»Freitagnacht Jews«

Es geht nicht ums Opfertum

Daniel Donskoy Foto: imago

»Ich packe meinen Koffer nach Auschwitz und nehme mit ...« – mit diesem makabren Spiel beendet der Schauspieler Daniel Donskoy eine Folge seiner Talkshow Freitagnacht Jews. Zuvor hat er mit seinen Gästen selbst gemachte Falafel gegessen, heiß diskutiert und zwischendurch immer wieder lachend mit den Schnapsgläsern seiner Großmutter angestoßen.

Bisher schon ein Mediatheken-Geheimtipp, läuft die Sendung nun auch regelmäßig im linearen TV. Donskoy ist im WDR Fernsehen am Freitag um 23.30 Uhr mit Freitagnacht Jews zu sehen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Ich bin persönlicher gewesen, als ich in jedem einzelnen Interview jemals vorher war. Ich habe da die beste Freundin meiner Mama eingeladen, meine Mutter gibt mir Kochtipps. Es ist schon sehr unter der Gürtellinie des Privaten«, sagt der 31-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Genau darüber freue er sich aber.

»Denn das gibt den Leuten auch den Ankerpunkt, um sich dann nach der Show vielleicht noch mal neu mit ‚Jude sein in Deutschland‘ auseinanderzusetzen.« Wer explizit etwas über das Judentum näher kennenlernen wolle, sei bei der Sendung aber falsch. »Das kann ihm die Show gar nicht bieten. Aber das wollen wir auch nicht.«

biografie In Moskau geboren, in Berlin die Kindheit verbracht, in Tel Aviv erwachsen geworden und in London neu gefunden – das waren bislang wichtige Stationen des Multitalents Donskoy, der mit Frömmigkeit nicht viel am Hut hat. Donskoy kann Ballett tanzen und schauspielert. Im ARD-Tatort war er zu sehen. Zuschauer kennen ihn auch aus der Netflix-Serie The Crown oder der Querdenker-Satire Schlafschafe auf ZDFneo. Immer wieder bringt er auch Musik heraus – so schrieb und sang er auch das Lied »Jude« als Soundtrack seiner Talkshow.

Als er den Song Mitte Mai veröffentlichte, schrieb er im Begleittext auf YouTube über Hass, der ihm bei sozialen Medien direkt ins Gesicht treffe, seit er die neue Sendung mache. Die Show ist im Rahmen des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« entstanden, das Donskoy nach eigenen Worten aber nichts bedeutet. »Freitagnacht Jews ist nicht mein Beitrag zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, sondern zur Gesellschaft, für Juden und alle anderen. Ich habe mir explizit herausgesucht, das heutige jüdische Leben in Deutschland zu feiern«, sagte Donskoy. »Es geht darum, junge Jüdinnen und Juden zu emanzipieren, ihnen eine Repräsentation zu geben, eine Show zu machen übers Jüdischsein, in der es nicht ums Opfertum geht.«

In der ARD-Mediathek sind bereits einige Folgen zu sehen. Auf vielfachen Zuschauerwunsch wird das Format nun auch im klassischen Fernsehen gezeigt. »Ich weiß nicht, ob die Sendung richtig ist für das lineare Fernsehen, keine Ahnung, denn das durchschnittliche lineare Publikum des WDR ist, sagen wir mal, etwas älter.« Er freue sich aber auf die Reaktionen, auch zu den Provokationen. »In einer Folge gibt es im Vorspann sogar einen Hitlergruß. Ich bin sehr gespannt, was das bei der älteren Generation auslöst.« Zwar sei es ihm wichtig, dass die Sendung auch im Fernsehen gezeigt werde. Aber: »Mir wäre es lieber gewesen, wenn man von vornherein mit voller Power dieses Ding durchgedrückt hätte als großes Online-Format.«

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  14.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025