Taglit

Zehn Tage, die bleiben

Die vielleicht wichtigste Nachricht zuerst: »Alle Teilnehmer sind in Sicherheit, in der Nähe von Sicherheitszonen und in den guten Händen von den Teams vor Ort« – dieser Instagram-Post von »Taglit Germany« am Freitagmorgen vergangener Woche war das Aufatmen nach einem Tagesbeginn, der wissen ließ: Es ist Krieg.

Wenige Stunden zuvor war die Stimmung ausgelassen-fröhlich, der Star war Yuval Raphael, die Zweitplatzierte des Eurovision Song Contest, ein eleganter Abend mit einem Touch Berlin lag vor den Gästen in »Clärchens Ballhaus«. So wie es sein soll, wenn man seinen 25. Geburtstag feiert. Seit einem Vierteljahrhundert bringt die im Jahr 2000 gegründete Organisation junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren für zehn Tage nach Israel, um sie mit Kultur, Alltag und Natur zu verbinden. Bislang haben 900.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Reise gemacht, und ein hoher Prozentsatz von ihnen hat später sogar einander geheiratet.

Die 26-jährige Eden hat zwar nicht an der klassischen Reise teilgenommen, war aber im Rahmen des »Birthright Israel Volunteer«-Programms 14 Tage lang als Freiwillige im Land. Nach dem 7. Oktober 2023 wollte sich die junge Frau, die im Business Development einer Hotelkette arbeitet, unbedingt sozial engagieren und ihrem Geburtsland Israel auf diese Weise etwas zurückgeben, wie sie zwischen Vorspeise und Hauptgang der Feier erzählt. »Mir war es ein großes Bedürfnis, in einer schwierigen Zeit für die Menschen da zu sein und ihnen auf diese Weise zu helfen.«

Von Tel Aviv aus unterstützte Edens Gruppe Organisationen wie »Israel Support Bridge« oder »Latet«.

Von Tel Aviv aus unterstützte Edens Gruppe Organisationen wie »Israel Support Bridge« oder »Latet«. Vor Ort packte sie Hilfspakete für Familien, die zu dem Zeitpunkt evakuiert waren. »In diesen Paketen waren Essen, Kleidung und Hygiene-Produkte. Aber auch medizinisches Equipment, Erste-Hilfe-Ausstattung für Soldaten. Wir haben auch verletzte Soldaten im Krankenhaus besucht.« Eine intensive Zeit, die sie nachhaltig geprägt hat. So sehr, dass Eden bald ein drittes Mal mit Taglit nach Israel gehen will. »Dieses Mal nur für acht Tage und auch mit einer deutschen Gruppe. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird, und freue mich auch.«

Auch wenn mit Redaktionsschluss alle Reisen und Programme wegen der politischen Situation pausieren, wird es mit Taglit-Birthright weitergehen. Dafür sorgten bei der Gala, die von Michal Gelerman und der Journalistin Antonia Yamin organisiert wurde, Spenderinnen und Spender.

Und weil auch gerade jetzt Worte helfen, sprach der Berliner Unternehmer Yoram Roth das aus, was viele an diesem Abend vielleicht dachten: »Israel und Deutschland, Berlin und Tel Aviv, das sind die beiden Orte, an denen man progressive Ideen leben und verwirklichen kann.« In Israel könne eine Frau entscheiden, ob sie ein Unternehmen aufbauen, Kunst machen, an die Uni gehen, eine Familie gründen oder alles machen möchte. Es gebe Gerichte, die diese Freiheiten und Werte stützten und verteidigten. Für viele ist Taglit Birthright der erste Kontakt zu Israel, für die allermeisten nicht der letzte.

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025