Protest

Stuttgart 21 spaltet

Demo gegen Stuttart 21, Juli 2010 Foto: flickr

Die Auseinandersetzungen um das Bahnhofsprojekt in Stuttgart haben auch die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) erfasst. »Der Protest, vor allem die lautstarken Vuvuzelas, dringen bis in die Synagoge«, sagt Gemeindemitglied Bernard Widerker. »Als Stuttgarter Unternehmerfamilie stehen wir 100-prozentig hinter dem Projekt«, so der Geschäftsführer eines Finanzdienstleisters. Aber »die Überheblichkeit der Politiker und die fehlende Transparenz« bei den Informationen zu Stuttgart 21 hätten zu Unmut geführt. »Ich habe mir den Protest angeschaut, man staunt, wer alles mitäuft«, sagt Widerker. Der Unternehmer hofft, dass durch die Vermittlung von Heiner Geißler Ruhe in die Diskussion kommt. »Wenn das nicht gelingt, kommt es im Frühjahr bei den Landtagswahlen zu einem politischen Rutsch«, warnt der bekennende CDU-Wähler.

Befürworter des Projektes Stuttgart 21 sprechen gern vom »Mitläufertum« vieler Protestler. Das glaubt auch Mina Gampel von der IRGW. »Ich bin für das Projekt«, gibt die Malerin zu. Was da geschieht, sei »Volksfeststimmung« und die Hälfte der Demonstranten käme wohl nur »wegen der Gaudi«, so Gampel.

dagegen Lior Lev, Tänzer beim Stuttgarter Ballett, rieb sich die Augen, als er nach längerem Aufenthalt in Israel zurückkam. »In Israel geht es oft um Menschenrecht und Menschenleben, hier kämpfen die Menschen um den Erhalt von Bäumen, das hat mich sehr berührt«, sagt Lior Lev. Nachdem er die friedlichen Demonstrationen und den – seiner Meinung nach brutalen – Polizeieinsatz des 30. September erlebt habe, sei es für ihn klar, auf welcher Seite er stehe. »Viele Jahre ging ich quer durch den Stadtgarten, dieses wundervolle Stück Paradies zwischen meinem Zuhause und dem Theater, das kann ich für keinen Preis hergeben«, sagt Lev.

Als Befürworter von Stuttgart 21 outet sich Jan Tenné. »Man muss die nächsten 50 bis 100 Jahre anschauen, da können zehn Jahre Bauzeit kein Thema sein«, sagt der Geschäftsführer eines IT-Unternehmens. Als Autostadt lebe Stuttgart von der Mobilität. Das neue Projekt diene ihr und denen, die in der Region lebten.

dafür »Ich persönlich finde Veränderungen und Weiterentwicklung grundsätzlich gut«, sagt der Jurist Evgenij Usarov, »allerdings auch nicht um jeden Preis. Die Stadt verwandelt sich nach und nach in eine riesige Baustelle«, bedauert er. »Allerdings darf man nicht vergessen, dass seit Jahren geplant wird und Verträge geschlossen werden. Für Einige ist es eine existenzielle Frage.« Das Vorgehen der Polizei sei indiskutabel, sagt Usarov und spekuliert, ob die Grünen bald in Baden-Württemberg regieren.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert