Festival

Tarbut in Thüringen

Am Sonntag gingen in Thüringen die Achava-Festspiele zu Ende. Im November geht es in dem Freistaat mit den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen weiter. Foto: dpa

Festival

Tarbut in Thüringen

Die Jüdisch-Israelischen Kulturtage laden im November zu rund 100 Veranstaltungen in 20 Städten ein

 05.10.2018 14:03 Uhr

Der 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel und das Gedenken an die Opfer der NS-Novemberpogrome vor 80 Jahren stehen im Mittelpunkt der 26. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur. Das Festival lädt vom 3. bis 8. November zu etwa 100 Veranstaltungen in 20 Städten des Freistaates ein, kündigte der Vorsitzende des Fördervereins des Festivals, Ricklef Münnich, am Freitag in Erfurt an.

Fast die Hälfte der Lesungen, Konzerte, Vorträge und sonstigen Veranstaltungen lägen dabei in der Verantwortung lokaler Partner. Zur offiziellen Eröffnung der Kulturtage werde am 4. November in der Synagoge im südthüringischen Berkach auch Ministerpräsident und Schirmherr Bodo Ramelow (Linke) erwartet.

Entwicklung Gemeinsam mit den anderen beiden jüdischen Festivals in Thüringen, dem Yiddish Summer in Weimar und den erst kürzlich in der Landeshauptstadt zu Ende gegangenen Achava-Festspielen, könnten die Kulturtage dazu beitragen, breite Teile der Gesellschaft gegen den wieder aufkommenden Antisemitismus zu immunisieren, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm.

»In ganz Thüringen wird mit den vielen Veranstaltungen ein wirksamer Beitrag gegen die Geschichtsvergessenheit geleistet«, betonte Schramm. Ziel sei, den Beitrag der Juden für die Entwicklung von Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur in Deutschland und ganz Europa wieder in Erinnerung zu rufen.

Dabei sei für ihn entscheidend, wie sich die Menschen gegenüber dem Staat Israel verhielten, betonte Schramm: »Es ist einfach zu sagen, ich bin kein Antisemit.« Diese Bezeichnung treffe jedoch auf alle zu, die das Existenzrecht Israels infrage stellen.

Kriegsende »Hätte es diesen Staat zehn Jahre früher, also 1938, schon gegeben, hätte ich meine Großmutter, meinen Onkel noch kennenlernen dürfen«, sagte der frühere Professor, der ein Jahr vor Kriegsende geboren wurde. Schramm hat alle Verwandten mütterlicherseits in den Vernichtungslagern der Nazis verloren.

Neben der Eröffnung in Berkach hob der neue Festivalchef Michael Dissmeier als besondere Höhepunkte die szenischen Lesungen aus dem Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész (1929–2016) hervor. Der ungarische Schriftsteller wurde im Jahr 2002 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet.

Das Werk des Überlebenden der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald wird auch an Orten aufgeführt, die mit dem Holocaust und dem Schrecken der NS-Zeit in Verbindung stehen. Dazu zählt der Erfurter Erinnerungsort »Topf & Söhne. Die Ofenbauer von Auschwitz« ebenso wie das Dokumentationszentrum Jonastal in Arnstadt.

Achava Am Sonntag vergangener Woche waren in Erfurt die jüdischen Achava-Festspiele zu Ende gegangen. Mit insgesamt 16.000 Besuchern sei das Festival im Freistaat »wirklich angekommen«, erklärten die Veranstalter in Erfurt zum Abschluss. Im nächsten Jahr sollen die Schwerpunkte des Achava-Festivals nach Eisenach und Weimar verlegt werden, kündigten die Veranstalter weiter an.

Seit 2016 wird der Trägerverein der Achava-Festspiele von der Thüringer Staatskanzlei gefördert. Das hebräische Wort »Achava« bedeutet in deutscher Übersetzung Brüderlichkeit und soll auf die jüdische Kultur und Tradition des Festivals hinweisen. epd/ja

Interview

»Berlin ist zu meiner Realität geworden«

Die Filmemacherin Shoshana Simons über ihre Arbeit, das Schtetl und die Jüdische Kunstschule

von Pascal Beck  11.09.2025

München

Ein Fundament der Gemeinde

Die Restaurierung der Synagoge an der Reichenbachstraße ist abgeschlossen. In den Erinnerungen der Mitglieder hat das Haus einen besonderen Platz

von Luis Gruhler  11.09.2025

Dialog

Brücken statt Brüche

Eine neue große Tagung der Denkfabrik Schalom Aleikum widmet sich der digitalen Kommunikation in Krisenzeiten

 11.09.2025

Dialog

Freunde wie Berge

Juden und Kurden verbindet eine jahrtausendealte Freundschaft. Um ein Zeichen der Gemeinsamkeit zu senden und sich des gegenseitigen Rückhalts zu versichern, kamen sie nun auf Einladung der WerteInitiative in Berlin zusammen

von Katrin Richter  10.09.2025

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert