Nach dem Brandanschlag auf eine Synagoge in der australischen Stadt Melbourne hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Der 34-Jährige aus dem südöstlichen Bundesstaat New South Wales sei am Samstagabend (Ortszeit) im Stadtzentrum Melbournes gefasst worden, teilte die Polizei mit. Ihm werden demnach unter anderem rücksichtsloses Verhalten und die Gefährdung von Menschenleben, kriminelle Brandstiftung und Waffenbesitz vorgeworfen.
Der Verdächtige wurde am Sonntag einem Gericht vorgeführt und soll bis zu seiner Anhörung am 22. Juli in Untersuchungshaft bleiben, wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete. Das Motiv für den Brandanschlag war zunächst unklar. Die Ermittler sollten überprüfen, ob die Tat einen terroristischen Hintergrund habe, hieß es in der Mitteilung weiter.
»Abscheulich und verabscheuungswürdig«
Der Mann hatte am Freitagabend die Tür der Synagoge der East Melbourne Hebrew Congregation in Brand gesetzt, in der sich etwa 20 Menschen versammelt hatten, um den Schabbateingang zu feiern. Alle Anwesenden konnten die Synagoge den Angaben der Polizei zufolge unverletzt und sicher durch die Hintertür verlassen. Das Feuer sei gelöscht worden. Die Ermittlungen zu dem Vorfall, der zunächst nicht als Terror eingestuft wurde, liefen, heißt es weiter. »Diese Verbrechen sind abscheulich und verabscheuungswürdig, aber zum jetzigen Zeitpunkt stufen wir sie nicht als terroristischen Vorfall ein«, so die Polizei.
Australiens Premierminister Anthony Albanese verurteilte die Tat aufs Schärfste. »Der Brandanschlag auf die Synagoge im Osten Melbournes ist feige, ein Akt der Gewalt und des Antisemitismus und hat in der australischen Gesellschaft keinen Platz«, sagte er in einer Videobotschaft auf X.
Nur wenige Minuten nach dem Brandanschlag auf die Synagoge griff ein »propalästinensischer« Mob ein israelisches Restaurant an. Bei einem weiteren Vorfall im Vorort Greensborough seien Autos in Brand gesetzt und ein Gebäude besprüht worden, das bereits in der Vergangenheit angegriffen wurde, berichten australische Medien.
Gegen 20 Uhr Ortszeit am Freitag stürmten etwa 20 anti-israelische Aktivisten das Restaurant »Miznon« mitten im Stadtzentrum, unweit der Flinders Street. Der Mob habe »Tod der IDF« skandiert, während Stühle und Essen auf die Scheiben der Gaststätte geworfen wurde, bis eine davon brach, berichtete der australische Sender »9News«. Der Slogan erinnert an den Vorfall auf dem Glastonbury-Musikfestival, wo vor einer Woche das Rapduo Bob Vylan sein Publikum dazu antrieb, diesen Mordaufruf zu skandieren.
»Eine schwere Eskalation, die sich gegen unsere Gemeinschaft richtet«
Die meisten der Angreifer auf das Miznon waren maskiert, heißt es weiter. Während des Überfalls saßen Gäste sowohl im Innern als auch im Außenbereich. Laut »Times of Israel« wurde ein 28-Jähriger festgenommen, andere Verdächtige vor Ort befragt.
»Diese Ereignisse sind eine schwere Eskalation, die sich gegen unsere Gemeinschaft richtet«, wird Alex Ryvchin, der stellvertretende Geschäftsführer des Executive Council of Australian Jewry, zitiert.
Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich besorgt über die »antisemitischen Angriffe« in Melbourne. Er schrieb auf der Plattform X: »Die verwerflichen antisemitischen Angriffe mit Rufen wie ›Tod den IDF‹ und dem Versuch, eine Synagoge anzugreifen, sind schwere Hassverbrechen, die beendet werden müssen.« Israel fordere, dass die australische Regierung mit der vollen Härte des Gesetzes gegen die Täter vorgehen werde.
In den vergangenen Jahren und vor allem seit dem 7. Oktober 2023 hat es in Australien immer wieder antisemitische Angriffe gegeben – auf Häuser, Schulen, Synagogen und Fahrzeuge. In der Nacht zum 6. Dezember 2024 war die Adass-Israel-Synagoge in Ripponlea, einem Vorort von Melbourne, Ziel eines Brandanschlags gewesen. Dabei war ein Mensch verletzt und das Gebäude schwer beschädigt worden.
In Melbourne lebt Australiens größte jüdische Gemeinschaft mit rund 55.000 Mitgliedern. Ingesamt haben die Gemeinden im Land rund 120.000 Mitglieder. Australiens Juden seien mit am stärksten von der weltweiten Zunahme des Judenhasses seit dem 7. Oktober 2023 betroffen, berichtet die »Times of Israel«. Zwischen Oktober 2023 und September 2024 kam es zu mehr als 2000 antisemitischen Vorfällen, mehr als viermal so viele wie im Jahr vor dem Angriff der Hamas auf den Süden Israels, so der Exekutivrat der australischen Juden (ECAJ). ja (mit dpa)