Jerusalem

Bärbel Bas zu Gedenkfeiern in Israel

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas mit Mickey Levy, dem Präsidenten der Knesset Foto: Flash90

Israel hat am Donnerstag der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedacht. Am Vormittag heulten für zwei Minuten landesweit die Sirenen. Autos hielten auf den Straßen an, Menschen standen still und gedachten der Toten.

Anschließend begann eine Gedenkveranstaltung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, an der auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas teilnahm. Die Politikerin legte dabei einen Kranz im Namen des Bundestags nieder. Danach wohnte sie als erste hochrangige Repräsentantin aus Deutschland einer Zeremonie im Parlament bei, bei der die Namen von Opfern des Holocaust verlesen wurden.

knesset In der Knesset entzündete Bas bereits zuvor eine Kerze im Gedenken auch an die vor 80 Jahren aus ihrer Heimatstadt Duisburg deportierte Jüdin Irma Nathan. Sie wurde 1942 von den Nazis ermordet. Auch ihr Mann und die beiden Kinder wurden von den Nazis getötet. Die deutschen Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer ermordeten während des Zweiten Weltkrieges insgesamt sechs Millionen Juden.

Bei der offiziellen Eröffnungszeremonie in Yad Vashem am Mittwochabend hatte Israels Regierungschef Naftali Bennett die Einzigartigkeit des Holocaust betont. »Selbst die schlimmsten Kriege heutzutage sind nicht der Holocaust und sind nicht vergleichbar mit dem Holocaust«, sagte er. »Die Nazis strebten danach, alle Juden zu jagen und jeden einzelnen von ihnen auszurotten.«

Nach einer Ansprache von Staatspräsident Isaac Herzog und Gebeten von Rabbiner Meir Lau entzündeten sechs Holocaust-Überlebende Fackeln.

leitwort Die Zeremonien stehen in diesem Jahr unter dem Leitwort »Transporte zur Vernichtung: Die Deportation der Juden im Holocaust«. Als Ehrengast von Knessetsprecher Mickey Levy wurde die deutsche Bundestagspräsidentin am Mittwochvormittag offiziell von ihrem Amtskollegen Levy in der Knesset begrüßt.

Zum Auftakt ihres Israel-Besuchs forderte Bas ein entschlossenes Vorgehen gegen Judenfeindlichkeit in Deutschland. »Wir erleben bedauerlicherweise einen Antisemitismus auch in unserem Land, wo man nur sagen kann und muss, wehret den Anfängen«, sagte Bas bei einem Besuch in Yad Vashem. Wenn sie höre, dass viele junge Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst vor einem Holocaust hätten, »dann sind das Alarmzeichen, die uns sehr, sehr wachsam machen müssen, und wo wir auch mit allen Mitteln, die wir als Rechtsstaat haben, entgegenlenken müssen«.

Bas schrieb in Yad Vashems Gästebuch: »Wir dürfen nicht vergessen. Deutsche haben sechs Millionen Leben ausgelöscht. In tiefer Trauer und Scham denke ich an die Toten.« Aus Deutschlands historischer Schuld erwachse eine besondere Verpflichtung auch für Israels Sicherheit.

Bas sagte, sie empfinde tiefe Scham, »weil Deutsche, unsere Vorfahren, eiskalt die Vernichtung geplant haben und brutal umgesetzt«. Man frage sich immer wieder, »wie konnte das passieren, warum haben nur so wenige geholfen«. Sie dankte Yad Vashem dafür, dass es die Erinnerung wachhalte. Es gebe den Ermordeten »ein Gesicht und einen Namen«.

BEZIEHUNGEN Der israelische Regierungschef Naftali Bennett sagte bei einem Treffen mit Bas: »In den letzten Jahren wurden in Deutschland sehr bedeutsame Schritte für das Holocaust-Gedenken und zur Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Ländern unternommen.« Er würdigte auch »die neue Regierung und meinen Freund, Kanzler Olaf Scholz, der sich sehr für die Erinnerung an den Holocaust einsetzt«.

In Israel leben nach offiziellen Angaben noch 161.400 Holocaust-Überlebende. Bas sagte während ihres Besuchs, sie sei in Gedanken auch bei den Holocaust-Überlebenden, die in der Ukraine leben, »wie es ihnen geht und wie wir ihnen helfen können«.

Vor dem Krieg lebten dort nach Angaben der Jewish Claims Conference rund 10.000 Holocaust-Überlebende. Rund 100 Holocaust-Überlebende seien seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Israel eingewandert. Zudem seien mithilfe der Organisation rund 70 Betroffene nach Deutschland gebracht worden.

Der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor, erklärte aus Anlass einer internationalen Videoaktion mit 100 Überlebenden des Holocaust: »Wir alle können eine bewusste Entscheidung treffen, aufzustehen und dazu beizutragen, dass sich unsere gemeinsame Geschichte nicht wiederholt.« dpa/kna

Hochzeit des Jahres

Hochzeit des Jahres

Daniel Peretz und Noa Kirel haben sich getraut

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Gesellschaft

Familienforum für Geiseln schließt seine Pforten

Nach mehr als zwei Jahren des unermüdlichen Einsatzes der freiwilligen Helfer »ist der Kampf vorbei«

von Sabine Brandes  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025

Jerusalem

Israel billigt Einwanderung Tausender Inder mit jüdischen Wurzeln

Die Regierung verspricht sich davon eine Stärkung des Nordens – auch nach den Folgen des jüngsten Kriegs

 24.11.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas spähte Social-Media-Profile von IDF-Soldaten aus

Zu den Zielen der Terroristen gehörte es, Armeeanlagen zu kartieren, Schwachstellen zu identifizieren und den Umgang mit israelischen Kampfpanzern zu erlernen

 24.11.2025

Militär

»Die IDF haben ihren Kernauftrag am 7. Oktober nicht erfüllt«

Generalstabschef Eyal Zamir sagte, die israelische Armee sei einer tiefgehenden Untersuchung all dessen verpflichtet, »was an diesem schrecklichen Tag geschehen ist«

 24.11.2025

Beirut

Israel tötet Hisbollah-Anführer

Haitham Ali Tabatabai, der Generalstabschef der Terrororganisation, war Ziel eines israelischen Luftangriffs

 24.11.2025