Judenhass

Rio de Janeiro: Antisemitische Hacker stören virtuelle Trauerfeier

Die jüdische Eliezer-Max-Schule hielt am Sonntag eine Trauerfeier via Google Meet ab. Foto: Flash90 2015

An einer jüdischen Schule in Brasilien wurde die Online-Trauerfeier für eine langjährige Schulleiterin von Antisemiten gehackt. Dora Fraifeld, die fast vier Jahrzehnte lang an der Eliezer-Max-Schule der Reform-Gemeinschaft Associação Religiosa Israelita (ARI) in Rio de Janeiro unterrichtet und diese auch geleitet hatte, war in der vergangenen Woche im Alter von 74 Jahren verstorben.

LINK Zu ihren Ehren fand am Sonntag eine virtuelle Trauerzeremonie statt. Rund 50 Teilnehmer hatten sich auf der Plattform »Google Meet« eingefunden, als Hacker die Kontrolle über das Programm übernahmen und wüste judenfeindliche Parolen posteten, darunter »Lasst uns die ARI und alle Synagogen niederbrennen«, »Tod den Juden« und - auf Deutsch - »Sieg Heil«.

Ebenfalls auf dem Bildschirm zu sehen waren Clips mit Adolf Hitler, Nazisymbole und ein Video, auf dem ein Paar beim Sex zu sehen war. Die Schiwa-Zeremonie wurde daraufhin abgebrochen und später mit einem anderen Link fortgesetzt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Schulleiter Daniel Orlean sagte gegenüber der Nachrichtenagentur JTA, man habe, um ein größeres Publikum zu erreichen, den Zugangslink auf den sozialen Netzwerken veröffentlicht, was es den Hackern ermöglicht habe, die Feier zu stören. Man habe unterdessen ein IT-Unternehmen beauftragt, die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern.

UNTERSUCHUNG Mittlerweile ermittelt in der Sache auch die Polizei. Die jüdische Gemeinde forderte auch die Politik auf zu handeln. »Behörden aus Bundes-, Landes- und Gemeindekreisen müssen gegen Antisemitismus und die Verfolgung von Minderheiten Stellung beziehen«, erklärte Alberto David Klein, Vorsitzender der ARI und Präsident der Jüdischen Föderation des Bundesstaates Rio.

Er sprach von einem »Hassverbrechen«, das eindeutig gegen eine religiöse Minderheit gerichtet sei. Der Tageszeitung »O Globo« sagte Klein: »Dies sind terroristische Aktionen, denn sie erzeugen Panik, Angst und Terror.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Kommission gegen religiöse Intoleranz des Regionalparlaments von Rio forderte eine Untersuchung des Vorfalls durch die Polizeibehörde zur Bekämpfung von Cyberkriminalität. Der Abgeordnete Átila Nunes sagte, es handele sich um ein schwerwiegendes Verbrechen, das sich gegen die Grundlagen der Demokratie richte, weshalb die Urheber der Angriffe so schnell wie möglich ermittelt werden müssten.

BOLSONARO Der jüdische Abgeordnete Carlos Minc von der oppositionellen Arbeitspartei ging noch weiter. Er gab Brasiliens rechtspopulistischem Präsidenten Jair Bolsonaro eine Mitschuld für die Aktion der Hacker. »Die Tatsache, dass Bolsonaro Naziführer beherbergt, ermächtigt andere, diese Drohungen auszusprechen«, wetterte Minc auf seinem Twitter-Kanal.

Wen er damit meinte, machte er kurz darauf mit einem Retweet eines Fotos klar, das ein anderer User gepostet hatte und auf dem Bolsonaro mit der stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Beatrix von Storch und ihrem Mann Sven zu sehen ist. Allen drei Abgebildeten wurde ein Hitlerbärtchen verpasst. Mitte Juli hatte der Staatschef das Ehepaar im Präsidentenpalast in Brasilia empfangen. mth

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025