Australien

»Juden raus«-Rufe vor Parlament in Melbourne

Bei den Demonstranten handelte es sich um Mitglieder des »National Socialist Networks« Foto: Screenshot

Eine australische Neonazi-Gruppe hat mit einer Protestaktion Melbourne für Empörung gesorgt. Rund 20 in schwarz gekleidete und teilweise vermummte Mitglieder besetzten die Treppe vor dem Parlament des Bundesstaates Victoria und enthüllten ein Banner, auf dem zu lesen war: »Jews hate freedom« (»Juden hassen Freiheit«).

Die australische Polizei hat Berichten lokaler Medien vom Sonntag zufolge damit begonnen, eine Gruppe von Männern zu identifizieren, die am Wochenende an einem Neonazi-Protest auf den Stufen des Parlamentsgebäudes von Victoria in Melbourne teilgenommen haben.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Medienberichten zufolge richtete sich der Protest gegen ein mögliches Verbot für Demonstrationen vor Gotteshäusern, über das aktuell im Parlament diskutiert wird. Anfang des Monats wurde die Adass Israel-Synagoge in Melbourne Zielscheibe von Brandstiftern. Ein Gemeindemitglied hatte zwei maskierte Personen gesehen, die eine Flüssigkeit auf das Gotteshaus schütteten und es dann in Brand steckten. Es entstand ein hoher Sachschaden, verletzt wurde aber niemand.

Kurz zuvor mussten in Syndey Beter mehrere Stunden lang in einer Synagoge ausharren, weil es vor dem Gebäude zu einer antiisraelischen Demonstration gekommen war. Auch in Melbourne liefen am Sonntag Teilnehmer einer propalästinensischen Demonstration durch die Innenstadt, um gegen mögliche Beschränkungen ihres Rechts auf Versammlungsfreiheit zu protestieren. Sie bezichtigten Israel erneut eines Genozids.

Antisemitische Slogans

Auf Videos vom Protest der Gruppe National Socialist Network (NSN) am vergangenen Freitag sind Männer zu sehen, die Slogans wie »Die Juden müssen weg hier« und »Freiheit für den weißen Mann« skandieren. Eine der Neonazis sagte, »die Juden« hätten wegen des Brandanschlags von der Regierung die Beschränkung des Versammlungsrechts gefordert, um Menschen das Recht zu nehmen, sie zu kritisieren. »Warum sollten 0,4 Prozent der australischen Bevölkerung – die Juden – der Regierung von Victoria vorschreiben dürfen, welche Freiheiten wir haben und welche nicht?«, schrie er und behauptete, der Grund dafür sei »Geld« und »die Macht der Juden« .

Weiter rief er: »Dieses Land sollte nicht den Juden gehören, sondern dem weißen australischen Volk gehören, das es aufgebaut hat.« Laut Polizeiangaben wurde zwischenzeitlich einer der Neonazis identifiziert. Man werde mit Nachdruck weiter ermitteln und hart vorgehen, sagte eine Sprecherin der Polizei der Zeitung »Herald Sun«.

Der Vorsitzende der Anti-Defamation Commission, Dvir Abramovich, erklärte laut »Times of Israel«, die Stadt Melbourne werde sich »niemals den Stiefeln des Hasses beugen und wir werden niemals zulassen, dass das Echo von Hitlers Hass die Zukunft unserer multikulturellen, demokratischen Gemeinschaft diktiert.« Das NSN ging während der Corona-Pandemie 2020 aus zwei rechtsextremistischen Organisationen hervor, der Lads Society und dem Antipodean Resistance. mth

Gesellschaft

Autorin Honigmann kritisiert Bild des Judentums in Europa

Judentum ist nicht das, was Nichtjuden sich vorstellen - darauf macht eine jüdische Autorin aufmerksam. Nach 1945 habe es zu wenig Interesse an den Berichten jüdischer Opfer gegeben, kritisiert sie. Mit einer Ausnahme

von Nicola Trenz  24.01.2025

Medien

Michel Friedman ist neuer Herausgeber des »Aufbau«

Die Zeitschrift »Aufbau« erfindet sich mal wieder neu. Diesmal soll Michel Friedman das 90 Jahre alte Blatt modernisieren. Der Journalist und Autor hat viel vor

von Sophie Albers Ben Chamo  23.01.2025

USA

Alija à la Dalí

Eine Ausstellung zeigt die wenig bekannte Auftragsarbeit des Surrealisten zum 20. Geburtstag Israels

von Sarah Thalia Pines  23.01.2025

Porträt

Liebe ohne Grenzen

Beatrice Wyler und Geri Naphtaly leben in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Nach Widerstand von verschiedenen Seiten konnten sie vor anderthalb Jahren heiraten. Eine Begegnung in Zürich

von Nicole Dreyfus  22.01.2025 Aktualisiert

Guatemala

Die jüdischen Taliban

Behörden des Landes gehen gegen die radikale Sekte Lev Tahor vor und befreien 160 Kinder

von Andreas Knobloch  21.01.2025

Holocaust-Gedenken

»Jeder Israeli ist zum Gedenken willkommen«

Polens Vize-Außenminister Władysław Bartoszewski zur Kontroverse um den Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu

von Michael Thaidigsmann  21.01.2025

Interview

»Antisemitismus in der Schweiz ist beunruhigend«

Die abtretende Direktorin des Bundesamts für Polizei (fedpol), Nicoletta della Valle, warnt vor der schnellen Radikalisierung von Jugendlichen und weist auf besseren Informationsaustausch, um Terrorismus zu bekämpfen

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

USA

So sieht »Nie wieder!« aus

Jonah Platts Familie gehört zu Hollywoods Elite. Im Interview spricht der Schauspieler, Drehbuchautor und Sänger über seinen Podcast »Being Jewish« und jüdische Selbstbehauptung seit dem 7. Oktober

von Sophie Albers Ben Chamo  20.01.2025

Italien / Vatikan

Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen

Eine namhafte jüdische Stimme wirft Papst Franziskus in Sachen Gaza-Krieg »selektive Empörung« vor. Bei anderen Konflikten weltweit halte sich das Kirchenoberhaupt dagegen zurück

 18.01.2025