegen Judenhass

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung Foto: imago/epd

Im Kampf gegen Antisemitismus hat Deutschland nach den Worten des Bundesbeauftragten Felix Klein Erfolge erzielt. Es sei einiges erreicht worden, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Anlass war die Vorstellung des ersten Berichts der Bundesregierung über den Umsetzungsstand und die Bewertung der Handlungsempfehlungen des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus am Mittwoch. Der Bericht wurde am selben Tag vom Kabinett gebilligt und soll später im Bundestag beraten werden.

kabinettsausschuss Klein erinnerte daran, dass der Bundestag im Juni ein Gesetz zur Bekämpfung von Hass und Rechtsextremismus vor allem im Internet verabschiedet hatte. Er verwies zudem auf den neuen Kabinettausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus.

Darüber hinaus wurde für übergreifende Beratungen zum Antisemitismus eine Bund-Länder-Kommission (BLK) unter Kleins Vorsitz aufgebaut. Für etliche Bereiche, in denen für das Vorgehen gegen Antisemitismus sensibilisiert werden soll, sind die Länder zuständig, etwa Schulen, Justiz und Sicherheitsbehörden.

Bisher gibt es – außer in Bremen – überall offizielle Ansprechpartner, die auch in der Kommission zusammenarbeiten.

Dem soll auch die Einsetzung der Antisemitismusbeauftragten in den Bundesländern Rechnung tragen. Bisher gibt es – außer in Bremen – überall offizielle Ansprechpartner, die auch in der Kommission zusammenarbeiten. »Das ist eine sehr gute Entwicklung«, so Klein.

RIAS Um sich einen umfassenderen Überblick über das Ausmaß antisemitischer Vorfälle zu verschaffen, wurde der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) gegründet. Dort können Vorfälle gemeldet werden, die mutmaßlich antisemitisch motiviert sind, aber nicht als Straftat erfasst werden.

Klein kündigte an, dass der Bericht die Grundlage für eine nationale Strategie gegen Antisemitismus sein solle. Deren Erarbeitung werde in der zweiten Jahreshälfte angegangen. Hintergrund ist eine Verpflichtung der EU-Mitgliedsstaaten, Maßnahmen gegen Antisemitismus für die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaften zu ergreifen.

In der Folge des Anschlags auf die Synagoge in Halle vor knapp einem Jahr stellt der Bund für bauliche und technische Maßnahmen zum Schutz von Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen zusätzliche 22 Millionen Euro als einmaligen Zuschuss für 2020 bereit. Hierfür wird ein Abkommen zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Zentralrat der Juden vorbereitet.

sicherheitsbehörden Trotz aller Erfolge zeige der Bericht, dass das Vorgehen gegen Antisemitismus eine »zentrale Aufgabe« für die Politik, die Sicherheitsbehörden, andere staatliche Institutionen sowie die Gesamtgesellschaft bleibe, betonte Klein.

Die große Mehrheit des Judenhasses komme von rechts. Zugleich müsse gegen Antisemitismus im linken Milieu und aus der »Mitte der Gesellschaft« vorgegangen werden, sagte Klein. »Gegen islamistischen Antisemitismus ist ebenfalls noch nicht genug getan worden.« Dafür gebe es Projekte in Moscheen sowie Formate für interreligiöse Gespräche.

Klein ist der erste Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Er trat am 1. Mai 2018 nach einem Beschluss des Bundestages seinen Posten an.

Berlin

Altbundespräsident: »Wir brauchen mehr Entschlossenheit«

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck fordert mehr Beschäftigung mit dem Antisemitismus aus dem arabischen Raum und von links

 09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  09.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Demokratie vor Attacken schützen

Das Internationale Auschwitz Komitee sieht mit Sorge einen Rechtsruck. Zum Jahrestag der Reichspogromnacht fordert es Solidarität mit den Schoa-Überlebenden

 09.11.2025

Berlin

Israels Botschafter: Linker Antisemitismus am gefährlichsten

Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland, differenziert zwischen linkem, rechtem und islamistischem Antisemitismus. Und erläutert, welchen er für den gefährlichsten hält

 09.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 08.11.2025

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025