Berlin

Zeugin der Gürtelattacke erhält Preis für Zivilcourage

Bildausschnitte aus dem Video eines antisemitischen Angriffs des syrischen Flüchtlings Knaan Al S. in Berlin vom 17. April 2018 Foto: Screenshot JA

Die Hamburgerin Janina Levy ist am Montagabend in Berlin mit dem »Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus« geehrt worden.

Die Geschäftsführerin einer Kreativagentur schritt im April ein, als zwei Kippa tragende junge Männer in Berlin-Prenzlauer Berg auf offener Straße von einem jungen Syrer mit einem Gürtel attackiert und antisemitisch beschimpft wurden. Die judenfeindliche Attacke hatte im Frühjahr bundesweit für Entsetzen gesorgt.

gericht Der Förderkreis »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und die Jüdische Gemeinde zu Berlin als Auslober des Preises betonten, durch das Eingreifen von Levy seien die Täter vertrieben worden. Sie habe sich zudem danach um die Opfer gekümmert und als Zeugin vor Gericht ausgesagt. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wurde Levy im Berliner Hotel Adlon auf der traditionellen Charity-Veranstaltung für den »Raum der Namen« des Berliner Holocaust-Denkmals verliehen.

Die Preisträgerin erklärte, sie wäre für jeden in die Bresche gesprungen, der auf offener Straße aufgrund seiner »Andersartigkeit« drangsaliert und bedroht wird. Sie sei froh, eingeschritten zu sein, und rufe auch andere Menschen dazu auf, wieder mehr füreinander einzustehen. Ihre Maxime laute, »jeder für jeden – egal welcher Couleur«.

»Ich finde es auch nicht besonders mutig, was ich getan habe, sondern einfach nur menschlich. Und ich finde es leider dann im Umkehrschluss auch sehr unmenschlich, wenn andere Leute rumstehen und nichts tun«, betonte Levy.

Der Täter Knaan Al S. war im Juni vom Amtsgericht Berlin wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung zu vier Wochen Jugendarrest verurteilt worden. Eines der Opfer, ein junger Israeli, hatte den Angriff zeitweise mit dem Handy gefilmt und das Video in die sozialen Netzwerke gestellt.

Entschlossenheit Veranstalter des zum 13. Mal stattfindenden Spenden-Dinners waren neben dem Förderkreis »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Tischrede hielt Bundesaußenminister Heiko Maas. Der SPD-Politiker dankte der Preisträgerin im Namen der ganzen Bundesregierung für ihren Mut und ihre Entschlossenheit und rief die Gesellschaft zu mehr Wachsamkeit und Zivilcourage auf.

»Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir Haltung zeigen. Das beginnt damit, den Täuschungen und falschen Versprechen der Populisten laut und deutlich zu widersprechen. Wer ihnen nachläuft, der trägt am Ende dazu bei, dass sich der gesellschaftliche Grundkonsens in unserem Land immer weiter ins Extreme verschiebt«, sagte Maas.

Deshalb müsse die deutsche Außen- und Europapolitik »alles daransetzen, die liberale Weltordnung vor den Angriffen der Populisten zu verteidigen. Dies gelingt nur als vereintes Europa, als ›Europe United‹. Das nationale Interesse Deutschlands trägt einen Namen, und dieser Name lautet Europa.« epd/ja

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025