München

»Weicher Extremismus«

Referenten auf dem Podium Foto: David Friedmann

Der »Sommer des Antisemitismus« hieß das Thema der Abschlusswoche der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) in München. Wissenschaftler und Publikum fragten einander: »Was kann man als Jude tun?« Eine Antwort darauf schien unglaublich schwierig.

Jehoshua Chmiel, Gründer des Vereins Am Echad, versuchte als Moderator einer Diskussionsrunde bewusst zu »polarisieren«, um den jungen Leuten etwas auf den Weg zu geben. Er fragte: »Wie kann ich als jüdischer Mensch in diesem Staat leben, in dem ich mich nicht auf die Hilfe der Mehrheit verlassen kann?«

Anastassia Pletoukhina, Mitbegründerin der Berliner jüdischen Studenteninitiative Studentim, hätte sich bei den Diskussionen um die Ereignisse auf den Straßen »mehr überlegte Gespräche anstelle von lautem Geschrei« gewünscht. Ilia Choukhlov vom Vorstand des Arbeitskreises Jüdischer Sozialdemokraten und Vorsitzender des Jüdischen Studierendenverbandes Franken, warnte davor, sich von Angst leiten zu lassen. Er wünschte sich mehr Engagement »von den anderen aus den jüdischen Gemeinden«.

Medien
Die Medien seien nicht allgemein an den Pranger zu stellen, sagte der Student der Sozialwissenschaft und freie Journalist Igor Mitchnik. »Die Berichterstattung hat dazugelernt«, verhindern könne sie dennoch nichts. Die Präsidentin der EJKA, Eva Haller, wies darauf hin, dass es in ihrer Bildungseinrichtung viele Angebote in dieser Richtung gebe.

Isabel Enzenbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, fragte, ob der Judenhass von heute wirklich »neue Qualitäten« habe. Extremismusexperte Florian Hartleb wies auf die Trends einiger europäischer Parteien hin, sich harmlos zu geben, obwohl sie dem »weichen Extremismus« zuzuordnen seien.

»Zur antisemitischen Propaganda auf den ›Mahnwachen für den Frieden‹« nannte der Orientalist Remko Leemhuis seinen Vortrag. So heterogen diese Gruppierung sei, halte sie »die Klammer des Antisemitismus zusammen«. Beim Workshop »Antisemitismusprävention in der Zuwanderungsgesellschaft« ließen Diana Liberova vom Institut für Pädagogik und Vitali Liberov, Trainer für interkulturelle Kommunikation, die Teilnehmer »Kulturbrillen« aufsetzen, »um aus den Augen anderer zu sehen«.

Berlin

Zusammen spielen

Im Deutsch-Jüdischen Theater arbeiten Christen, Juden und Muslime an einer szenischen Lesung zu Ehren von sechs jüdischen Persönlichkeiten. Ein Probenbesuch

von Alicia Rust  03.08.2025

Sprachen

Ein besonderes Lesefest

Nach ihrem Abschied aus dem aktiven Schuldienst engagiert sich Michaela Rychlá in der Erwachsenenbildung

von Vivian Rosen  03.08.2025

Kirche

»Es geht um Haltung«

Thomas Leu über Antisemitismus, Denkmalschutz und eine künstlerische Intervention an der Calber »Judensau«

von Tobias Kühn  03.08.2025

Gemeinden

»Wir werden hier beschützt«

Seit 1980 ist Michael Fürst Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Ein Gespräch übers Weitermachen, Demokratie und alte Bücher, die wieder aktuell sind

von Katrin Richter  03.08.2025

Porträt der Woche

Historikerin aus Leidenschaft

Shiran Shasha forscht zu antiken Gärten und sammelt Geld für eine Synagoge auf Kreta

von Gerhard Haase-Hindenberg  03.08.2025

Hannover

Ehrung für jüdischen Unternehmer Seligmann

Die Ehrentafel wird am 17. August am Musikzentrum Villa Seligmann angebracht,

 31.07.2025

Weimar

Mittelbau-Dora zeigt letzten Besitz von Häftlingen

Die Ausstellung »#StolenMemory« bilde einen wichtigen Bestandteil einer Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen

 31.07.2025

Solidarität

»Wir lassen uns nicht einschüchtern«

Kurz vor Kabbalat Schabbat demonstrierten anti-israelische Gruppen in der Nähe der Synagoge. Hunderte Münchner bildeten daraufhin eine Menschenkette

von Luis Gruhler  31.07.2025

Berlin

Mit Regenbogen und Magen David

Der queer-jüdische Verein Keshet Deutschland lud zum »Pride Shabbat« in die Synagoge in der Oranienburger Straße

von Pascal Beck  30.07.2025