Kassel

Documenta erneut mit Antisemitismus-Skandal

Ranjit Hoskote (in weißem Hemd) Foto: picture alliance / NurPhoto

Erneute massive Kritik an der Documenta in Kassel: Dem indischen Schriftsteller Ranjit Hoskoté wird vorgeworfen, im Jahr 2019 eine Petition mit dem Titel »BDS India« unterzeichnet zu haben. Hoskoté ist Mitglied der Findungskommission für die künstlerische Leitung der kommenden Ausgabe der Weltkunstausstellung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die selbst im Zusammenhang mit der Documenta monatelang massiv in der Kritik stand, kündigte wegen Hoskotés Unterstützung der antisemitischen BDS-Bewegung finanzielle Konsequenzen für die Kunstausstellung an.

»Ich bin zutiefst betroffen von der indirekten Anschuldigung, ich sei ‚antisemitisch‘« erklärte Hoskoté am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatte die »Süddeutsche Zeitung« berichtet.

Ablehnung autoritärer Ideologien

Mit der Unterzeichnung der Erklärung habe er sich »insbesondere gegen den Hindutva-Extremismus, der erklärtermaßen von Nazismus und Faschismus inspiriert ist«, gestellt. Er habe sein Leben der Ablehnung autoritärer Ideologien gewidmet. »Unterdessen habe ich mich öffentlich und deutlich gegen jeden kulturellen Boykott Israels ausgesprochen. Ich lehne die Ziele der BDS-Bewegung ab und unterstütze sie nicht«, so Hoskoté.

Insbesondere nach dem 7. Oktober 2023, dem Hamas-Terror in Israel und seinen Folgen, seien seine Gedanken sowohl beim jüdischen als auch beim palästinensischen Volk, bei der leidenden Zivilbevölkerung in Israel und Palästina.

Die von Hoskoté unterzeichnete Erklärung sei »ganz klar antisemitisch und strotzt vor israelfeindlichen Verschwörungstheorien«, teilte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Freitag mit. Sie droht der Documenta Konsequenzen an.

Sichtbare Reformschritte

»Eine finanzielle Beteiligung des Bundes wird es für die nächste Documenta nur geben, wenn es einen gemeinsamen Plan und sichtbare Reformschritte hin zu klaren Verantwortlichkeiten, einer echten Mitwirkungsmöglichkeit für den Bund und Standards zur Verhinderung von Antisemitismus und Diskriminierung gibt. Ich sehe hier noch keine Grundlage erreicht.« Es brauche einen glaubwürdigen Neustart bei der documenta.

Der Geschäftsführer der Documenta gGmbh, Andreas Hoffmann, nannte die Unterzeichnung der Erklärung laut Mitteilung aufgrund ihrer »explizit antisemitischen Inhalte nicht im Ansatz akzeptabel«. Die Unterschrift Hoskotés sei der documenta bis Donnerstag nicht bekannt gewesen.

»Ebenso wenig war uns das Statement selbst bekannt.« Hoffmann betonte: »Die Aufarbeitung der antisemitischen Verfehlungen auf der Documenta 15 ist für uns ein sehr ernstes Anliegen.«

Bereits die Documenta Fifteen war von zahlreichen Antisemitismus-Eklats überschattet worden. Die Schau gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst.

Hoskoté war im März neben fünf weiteren Mitgliedern von ehemaligen künstlerischen documenta-Leiterinnen und -Leitern für die Findungskommission ausgewählt worden. Die Gruppe soll bis Ende 2023 oder Anfang 2024 einen Kurator, eine Kuratorin oder ein Kollektiv für die nächste Documenta im Jahr 2027 vorschlagen. Die 16. Ausgabe soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel stattfinden. dpa

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025