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Wo Jüdischsein ganz normal ist

Die Delegation der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) in Buenos Aires Foto: JSUD

Nicht jeden Tag bekommt man als Studentin oder Student die Gelegenheit, ans andere Ende der Welt zu reisen. Doch dank der finanziellen Unterstützung des Auswärtigen Amtes konnte im Dezember eine 13-köpfige Gruppe von Aktiven der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) nach Buenos Aires fliegen. »Das waren zehn Tage volles Programm und unzählige Eindrücke«, fasst JSUD-Präsidentin Dalia Grinfeld zusammen.

Vor allem in die Vielfalt der jüdischen Lebenswelten in Argentinien wollte man eintauchen. »Für uns als Juden aus Deutschland, deren Identität oftmals in den Zusammenhang mit eher negativen Aspekten wie der Schoa oder dem Nahostkonflikt gebracht wird, war es etwas ganz Besonderes, ein Land kennenzulernen, in dem das Jüdischsein als völlig normal und unspektakulär wahrgenommen wird.«

Selbstverständlichkeit Das selbstverständliche Nebeneinander der verschiedenen Strömungen im Judentum war dabei ebenso ein Thema wie die Frage nach dem Übergang Argentiniens von einer Militärdiktatur hin zu einer funktionierenden Demokratie.« Und der jüdische Beitrag dazu. »Wie man sich auch als Minderheit für andere einsetzen kann, davon konnten wir uns hier vor Ort ein sehr gutes Bild machen und eine Menge lernen. Gerne würden wir einiges davon in unsere Arbeit in Deutschland mit einfließen lassen.«

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Es gab nicht nur zahlreiche Begegnungen mit Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft oder der Politik. Man tauschte sich auch mit anderen ethnischen oder religiösen Gruppen aus. »Zum Beispiel mit Vertretern der armenischen Community oder mit Anhängern der Bahai-Religion«, erzählt Sarina Balkhausen. Man habe sich zudem mit Vertretern des Interessenverbandes von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) getroffen.

amia Drei Erlebnisse haben sie dabei ganz besonders beeindruckt. »Der Besuch des Gemeindezentrums der Asociación Mutual Israelita Argentina, besser bekannt als AMIA, auf das 1994 iranische Terroristen einen Anschlag verübten, bei dem mehr als 80 Menschen getötet wurden.« Beeindruckt habe sie auch die Bereitschaft der Argentinier, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen, und »ein unfassbar warmherziger wie auch spiritueller Schabbatgottesdienst«.

Vor allem eines habe sie beobachtet, sagt Sarina Balkhausen: »Die jüdische Gemeinschaft ist in vielerlei Hinsicht ein Teil des zivilgesellschaftlichen Engagements, ohne dass dabei das Jüdische selbst immer im Vordergrund stehen muss.« Das fand die Studentin sehr faszinierend.

Eine ebenfalls 13 Personen starke JSUD-Gruppe war zum Jahreswechsel nach Jerusalem als Teilnehmer des 95. Kongresses der World Union of Jewish Students (WUJS) gereist. »Dort waren wir die größte Delegation eines Landes überhaupt«, berichtet JSUD-Vizepräsident Mike Delberg stolz.

diversität Bei dem internationalen Treffen habe es viel zu diskutieren gegeben. »Wie etwa sollen wir mit den neuen rechten Bewegungen umgehen, und was muss alles geschehen, damit wir in unseren Gemeinden beim Thema Diversität näher an den gesellschaftlichen Realitäten sind? Aus den deutschsprachigen Ländern kamen zu diesen Fragen viele wichtige Impulse, zum Beispiel im Bereich der Anliegen der LGBT-Community sowie Frauenrechte.«

Zudem gingen gleich zwei WUJS-Auszeichnungen nach Deutschland. »Eine für unsere AfNee-Kampagne gegen die AfD und die andere an den Bund Jüdischer Studenten Baden als bester regionaler Verband des Jahres.«

Auch Personelles stand zur Abstimmung. So wurde Avigayil Benstein als Präsidentin wiedergewählt. An ihrer Seite hat die Israelin nun zwei Stellvertreter aus Deutschland: Laura Cazés aus Frankfurt und Mike Delberg aus Berlin.

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