Meinung

Xavier Naidoo: Die Dinge beim Namen nennen

Der 49-jährige Naidoo hat sich in jüngster Zeit immer stärker radikalisiert Foto: Getty Images

In diesem Kommentar geht es um einen Prominenten, dessen Statements von vielen als antisemitisch, rassistisch und verschwörungstheoretisch empfunden werden. Einen Prominenten auch, der als sehr klagefreudig gilt – weshalb wir hier vor einem ähnlichen Problem stehen wie die Bewohner des Harry-Potter-Universums: über ein Übel zu sprechen, dessen Name nicht genannt werden darf.

Der Prominente, der glaubt, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, wird nämlich selbst schnell unbequem für Personen, die die Wahrheit über ihn sagen wollen – und seine Anhänger ebenso.

Aber der, dessen Name nicht genannt werden darf, muss nicht erst klagen, um für die Welt unsichtbar zu werden – hat die Öffentlichkeit doch ausgefeilte Mechanismen entwickelt, um die Augen vor ihm zu verschließen. Ganz gleich, was er anstellt, es wird ihm sogleich wieder verziehen.

THESEN Seit Jahren fällt er mit denselben empörenden Ansichten auf; die Medien geben sich immer wieder aufs Neue überrascht. Warum nur sind so viele irritiert davon, dass Xavier Naidoo nun einmal ist, was er ist?

Schon 2009 hat der Musiker von »Baron Totschild« fabuliert, bizarre Thesen über Schwule aufgestellt. Nach kurzer Empörung wurde er wieder wie ein unschuldiger Sängerknabe behandelt. Man kann ihm zu seinem Marketing gratulieren. Nun spricht er über »Gäste« und »Gastgeber«, raunt Andeutungen über die Straftaten Geflüchteter, wie man sie vor allem aus Verschwörungsblogs kennt.

Erst nach öffentlichem Druck verbannte der TV-Sender RTL den Musiker aus der Jury von »Deutschland sucht den Superstar«.

Für den TV-Sender RTL war das zunächst kein Grund, ihn aus der Jury von Deutschland sucht den Superstar zu verbannen – wieder brauchte es öffentlichen Druck. Auf den hat der Sender glücklicherweise reagiert. Und Naidoo rausgeworfen. Eine richtige Entscheidung – wenn auch spät. Naidoo verteidigte sich: Auch seine Familie sei als Gast nach Deutschland gekommen, habe sich »an Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers gehalten«.

Insofern hat er recht: Wenn man Antisemitismus und Rassismus einer Aufnahmegesellschaft übernimmt, werden sie wahrscheinlich mit der dort üblichen wohlwollenden Ignoranz belohnt.

Immerhin: Protest wird inzwischen gehört. Wir müssen nur rechtzeitig damit anfangen – bevor der Mantel der Unsichtbarkeit wieder zu wirken beginnt.

Der Autor ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Meinung

Den Ball flach halten

Warum die israelische Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende eher verhalten ausgefallen ist

von Ralf Balke  19.04.2024

Thüringen

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024

Sigmount A. Königsberg

Ein Dankeschön an die Polizei

Die Verantwortlichen bei der Berliner Polizei und der Senatsverwaltung für Inneres haben im Kampf gegen Antisemitismus viel dazugelernt

von Sigmount A. Königsberg  16.04.2024

Angriff des Iran

Ich war mal ein Fan von Ihnen, Frau Baerbock …

Ein Versuch, der Außenministerin die Augen zu öffnen

von Sarah Cohen-Fantl  16.04.2024

Sebastian Leber

Der »Palästina-Kongress« war ein Blick in den Abgrund der Solidarität

Dass die Israelhasser als vehementeste Fürsprecher für die palästinensische Sache wahrgenommen werden, ist ein Armutszeugnis

von Sebastian Leber  16.04.2024

Angriff des Iran

Israels Existenz steht auf dem Spiel

Israels Verbündete sollten den Vernichtungsfantasien der Mullahs endlich Glauben schenken, statt vor Eskalationsspiralen zu warnen

von Rafael Seligmann  15.04.2024

Judenhass

Der Kampf gegen Judenhass ist ein Kampf für unsere Demokratien

Ein Kommentar von Aurore Bergé, Eric Pickles und Felix Klein

von Aurore Bergé, Felix Klein, Lord Eric Pickles  15.04.2024