Medienberichte

Israelische Regierung plant neue Offensive im Gazastreifen

Israelische Truppen im Gazastreifen Foto: IMAGO/Xinhua

Das israelische Sicherheitskabinett will heute über eine Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen beraten. Nach Berichten israelischer Medien hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entsprechenden Plänen bereits grundsätzlich zugestimmt. Das israelische Militär schickt Medienberichten zufolge bereits Einberufungsbescheide an Zehntausende Reservisten. 

Das israelische Nachrichtenportal »ynet« berichtete, eine größere Offensive könnte bereits in den kommenden Tagen beginnen. Ziel ist es demnach, den Druck auf die islamistische Hamas zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen. 

Netanjahus Büro teilte mit, angesichts der Entwicklungen in Gaza und Syrien sowie wegen »des intensiven diplomatischen und sicherheitspolitischen Zeitplans« habe der Regierungschef einen diese Woche geplanten Besuch in Aserbaidschan auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. 

Reservisten sollen reguläre Truppen ablösen

Die Zeitung »Jerusalem Post« berichtete, die geplante Mobilisierung von Reservisten sei massiv, aber immer noch deutlich kleiner als direkt nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer Extremistengruppen in Israel am 7. Oktober 2023. 

Laut »ynet« sollen einige der Reservisten reguläre Truppen ablösen, die gegenwärtig an der Nordgrenze oder im Westjordanland im Einsatz sind, damit diese wiederum in den Gazastreifen geschickt werden können. Für einige Reservisten sei es bereits die siebte Einberufung seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren. 

Die indirekten Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars über eine neue Waffenruhe waren bislang ergebnislos geblieben. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte »ynet«: »Solange die Hamas unsere Geiseln nicht freilässt, werden wir unsere militärische Operation deutlich intensivieren.« Eine letzte Chance bleibe nur, wenn die Hamas in letzter Minute einem Abkommen zustimme.

Palästinenser: Elf Tote bei Angriff im Süden des Gazastreifens

Bei einem Luftangriff auf ein Gebäude im Süden des Gazastreifens wurden nach Angaben der palästinensischen Behörden mindestens elf Menschen getötet, darunter auch Frauen und Kinder. Die Zahlen lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Die israelische Armee erklärte, Ziel sei ein Hamas-Mitglied gewesen.

Humanitäre Lage verschlechtert sich weiter

Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen. Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen. Seit gut zwei Monaten lässt Israel keine Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben. Die Armee wirft den Terroristen der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Das Nachrichtenportal »Axios« berichtete zuletzt, die USA und Israel planten, mit Hilfe einer privaten US-Firma Hilfsgüter an der Hamas vorbei in den Gazastreifen zu bringen. Ein entsprechendes Abkommen stehe kurz vor dem Abschluss.

Zahl der noch lebenden Geiseln in Gaza unklar

Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 24 Geiseln sowie die Leichen von 35 Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Ehemalige Geiseln berichteten von extrem grausamen Bedingungen. US-Präsident Donald Trump erklärte kürzlich, die Zahl der noch lebenden Geiseln sei vermutlich geringer als bisher angenommen.

Angehörige von Geiseln demonstrierten am Samstagabend in Tel Aviv erneut für eine Waffenruhe. Einav Zangauker, Mutter einer männlichen Geisel, sagte nach Angaben von »ynet«, weiterer militärischer Druck gefährde das Leben der Geiseln. Netanjahu schicke »die Soldaten in einen überflüssigen Krieg«, sagte sie demnach. 

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Der Krieg wurde durch den Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 im israelischen Grenzgebiet ausgelöst. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 Israelis verschleppt. Seitdem sind laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen rund 52.500 Menschen getötet worden. Allein seit Wiederaufnahme der Angriffe am 18. März sollen etwa 2.400 Personen ums Leben gekommen sein. 

Huthi-Miliz setzt Raketenangriffe auf Israel fort

Auch die jemenitischen Terroristen der Huthi-Miliz setzen ihre Angriffe auf Israel fort. Am Samstagmorgen heulten erneut Warnsirenen, unter anderem in Jerusalem und am Toten Meer. Ein aus dem Jemen abgefeuertes Geschoss wurde von der israelischen Raketenabwehr abgefangen.

Die Huthi feuern seit Wiederaufnahme der israelischen Offensive im März nach Scheitern einer zweimonatigen Waffenruhe wieder regelmäßig Geschosse in Richtung Israel – als Zeichen der Solidarität mit den Terroristen der Hamas. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa demonstrierten am Freitag Tausende mit Waffen und Plakaten mit dem Huthi-Motto: »Gott ist groß, Tod Amerika, Tod Israel, Fluch über die Juden, Sieg dem Islam.« dpa/ja

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