Fernsehen

Kennzeichen Hosenträger

US-Fernseh-Ikone: Larry King Foto: CNN

Fernsehen

Kennzeichen Hosenträger

US-Talkshowlegende Leibl Zeiger, besser bekannt als Larry King, hört auf

von Michael Wuliger  05.07.2010 17:51 Uhr

»Rede nie mit fremden Leuten«, hatte dem kleinen Leibl Zeiger sein Vater eingeprägt. Doch der Junge hielt sich nicht an den Rat. Er ging zum Radio. Bei einer Lokalstation in Miami Beach wurde Zeiger 1957 Moderator und nannte sich »Larry King«. Sein richtiger Name war dem Sender zu jüdisch.

Fast wäre die Medienkarriere gleich zu Anfang beendet gewesen. King, aufgewachsen in einem Viertel von Brooklyn, wo kaum Christen lebten, hatte im Studio eines Tages einen katholischen Priester zu Gast. Der 22-Jährige, der bis dahin nur Rabbiner kannte, fragte den Pfarrer ganz unschuldig, wie viele Kinder er habe. »Den Gesichtsausdruck werde ich mein Leben lang nie vergessen!«

promigäste So etwas könnte King heute nicht mehr passieren. Als Gastgeber der Interviewsendung Larry King live auf CNN, die er seit 1985 moderiert – die am längsten laufende TV-Gesprächsendung aller Zeiten, ausweislich des Guinness-Buchs der Rekorde – hat er eine eigene Dokumentationsabteilung, die alles, was King über seine Gäste wissen muss, für ihn recherchiert. Rund 50.000 Interviews hat King bei CNN geführt. Der Mann mit den Hosenträgern und der 70er-Jahre-Hornbrille ist eine US-Medieninstitution. In seinem Studio haben sämtliche US-Präsidenten seit Richard Nixon gesessen, ebenso ausländische Staats- und Regierungschefs wie Michail Gorbatschow, Muammar al Ghaddafi und Yitzhak Rabin – letzterer im Dreierpack, zusammen mit Jassir Arafat und König Hussein von Jordanien. Auch Popkulturgrößen waren bei King zu Gast, von Frank Sinatra über Paul McCartney und Johnny Cash bis zu Anna Nicole Smith.

kulturjude Geboren wurde der TV-Star 1933 als Sohn osteuropäischer Einwanderer. Die Zeigers waren fromme Juden. Sohn Leibl zum Leidwesen der Eltern nicht. Er schwänzte den Religionsunterricht, was ihm eine Ohrfeige seines Vaters eintrug, an die King sich bis heute erinnert. Viel Wirkung hatte die Strafe offenbar nicht. Der Fernsehmann geht zwar an den Hohen Feiertagen in die Synagoge – »aus Respekt vor meinen Eltern«, versteht sein Judentum ansonsten aber mehr kulturell als religiös. Er liebt den jüdischen Humor und die talmudische Tradition des Hinterfragens. Seine Lieblingsstadt ist Jerusalem, obwohl er die israelische Sicherheitspolitik skeptisch betrachtet. Und er hält immerhin eine Regel der Kaschrut ein: Fleisch und Milch kommen ihm nicht zusammen auf den Esstisch. »Schinken immer, aber nicht mit Milch – da kippe ich um.«

Jetzt geht der Promi-Befrager, der so prominent geworden ist wie seine Gäste, in den Ruhestand. Im September will der 77-Jährige nach 25 Jahren aufhören. Eine neue Beschäftigung hat King schon. Er steigt in eine Firma ein, die New Yorker Wasser für die Produktion von Bagels exportiert – anders schmecken sie nicht richtig, sagt er. Da ist Larry King ganz der Junge aus Brooklyn geblieben.

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  11.12.2025

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025