Israel-Jacobson-Preis

Justizminister geehrt

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ist am Donnerstagabend in Berlin mit dem Israel-Jacobson-Preis der Union progressiver Juden (UpJ) in Deutschland ausgezeichnet worden. Damit wurden seine Verdienste um das »Rosenburg-Projekt« bei der Aufarbeitung und Bekanntmachung der NS-Vergangenheit von Spitzenbeamten des Bundesjustizministeriums in den Nachkriegsjahren geehrt.

In seiner Dankesrede sagte der SPD-Politiker: »Wir dürfen niemals vergessen, welche Verbrechen Deutschland begangen hat. Und wir dürfen auch nicht vergessen, welche Rolle die Justiz dabei gespielt hat.«

Der Preis wurde Maas im Saal des Kammergerichts Berlin verliehen, wo in der Nazizeit der berüchtigte Strafrichter Roland Freisler am Volksgerichtshof NS-Gegner verurteilte und in den Tod schickte. Maas sagte, es bleibe erschreckend, dass so viele Juristen, die schwere Schuld auf sich geladen hatten, ihre Karrieren in der jungen Bundesrepublik fortsetzen konnten.

Rechtsstaat
Bei der strafrechtlichen Ahndung des Völkermordes an den Juden und anderer Naziverbrechen habe die Nachkriegsjustiz kläglich versagt. Dennoch habe sich die Bundesrepublik zu einem stabilen, freiheitlichen Rechtsstaat entwickelt: »Das neue Forschungsprojekt wird uns helfen, diesen Widerspruch zu verstehen.«

Es werde immer wichtiger, neue Wege zu suchen, »wie wir die Erinnerung wachhalten und weitergeben können«, sagte Maas: »Beim Rosenburg-Projekt tun wir das zum Beispiel durch Diskussionen mit Schulklassen, die wir mit den Forscherinnen und Forschern zusammenbringen.«

Eindringlich warnte Maas vor antisemitischen Tönen bei jüngsten »Pro-Gaza«-Demonstrationen in Deutschland. Meinungsfreiheit rechtfertige keine Volksverhetzung. »Wer sich auf diese Weise mit dem Judentum anlegt, der legt sich auch mit dem deutschen Rechtsstaat an«, betonte der Bundesjustizminister unter Beifall.

Beziehungen In seiner Laudatio auf Maas sagte der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor (79), seine Generation in Israel habe ursprünglich mit der Bundesrepublik nichts zu tun haben wollen, weil viele Israelis in den 50er- und 60er-Jahren davon ausgingen, dass sich Deutschland seiner Vergangenheit nicht stellen wolle. »Dass wir heute die besten Beziehungen zu Deutschland haben, haben wir Menschen wie Ihnen zu verdanken«, sagte er an Maas gerichtet.

Der undotierte Israel-Jacobson-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum siebenten Mal. Benannt ist er nach dem Reformer Israel Jacobson, dessen 1801 in Seesen eingerichtete Schule und Synagoge als Geburtsort des liberalen Judentums gilt.

Meilensteine Bisher wurde der Preis vergeben, um »Meilensteine des liberalen Judentums« zu würdigen. Sonja Guentner, Vorsitzende der UpJ, sagte am Donnerstagabend, der Vorstand ihrer Organisation sei tief beeindruckt davon, wie Maas bei seinem Amtsantritt die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zu einem zentralen Thema seiner Amtszeit erklärt habe.

Ausdrücklich bedankte sie sich auch bei Maas’ Vorgängerin, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Guentner sagte weiter, eine Präsentation des Rosenburg-Projekts in Israel in naher Zukunft hätte die Chance, die letzten Überlebenden der Schoa zu erreichen und ihnen das heutige Selbstverständnis der deutschen Justiz zu dokumentieren.

Die Zeremonie im Berliner Kammergericht war der Auftakt zur 20. Jahrestagung der UpJ unter dem Motto »Liberales Judentum heute«, die am Sonntag in Berlin-Spandau endet.

Preisträger Bisherige Träger des Israel-Jacobson-Preises waren unter anderen der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Walter Homolka, die Rabbiner Henry G. Brandt und William Wolff, der 2007 verstorbene Judaist und Historiker Ernst Ludwig Ehrlich sowie die Ehrenpräsidentin der Europäischen Union progressiver Juden, Ruth Cohen.

Im Jahr 2012 ging der Preis an den langjährigen Präsidenten des europäischen Unions-Verbandes, Leo Hepner, und an Jan Mühlstein, Mitbegründer der liberalen Jüdischen Gemeinde München Beth Shalom und langjähriger Vorsitzender der UpJ.

Die Union progressiver Juden in Deutschland vertritt insgesamt 24 Mitgliedsgemeinden sowie drei weitere liberale Organisationen in der gesamten Bundesrepublik und steht in der Tradition des in Deutschland begründeten aufgeklärten liberalen Judentums.

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025