EU-Parlament

Votum gegen Mittelkürzungen für Palästinenser

Das Louise-Weiss-Gebäude, Sitz des Europäischen Parlaments in Straßburg Foto: imago images/Peter Widmann

Das Europäische Parlament hat am Mittwochabend in namentlicher Abstimmung einen vor gut drei Wochen beschlossenen Vorschlag des eigenen Haushaltsausschusses abgelehnt, wonach rund sieben Prozent der jährlichen EU-Mittel an die Palästinenser in Reserve gestellt worden wären, solange nicht sichergestellt werden kann, dass in palästinensischen Schulbüchern nicht gegen Israel gehetzt wird.

DRUCK Geplant war, im EU-Budget für 2021 rund 20 Millionen Euro einzubehalten. Dafür hatten sich vor allem Abgeordnete aus Deutschland, insbesondere von CDU/CSU und FDP stark gemacht. Doch in der Abstimmung am Mittwoch verweigerten sich Sozialdemokraten, Grüne und Linke mit großer Mehrheit dem Vorhaben. Auch die liberale Renew-Fraktion, deren Mitglieder Moritz Körner und Olivier Chastel den im Haushaltsausschuss erfolgreichen Antrag selbst gestellt hatten, stimmte mehrheitlich mit Nein.

Beobachtern zufolge hatte es im Vorfeld der Abstimmung zum Etat starken Lobby-Druck auf die Abgeordneten gegeben, auch von Seiten des UN-Hilfswerks UNRWA, das in den Palästinensergebieten Schulen betreibt und damit direkter Nutznießer der EU-Gelder ist.

ENTSCHLIESSUNG Anstelle der Mittelkürzung nahm das Parlament eine Entschließung an, in der es heißt, man unterstreiche »die Notwendigkeit einer Aufstockung der Mittel für das UNRWA in Anerkennung seiner wesentlichen Rolle als Beitrag zur regionalen Stabilität und als einzigartiger Erbringer lebenswichtiger Dienstleistungen für Millionen von Palästina-Flüchtlingen«.

Ferner hebt die Resolution die »Bedeutung der Bildung von Kindern für Toleranz, Frieden und gegenseitigen Respekt« hervor. Die EU-Kommission wird ausdrücklich aufgefordert, »weiterhin mit der Palästinensischen Autonomiebehörde und dem UNRWA zusammenzuarbeiten, um eine qualitativ hochwertige Bildung für palästinensische Kinder zu fördern und die vollständige Einhaltung der UNESCO-Standards zu gewährleisten.«

Eine Studie des deutschen Georg-Eckert-Instituts hatte vor Kurzem herausgefunden, dass in einigen in den Palästinensergebieten verwendeten Unterrichtsmaterialien weiterhin äußerst problematische Inhalte enthalten sind. Die sollten nach dem Willen der Mehrheit im Haushaltsausschuss nun beseitigt werden, bevor die EU-Gelder wieder in vollem Umfang fließen könnten.

Doch eine Mehrheit des Europaparlaments machte diesen Plan zunichte. Von den Mitgliedern der grünen Fraktion im Europaparlament stimmte nur der frühere Vorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in Deutschland, Reinhard Bütikofer, für das Vorhaben. Auch die Parlamentarier von CDU/CSU und FDP im Straßburger Parlament unterstützten den Antrag. Am Ende fehlten aber insgesamt 54 Stimmen für eine Mehrheit. 58 Abgeordnete enthielten sich der Stimme.

SIGNAL Der schleswig-holsteinische Europaabgeordnete Niclas Herbst (CDU), einer der treibenden Kräfte hinter dem Antrag, zeigte sich enttäuscht, sieht aber dennoch ein Signal Europas an die Adresse der Palästinenser. »Das Abstimmungsergebnis ist knapp ausgefallen. Es ist bemerkenswert, dass die linken Fraktionen heute nicht für ein deutliches Signal gegen Hass und Hetze in palästinensischen Schulbüchern gestimmt haben.«

Dennoch sei klar geworden, dass sich die Palästinensische Autonomiebehörde nun darum kümmern müsse, den Kinder vor Ort eine Schulbildung ohne Hass zu geben. »Darauf hat ein jedes Kind ein Anrecht! Ich streite weiter dafür, dass die die Lehrbücher überarbeitet werden. Es darf kein Hass gegen Israel gelehrt und mit EU-Geldern unterstützt werden«, erklärte Herbst im Anschluss an die Abstimmung.

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert