Johannes Boie

Journalistisch falsch, menschlich widerlich

Johannes Boie Foto: Kopf & Kragen

Am 7. Oktober 2023 versteckte sich Yuval Raphael acht Stunden unter dem Körper einer ermordeten Frau. Sie gehörte zu den jungen Israelis, die auf einem Musikfestival von den Mördern und Terroristen aus dem Gaza-Streifen überrascht worden waren. Nur knapp und verletzt überlebte sie das furchtbarste Massaker an Juden seit dem Holocaust.

Nun steht Raphael in Basel beim Eurovision Song Contest auf der Bühne und repräsentiert als strahlende Sängerin ihr Land, Israel.

Es ist eine Geschichte, die jeden mit einem normalen Herzen und Verstand ausgestatteten Menschen aufatmen lässt. Ja, es gibt Überlebende. Ja, es ist möglich, dass sie ins Leben zurückfinden. Ja, der Staat Israel existiert weiterhin, und bleibt ein Ort, an dem Kunst, Gesang und Lebensglück möglichst ist. Welch ein Glück!

Anders sieht man es beim Bayerischen Rundfunk. Dessen junges Format »News WG« fragt auf Instagram seine Zielgruppe: »Sollte Israel hier teilnehmen dürfen?« Mit »hier« ist der Songcontest gemeint.

Diese Frage zu stellen ist scheinheilig, geschichtsvergessen, unjournalistisch und – widerlich. Scheinheilig, weil die Frage keine Antwort erwartet, sondern allein dadurch, dass sie gestellt wird, Grenzen verschiebt, und verschieben soll. Geschichtsvergessen ist sie, weil beim Ausschluss eines primär jüdischen Staates der Ausschluss jüdischer Menschen aus der Gesellschaft als Folge mitschwingt: Kauft nicht bei Juden – singt nicht mit Israel sind zwei unterschiedliche Sätze, aber in ihrer Forderung wird eine Parallelität zwischen beiden sichtbar.

Unjournalistisch ist der BR hier, weil die Frage obendrein einem Mob vorgeworfen wird. Ein Instagram-Bildchen für die professionellen Israel- und Judenhasser im Netz, die sich hinter Pseudonymen verbergen. Zahlen wir dafür Gebühren? Offenbar auch. Widerlich ist das Vorgehen der »News WG«, weil die Angelegenheit eine menschliche Dimension hat. Raphael hat knapp überlebt. Jetzt soll ihr Ausschluss aus einem westlich-europäischen Wettbewerb diskutiert werden. Dem BR mangelt es an Anstand.

Und weil dies im Öffentlich-Rechtlichen nicht der erste anti-israelische Vorfall, bei dem Judenhass zumindest mitschwingt, ist, muss in Deutschland eine ganz andere Frage gestellt und diskutiert werden: Wann endlich werden ARD und ZDF radikal zusammengekürzt, von Grund auf reformiert, als neutrale journalistische und menschlich anständige Institutionen neu etabliert? Es ist überfällig.

Der Autor arbeitet als Publizist und Berater in Berlin. Er ist Gründer einer Softwarefirma und war Chefredakteur von Welt am Sonntag und Bild.

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