Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Will New York regieren: Zohran Mamdani Foto: picture alliance / NurPhoto

Zohran Mamdani, der im November als Kandidat der Demokraten für das Amt des Bürgermeisters von New York antreten wird, ist Mitglied der »Democratic Socialists of America«, einer altehrwürdigen Organisation, die in den 80er-Jahren gegründet wurde. Ursprünglich waren sie Sozialdemokraten, Feinde der Ostblockdiktaturen, Gegner der israelischen Besatzungspolitik, aber niemals Antizionisten. Auch Juden gehörten den »Democratic Socialists« an, unter ihnen der Philosoph Michael Walzer, ein großer Theoretiker der amerikanischen Linken.

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump im Jahre 2016 änderten sich die Democratic Socialists schlagartig. Massenhaft traten junge Leute in die Organisation ein, die im Handgepäck ihre radikalen Ideologien mitbrachten. Die demokratischen Sozialisten der Vereinigten Staaten waren nun keine Sozialdemokraten mehr, sondern Leninisten.

Junge New Yorker haben bei den Vorwahlen Mamdani unterstützt, weil er ihnen das Blaue vom Himmel versprochen hat.

Plötzlich waren sie gegen die Nato und wollten, dass sich die Vereinigten Staaten mit Kuba, Venezuela, Russland und dem Iran anfreundeten; naturgemäß lehnten die Democratic Socialists fortan auch die schiere Existenz Israels ab. Die alten Mitglieder der Organisation, unter ihnen Michael Walzer, warfen angewidert das Handtuch und verließen den Verein. Aber Zohran Mamdani blieb.

Junge New Yorker haben bei den Vorwahlen Mamdani unterstützt, weil er ihnen das Blaue vom Himmel versprochen hat: Gratisbusse, billige Wohnungen, freie Kitaplätze. Aber auch sein harter Antizionismus zog sie an. Um die Sache etwas komplizierter zu machen, befinden sich unter den Unterstützern Mamdanis auch eine Menge junger Juden.

Lesen Sie auch

Seine Kandidatur markiert einen harten Bruch zwischen den Generationen: hier die Alten, für die Israel immer noch wichtig ist, dort die Nachgeborenen, die Israel für einen rassistisch-kolonialistischen Apartheidstaat halten. Die eigentlichen Wahlen sind im November, und sie sind dank Zohran Mamdani nun völlig offen. Möglich ist sogar, dass der Republikaner Curtis Sliwa gewinnt. Der ist zwar verrückt, aber kein Antisemit.

Der Autor ist Journalist und Schriftsteller. Er lebt in New York.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025