1700 Jahre jüdisches Leben

Mehr als 70 Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz

Ihr Bundesland wolle sich aktiv am Festjahr beteiligen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz. Foto: Staatskanzlei RLP/Kristina Schaefer

Auch Rheinland-Pfalz wird sich aktiv am Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« beteiligen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer stellte bei einer Pressekonferenz in Mainz am Dienstag die geplanten Aktivitäten vor. Mehr als 70 Veranstaltungen sollen in den kommenden Monaten im Land stattfinden, darunter eine Konzerttournee mit israelischen Musikern, ein Schülerwettbewerb und eine Briefmarke zum Festjahr mit dem hebräischen Wort »Chai« (Leben).

»Allen Programmpunkten ist gemeinsam, dass sie vielfältige Begegnungen mit dem Judentum ermöglichen. Wir wollen zeigen, dass es seit vielen Jahrhunderten ein bedeutender Bestandteil unserer Kultur ist. Wir richten den Blick aber auch in die Gegenwart und in die Zukunft jüdischen Lebens. Gemeinsam machen wir deutlich, dass jede Form von Antisemitismus bei uns keinen Platz hat«, sagte Dreyer.

SCHUM-STTÄDTE Für Rheinland-Pfalz ist das umso bedeutender, da in diesem Jahr über die Aufnahme der SchUM-Städte Speyer. Worms und Mainz in das UNESCO-Kulturerbe entschieden wird. Die Koordinierung und Organisation der Vorhaben in Rheinland-Pfalz hat Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, übernommen.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Avadislav Avadiev, betonte, es sei wichtig, durch die Veranstaltungen des Festjahres der Gesellschaft einen Impuls zu einem neuen Miteinander zu geben und dabei Klischees und Vorurteile abzubauen.

AKTEURE Eine Vielzahl von Akteuren, jüdischen und nichtjüdischen Institutionen, Vereinen, Initiativen und Künstlern beteilige sich an dem. »Wir möchten alle ganz herzlich dazu einladen, mit Ihren Familien, die diversen Veranstaltungen zu besuchen und so Teil der gelebten Vielfalt zu werden«, so Avadiev weiter.

Ein Erlass des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 gilt als das älteste erhaltene Schriftzeugnis jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Das 1700-jährige Jubiläum wird bundesweit unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten vom Verein »321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« organisiert und koordiniert. Insgesamt sind mehr als 1000 Veranstaltungen deutschlandweit vorgesehen.

Malu Dreyer dankte dem Verein, den jüdischen Gemeinden im Land sowie den zahlreichen Akteuren, Initiativen und Institutionen, die das Jubiläum in Rheinland-Pfalz trotz Corona-Pandemie gestalten. »Wir freuen uns auf dieses besondere Festjahr und die vielfältigen Begegnungen mit der jüdischen Kultur. Für Rheinland-Pfalz ist es umso bedeutender, da in diesem Jahr über die Aufnahme der SchUM-Städte in das UNESCO-Weltkulturerbe entschieden wird«, so die Ministerpräsidentin.

ZEUGNISSE »Die Monumente und Friedhöfe in den SchUM-Gemeinden sind einzigartige Zeugnisse der kontinuierlichen, über tausendjährigen Präsenz jüdischer Gemeinden in unserem heutigen Bundesland, an denen die Geschichte der Begegnung und Verfolgung gleichermaßen eindrücklich ablesbar ist.

Vor die Herausforderung gestellt, ihre Religion in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft zu leben, entwickelten die SchUM-Gemeinden eine eigenständige religiöse Rechtsprechung, neue Bauformen für ihre Religion und eine Bestattungskultur, die an vielen anderen Orten aufgegriffen wurden. Die Monumente erzählen uns vom hohem Status, den jüdischen Frauen im Mittelalter hatten, sie erzählen von der Bedeutung der rituellen Reinheit und von Reformbewegungen und sie erzählen von Zerstörungen und Wiederaufbau«, sagte Kulturminister Konrad Wolf.

Die Eintragung in die Liste des UNESCO-Welterbes würde ihre Bedeutung als außergewöhnliche Zeugnisse jüdischer Geschichte und christlich-jüdischer Begegnungen unterstreichen, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit eröffnen, mehr noch als bisher jüdische Geschichte, Kultur und Religion in ihrer Vielfältigkeit zu vermitteln, so Wolf. mth

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025