Buch

Schwäbische Sefardin

Schwäbin, Israelin, Mutter: Omrit Kaleck bei der Vorstellung ihres Buches Foto: Gregor Zielke

Wenn Omrit Kaleck spricht, dann zweifelt fast niemand an ihrer Herkunft. Denn die junge Frau mit den dunklen Locken benutzt Wörter wie »weischt« oder »hascht« – ein deutliches Zeichen, dass sie eigentlich nur aus dem Schwäbischen kommen kann. Und richtig: Die 34-jährige Mutter zweier Kinder lebt seit zehn Jahren im beschaulichen Ridlingen in der Nähe von Ulm.

Eigentlich kommt die junge Autorin aber aus Aschdod und hat in der Heimat der »Spätzle« und des »Viertele« ein neues Zuhause gefunden. Der Liebe wegen kam Omrit nach Schwaben. Und was nach Kulturschock klingt, hat Kaleck in einem Buch verarbeitet.

Schwiegermutter In dem autobiografisch gehaltenen Roman, Spätzle mit Soß’ oder Schinken im Zhug, wie der hebräische Originaltitel lautet, schildert sie, was passiert, wenn sich eine Israelin in einen katholischen Schwaben verliebt und auf dessen Mutter trifft.

Ihre Hauptfigur, die Kunststudentin Dorit, verbringt ein Jahr in den USA, um zu sehen, was die Welt für sie bereithält. Während dieser Zeit verliebt sie sich in Klaus, heiratet ihn und zieht zu ihm nach Deutschland. Was alles sehr romantisch klingt, entwickelt sich jedoch schon bald zu einem mittleren Albtraum. Denn Klaus’ Mutter entpuppt sich als die schlimme Ausgabe einer jiddischen Mamme. Sie kontrolliert, bestimmt und mischt sich in das Leben des jungen Paares ein.

Vorurteile Zudem wird Dorit noch mit der deutschen Vergangenheit und Vorurteilen gegenüber Juden konfrontiert. Erlebnisse wie den Fund alter NS-Zeitungen, mit denen man die kahlen Wände tapezierte, um einen glatten Untergrund für die Tapete zu haben, verarbeitet Kaleck in winzigen, zum Teil bittersüßen Anekdoten.

»Schreiben – das war für mich schon eine Art Therapie, sonst wäre ich wahrscheinlich depressiv geworden«, sagt Kaleck bei der Vorstellung ihres Buches. Denn nicht nur die andere Umgebung, sondern auch das für sie damals noch äußerst befremdliche Essen, das noch seltsamere Namen trug, waren für die junge Israelin mit jemenitischen Wurzeln eine Herausforderung der besonderen Art.

Schinken »Ich kann mich noch genau an mein Gesicht erinnern, als ich das erste Mal Schinken gesehen habe«, sagt die 34-Jährige. Inzwischen hat sich Kaleck auch an diesen Anblick gewöhnt und betrachtet Schwaben als ihre Heimat. Gemeinsam mit ihrem Mann Gert und den beiden Töchtern führt sie ein ganz normales katholisch-jüdisches Leben mit allen Feiertagen, Bräuchen und manchmal auch seltsame Dingen. »Der Anfang war nicht leicht für mich«, sagt Omrit rückblickend.

»Ich konnte kein Deutsch, und die Mentalität der Menschen hier war für mich doch sehr gewöhnungsbedürftig.« Aber die fröhliche Neu-Schwäbin hat nie aufgegeben und sich durchgeboxt. Und so hat sie vielleicht gar nicht bemerkt, dass sie, als sie eines Tages aufwachte, plötzlich das feinste Schwäbisch in ihrem so hart erlernten Deutsch hatte. »Des isch scho okay«, sagt Omrit und lacht herzlich.

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025

Nachruf

Lev tov, ein gutes Herz

Der ehemalige Berliner Gemeinderabbiner Chaim Rozwaski ist verstorben

 09.10.2025

WIZO

Party und Patenschaften

Die diesjährige Gala der Frauen-Organisation in Frankfurt übertraf alle Erwartungen

von Laura Vollmers  06.10.2025

7. Oktober

Jüdische Gemeinde fordert aus Zeichen der Solidarität Israel-Flagge vor Rathaus

Am Dienstag jährt sich das von Terroristen der Hamas und anderer Terrororganisationen verübte Massaker in Israel zum zweiten Mal

 05.10.2025

Porträt der Woche

Auf der Bühne des Lebens

Elena Prokhorova war Lehrerin und findet ihr Glück im Theaterspielen

von Christine Schmitt  05.10.2025