Frankfurt

Grundstein für gemeinsame wissenschaftliche Projekte

Josef Schuster (l.) und Enrico Schleiff Foto: Michael Faust

Sie nehmen mehrere Traditionsstränge wieder auf. Die im Aufbau befindliche Jüdische Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland und die Goethe-Universität Frankfurt möchten künftig eng kooperieren.

Das am Dienstag von Zentralratspräsident Josef Schuster und Uni-Präsident Enrico Schleiff in Frankfurt unterzeichnete »Memorandum of Understanding« soll nicht nur den Grundstein für künftige gemeinsame Vorhaben in Forschung und Lehre legen. Es verweist überdies auf die Geschichte der Frankfurter Universität, deren Gründung 1914 maßgeblich auf jüdische Stifter zurückging, sowie des von Franz Rosenzweig in den frühen 20er-Jahren gegründeten Freien Jüdischen Lehrhauses, an dessen Tradition die Jüdische Akademie anknüpfen möchte.

debatten Josef Schuster unterstrich die wichtige Rolle der künftigen Institution: »Mit der Jüdischen Akademie wollen wir die gesellschaftlichen Debatten in unserem Land um die jüdische Perspektive bereichern. Zugleich soll die wissenschaftliche Arbeit zu jüdischen Themen verstärkt werden.« Daher sei die Kooperation mit der Goethe-Universität »ein zukunftsweisender und überaus wertvoller Schritt«, so Schuster. Enrico Schleiff sagte, die Jüdische Akademie werde »eine Bereicherung für den Bildungsstandort Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet« sein. Er betonte die fachlichen Synergien zwischen Universität und Akademie.

Die Kooperation mit der Goethe-Universität sei »ein zukunftsweisender und überaus wertvoller Schritt«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Tatsächlich arbeitet die derzeitige Bildungsabteilung des Zentralrats, aus der die Akademie hervorgehen wird, punktuell mit der Goethe-Universität zusammen. So hat der evangelische Theologe und Judaist Christian Wiese, Leiter des an der Uni angesiedelten Buber-Rosenzweig-Instituts, schon mehrere Tagungen in Kooperation mit der Bildungsabteilung organisiert. Mit dem Synagogen-Gedenkbuch Hessen, an dem auch das Jüdische Museum Frankfurt beteiligt ist, beginnt bald ein weiteres gemeinsames Projekt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Doron Kiesel und Sabena Donath, die schon die Bildungsabteilung geprägt und gestaltet haben, werden die Jüdische Akademie, deren Domizil derzeit an der Senckenberganlage entsteht, leiten. »Die Akademie wird sich in ihrer Arbeit für aktive Toleranz und das gleichberechtigte Miteinander von Kulturen einsetzen«, sagt Kiesel. »Zugleich wollen wir ein aufgeklärtes Judentum vermitteln, in dem verschiedene Traditionen ihren Platz haben. Es ist wichtig, jüdischen Menschen eine Identität in der Moderne zu vermitteln«, betont Donath.

perspektive Zur Unterzeichnung des »Memorandum of Understanding« auf dem Universitätscampus Westend sprachen auch Kommunal- und Landespolitiker. Frankfurts Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig (SPD) sagte: »Eine spezifisch jüdische Perspektive ist auch für viele Fragen der Erinnerungskultur von immenser Bedeutung, ebenso für den gesamtgesellschaftlichen Kampf gegen Antisemitismus und die wiedererstarkende politische Rechte.« Das Memorandum of Understanding liefere einen wichtigen Beitrag zu dieser Herausforderung, so Hartwig.

Uwe Becker (CDU), hessischer Europa-Staatssekretär und Antisemitismusbeauftragter, blickte unterdessen auf die eingangs erwähnten Traditionsstränge, die die Jüdische Akademie und die Frankfurter Universität wiederaufnehmen möchten: »Die künftige Zusammenarbeit zwischen Goethe-Universität und Jüdischer Akademie baut auf den Bruchstücken eines gemeinsamen Fundamentes auf. (…) Umso bedeutsamer ist die Brücke, die das vereinbarte Zusammenwirken auf ebenjenem Fundament neu aufbaut.«

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  08.06.2025

Dortmund

Jachad Köln und Kavanah Aachen gewinnen die Jewro 2025

Den zweiten Platz belegt JuJuBa, Amichai aus Frankfurt ist Drittplatzierter

von Katrin Richter  08.06.2025

Jerusalem

»The German«: Masucci drehte während des Kriegs

Für die Dreharbeiten der Serie hat sich Schauspieler Oliver Masucci in Israel aufgehalten

 08.06.2025

Dortmund

Herzen in der Halle

Die erste Hälfte der Jewrovision zeigte, was in den Jugendzentren steckt

von Katrin Richter  08.06.2025

Jewrovision

Los geht’s

In Dortmund treffen sich über 1200 Jugendliche zum Gesangs- und Tanzwettbewerb unter dem Motto »United in Hearts«

von Katrin Richter  08.06.2025

Interview

»Es findet ein Genozid statt« – »Israel muss sich wehren«

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad über ihre langjährige Freundschaft, was sie verbindet – und was sie nach dem 7. Oktober 2023 trennt

von Philipp Peyman Engel  08.06.2025 Aktualisiert

Rheinland-Pfalz

»Aus Beutebeständen« - NS-Raubgut in rheinland-pfälzischen Museen

Viele kleine Museen in Rheinland-Pfalz haben bisher nicht danach geforscht, ob NS-Raubgut in ihrem Besitz ist. In den Sammlungen von vier dieser mehr als 400 Museen sah eine Kunsthistorikerin nun genauer nach

von Norbert Demuth  06.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025 Aktualisiert

Berlin

Dokumentarfilm »Don’t Call It Heimweh« über Margot Friedländer

Die Dokumentation von Regisseur Thomas Halaczinsky zeigt Friedländers erste Reise aus New York nach Berlin im Jahre 2003. Es war ihre erste Fahrt in die Heimatstadt nach 60 Jahren

 05.06.2025