Ralf Balke

Demos: Tummelplatz für Antisemiten

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Sie nennen sich »Corona-Rebellen«, rufen bundesweit zu sogenannten Hygiene-Demos auf, die ziemlich unhygienisch ausfallen, weil auf Mundschutz oder Abstandsregeln ostentativ verzichtet wird, und haben mit »Widerstand 2020« angeblich sogar eine eigene Partei.

Ihre Agenda: Die Maßnahmen der Bundesregierung, die aufgrund der Coronavirus-Krise beschlossen wurden, seien völlig übertrieben und dienten nur einem einzigen Zweck, nämlich der Abschaffung aller Grundrechte und der Errichtung einer Diktatur.

Und überhaupt sei das mit dem Virus so eine Sache, behaupten sie. Wahlweise stecke Bill Gates dahinter, der mit einem Impfstoff den großen Reibach machen und dabei der ganzen Weltbevölkerung seine Mikrochips einpflanzen wolle, um sie zu kontrollieren, oder aber die Freimaurer und der jüdische Milliardär George Soros. Kurzum, es gehe um die »neue Weltordnung«.

In Berlin zogen sie mit dem Klassiker »Die Gedanken sind frei« auf den Lippen gleich mehrfach vor die Volksbühne oder das Kanzleramt. Dabei sah man altbekannte Gesichter wie den umstrittenen Radiomoderator Ken Jebsen oder den rechtsextremen »Volkslehrer« und Schoa-Leugner Nikolai Nerling.

Mit von der Partie ist der prominente Vegan-Starkoch Attila Hildmann, der den nun überall vorgeschriebenen Mundschutz als »das neue Hakenkreuz« bezeichnet.

Mit von der Partie ist jetzt auch der prominente Vegan-Starkoch Attila Hildmann, der den nun überall vorgeschriebenen Mundschutz als »das neue Hakenkreuz« bezeichnete und sich mit dem reichsbürgeraffinen Schmusebarden Xavier Naidoo verbrüderte. »Wir beide sind bereit, für diese Sache Kopfschüsse zu kassieren!«, teilten sie auf Telegram mit.

STERN Zugleich inszenieren sich die »Corona-Rebellen« als potenzielle Opfer eines neuen totalitären Regimes nach dem Muster des Dritten Reichs, bezeichnen die Ausgangsbeschränkungen als »sozialen Holocaust« und heften sich gerne auch mal einen gelben Stern mit der Aufschrift »ungeimpft« an die Brust.

Bleibt nur die Frage: Was mag das für eine Verschwörung sein, die nur derartige Trottel erkennen können.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin und Tel Aviv.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025