Krieg

Dutzende Geiseln am Leben - aber womöglich nicht mehr lange

Demonstrant in Tel Aviv bei der »Woche des Widerstands«, der so auf das Leid der Geiseln aufmerksam machen will. Foto: Flash90

Es ist die »Woche des Widerstandes« in Israel. Jeden Abend finden Proteste mit Tausenden Teilnehmern in Jerusalem, Tel Aviv und Caesarea, dem Wohnsitz von Premierminister Benjamin Netanjahu, statt. Der Druck auf die Koalition wächst. Während Regierungsgegner und Angehörige der Geiseln einen Deal für die Gekidnappten auf diese Weise erreichen wollen, erklärte ein hochrangiger israelischer Vermittler, dass »Dutzende von Geiseln«, die von der Hamas in Gaza festgehalten werden, mit Sicherheit am Leben seien.

Der Beamte, der unter der Bedingung der Anonymität mit der Nachrichtenagentur AFP sprach, warnte allerdings: »Wir können sie nicht lange dort lassen. Sie werden sterben.« Die überwiegende Mehrheit von ihnen werde von Hamas-Terroristen festgehalten. Er sagte auch, dass Israel eine Beendigung des Krieges nicht akzeptieren kann, bis alle Gefangenen im Rahmen eines Abkommens freigelassen werden. Sonst werde die Hamas ihre Verpflichtung brechen »und die Verhandlungen um zehn Jahre oder mehr« in die Länge ziehen. »Wir können uns zum jetzigen Zeitpunkt, vor der Unterzeichnung des Abkommens, nicht dazu verpflichten, den Krieg zu beenden.«

Erste Phase beinhaltet Klausel für zweite Phase

Er führte aus, warum: »Denn während der ersten Phase gibt es eine Klausel, dass wir Verhandlungen über die zweite Phase führen. Diese beinhaltet die Freilassung der Männer und männlichen Soldaten.« Der Beamte sagte auch, das israelische Verhandlungsteam habe dem sogenannten Biden-Plan grünes Licht gegeben, dies allerdings nicht öffentlich bestätigt. »Wir warten darauf, dass die Hamas ‚ja‘ sagt.« Sollte keine Einigung mit der Terrororganisation erzielt werden, würde die israelische Armee im Gazastreifen weiterkämpfen wie jetzt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Verhandlungen scheinen jedoch weiterhin ins Stocken geraten zu sein. Berichten zufolge versuche die Hamas, die Bedingungen des Abkommens zu ändern, indem sie einen vollständigen israelischen Militärabzug aus Gaza in die Anfangsphase drängt und darauf besteht, dass dies ein klares Ende des Krieges sein soll.

»Alles ist in Ordnung, Noa, wir bringen dich nach Hause.«

mitglied der polizei-eliteeinheit yamam

US-Präsident Joe Biden hatte im vergangenen Monat einen dreistufigen israelischen Vorschlag zur Beendigung des Krieges in Gaza vorgelegt. Biden sagte, die erste Phase werde einen »vollständigen und umfassenden Waffenstillstand« von sechs Wochen umfassen, bei dem sich die israelischen Streitkräfte aus »allen besiedelten Gebieten Gazas« zurückziehen.

In mehreren Gebieten der Enklave finden weiterhin Kämpfe zwischen der IDF und Mitgliedern der Terrorgruppe statt. Die israelische Armee gab am Dienstag bekannt, dass Soldaten in den vergangenen Tagen in Kämpfen in der südlichen Stadt Rafah und im Zentrum Gazas mehrere Terroristen eliminiert hätten.

253 Geiseln wurden während des Massakers der Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober entführt, bei dem etwa 3000 Terroristen auf dem Land-, Luft- und Seeweg über die Grenze nach Israel eindrangen und mehr als 1200 Menschen ermordeten. Israel geht davon aus, dass sich noch 116 Geiseln in Gaza befinden, darunter 41, deren Tod die Armee bestätigt hat.

Einzelheiten über jüngste Befreiungsmission

Währenddessen sind weitere Einzelheiten über die jüngste Befreiungsmission von vier Geiseln bekanntgeworden. Die israelische Polizei veröffentlichte neues Filmmaterial von Helmkameras, das die Rettung von Noa Argamani aus der Gefangenschaft der Hamas zeigt. Darin stürmen Mitglieder der Polizei-Eliteeinheit Yamam zur Terrorismusbekämpfung eine Wohnung in Nuseirat im zentralen Gazastreifen, in der die Geisel festgehalten wurde.

»Alles ist in Ordnung, Noa, wir bringen dich nach Hause«, sagt ein Beamter in der Aufnahme zu der jungen Frau. »Du bist in Sicherheit. Wir bringen dich zum Wagen.« Im Rettungsfahrzeug ist eine Stimme zu hören, die die Retter identifiziert: »Wir sind eine Gruppe von Yamam und Schin Bet, wir bringen dich nach Hause. Wir sind sehr aufgeregt, dass du hier bist, und wir sind stolz auf dich.« Worauf die 26-Jährige erwidert, dass sie auch sehr aufgeregt sei, aber große Angst vor dem Weg habe. »Alles ist in Ordnung«, versucht ein Mann, sie zu beruhigen, »du bist bei uns, es ist alles in Ordnung«.

Kurz darauf waren Noa Argamani und die drei männlichen Geiseln Almog Meir Jan, Andrey Kozlov und Shlomi Ziv, die in einer anderen Wohnung in der Nähe gefangen gehalten und von den israelischen Sicherheitskräften in einer dramatischen Aktion gerettet wurden, wieder zu Hause in Israel.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert