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Ferien

Jeden Tag eine Überraschung

Der Duft von frischem Hefeteig zieht durch das Jüdische Bildungszentrum – Rohr Chabad Center an der Münsterschen Straße. Vom Hinterhof hallen Kinderstimmen, sie feuern sich gegenseitig an – es ist der fünfte Tag des Feriencamps Gan Israel von Chabad Lubawitsch. In zwei Gruppen stehen Mädchen und Jungs jeweils in einer Reihe auf dem Hof und klatschen begeistert zu einem Lied auf Hebräisch im Takt mit. Dann gehen alle in das Bildungszentrum hinein, um zu beten.

Der kleine Yitsak allerdings ist schon fertig und wartet darauf, dass das Programm endlich weitergeht. »Ich finde es toll hier – besonders die Ausflüge sind klasse«, sagt der Siebenjährige. So waren die Gruppen schon in einem Kletterpark, haben Football gespielt und Spielplätze besucht. Auch David, ebenfalls Schüler der Jüdischen Traditionsschule, findet es super.

Identität 60 Kinder sind in der ersten von insgesamt drei Wochen dabei. Die jüngsten sind etwa drei, die ältesten elf Jahre alt. 100 Kinder sind bereits für die letzte Woche angemeldet, sagt Rabbiner Shmuel Segal, der das Camp betreut. Es sei wichtig, Kindern eine jüdische Identität mitzugeben, so der Rabbiner. Dies soll in dem Camp auf eine »tolle Weise« geschehen –, so dass die Kinder nicht den Eindruck bekommen, dass es immer »nur ernst zugeht«.

Morgens gebe es eine kleine Theatervorstellung, in der die Kinder erfahren, was heute auf dem Programm steht. »Jeder Tag soll eine Überraschung sein.« Die jüdischen Feiertage seien immer wieder Thema, die Kinder sollen lernen, wie wichtig es sei, gute Taten zu leisten und die Eltern zu respektieren. Mittwoch war beispielsweise der Tag der Brachot, an dem die Kinder die Brachot für verschiedene Lebensmittel gelernt haben. Der jüdische Name stand am Donnerstag im Mittelpunkt und am Freitag ging es um Schabbat.

Am Freitag wird es keinen Ausflug geben, sondern der Schabbat soll vorbereitet und gefeiert werden. Challot werden gebacken, Kerzen angemalt und Kippot dekoriert. Esti Chitrik stellt Farbflaschen in einen Korb. Daneben liegen noch weiße Kippot und Kerzen. Die 20-Jährige ist eine von zehn Betreuerinnen. Nur zwei von ihnen sind Berlinerinnen, die anderen kommen aus Israel, wie Esti, und den USA.

preise Deutsch hört man im Feriencamp selten: Es wird überwiegend Englisch und Hebräisch gesprochen. Eine andere Betreuerin bereitet den Tisch mit den Preisen vor. An zahlreichen kleinen Spielsachen sind Zettel befestigt, auf denen die Anzahl der Punkte steht, die die Kinder brauchen, um den Ball oder das Kartenspiel zu bekommen. Je nach Einsatz und gutem Benehmen erhalten die Kinder Punkte und können diese am Ende der Woche gegen Preise eintauschen.

Yitsak ist etwas niedergeschlagen. »Ich habe nur zwei«, sagt er. Die anderen sind versehentlich in der Waschmaschine mit- gewaschen worden. In den Urlaub fahre seine Familie dieses Jahr nicht – auch nicht in sein Geburtsland Israel. »Aber ich habe einen Freund dort«, sagt der Siebenjährige stolz. Und im Sommercamp seien auch viele seiner Schulfreunde dabei.

Bei der Talmud-Tora-Schule, die seit Jahren ebenfalls ein einwöchiges Feriencamp anbietet, gibt es noch Ungewissheit, ob es in diesem Jahr wieder realisiert werden kann. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin habe sich noch nicht verbindlich festgelegt, ob sie die Betreuung mit 2.000 Euro unterstützen werde.

Geplant sei das Camp, das im Jugendzentrum Olam stattfindet, laut Talmud-Tora-Schule vom 23. bis zum 28. Juli. Eltern können ihre Kinder noch bis zum 13. Juli zum Gan Israel unter der E-Mail-Adresse: kontakt@chabadBerlin.de anmelden.

Jom Haschoa

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