Köln

Bilateral im Aufwind

Gründungsmitglieder der DIG Köln mit ihrem Vorsitzenden Johannes Platz (M.) Foto: Roland Kaufhold

Gehen Sie in die Auseinandersetzung! Die DIG darf auch mal lauter werden, auch hier in Köln.» Volker Beck, grüner Bundestagsabgeordneter, war in seiner Begrüßungsrede euphorisch. Endlich war es geschafft. Nun gibt es auch in Köln eine Arbeitsgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG).

Und er setzte auch den ersten Impuls für die zukünftige DIG-Arbeit, indem er im Eröffnungsreferat über seine Erfahrungen als Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe erzählte. «Wir müssen die Geschichte der Gründung Israels gerade der jungen Generation immer wieder neu erzählen und erklären. Da wartet viel Arbeit auf uns», sagte Beck unter großem Beifall.

Synagogen-Gemeinde Der Ort der Kölner DIG-Gründung war bewusst gewählt: Sie fand in den Räumen der Synagogen-Gemeinde in der Roonstraße statt. Chana Bennett, Kulturmanagerin der Gemeinde, sagte der Jüdischen Allgemeinen: «Ich freue mich sehr, dass es nun auch in Köln eine DIG gibt. Die DIG ist eine tolle Stimme, sie macht eine sehr wertvolle Arbeit. Ich arbeite schon lange mit der Bonner DIG zusammen.»

«Ich stelle unsere Räume für die Gründung der Kölner DIG sehr gerne zur Verfügung», begrüßte Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer die Gründungsgäste. «Und das gilt selbstverständlich auch für die Zukunft», betonte Lehrer. «Ich möchte Ihnen versichern, dass ich für alle Mitglieder unserer Gemeinde spreche.» Er sei auch persönlich sehr froh über dieses neue Engagement in Köln. Er wünsche allen Beteiligten viel Kraft, aber vor allem Spaß. «Arbeit haben wir eh jeden Tag.»

Einige der 30 anwesenden Gründungsmitglieder hatten zuvor bereits bei der Bonner DIG mitgearbeitet. Die Gründung einer Kölner Ortsgruppe war längst überfällig. 52 regionale Arbeitsgemeinschaften hatte die DIG bisher. Und auch die Zahl der Mitglieder ist in den vergangenen Jahren angewachsen: 5600 sind es heute.

Dass die Millionenstadt Köln auf dieser Karte fehlte, hat mehrere Ursachen. Die wohl ausschlaggebendste hängt mit der gut 50-jährigen Geschichte der DIG zusammen: Sie wurde am 21. März 1966 in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn juristisch gegründet. Ihr politischer Startschuss fiel auf den 19. Mai 1966 in der Berliner Akademie der Künste.

Neugründung Die Bonner DIG-Gruppe war also von Anfang an in der Öffentlichkeit präsent: Zu Beginn prägte der vor wenigen Tagen verstorbene Horst Dahlhaus ihr Gesicht, dann Heinrich Bartel, beide langjährige Mitarbeiter der in Bonn residierenden Bundeszentrale für politische Bildung. Es waren stets auch viele Kölner dabei, die lieber den Weg in das 30 Kilometer entfernte Bonn wählten, als das Wagnis einer Neugründung auf sich zu nehmen. Auch der nun zum Vorsitzenden gewählte Johannes Platz arbeitet seit vielen Jahren in Bonn – und zuvor in Trier – aktiv mit. Nun ergriff der 46-jährige promovierte Historiker die Initiative, endlich auch eine aktive Israel-Gruppe in Köln aufzubauen.

Und dass aus der Sache etwas wird, davon darf man ausgehen. Immerhin vermag Köln auf eine 1800 Jahre alte jüdische Geschichte zurückzublicken. Die Zionisten Moses Hess, Max Bodenheimer und David Wolffsohn gehörten zu den Wegbereitern der Entstehung Israels im Jahr 1948.

Nach der Gründung ging die neue DIG gleich in den Arbeitsmodus über: Die Diskussion erbrachte zahlreiche Ideen für die künftigen Arbeitsschwerpunkte. Neben ihrem ersten Vorsitzenden Johannes Platz wurden Gavriel Shafry, Helge David Gilbert, Samuel Ahren, Angelika Günzel, Karl Alexander Mandl, Angelika Scherb, Mathias Wittmann und Axel Wojtek in den Vorstand der DIG Köln gewählt.

Entebbe Johannes Platz und seine Mitstreiter haben konkrete Pläne für die nächsten Vorhaben und Initiativen. So hatte die Bonner DIG als Einstimmung zur Gründung bereits zwei Tage zuvor einen Vortragsabend mit Tobias Ebbrecht-Hartmann von der Hebräischen Universität Jerusalem zu «40 Jahre nach Entebbe. Deutsche Linke, Erinnerungen an den Holocaust und Anti-Zionismus» veranstaltet. Mit knapp 40 Besuchern war der Saal sehr gut gefüllt.

Inhaltlich stellen sich Johannes Platz und seine Mitstreiter vor allem Veranstaltungen zur politischen Bildung und Kulturveranstaltungen vor. Eine Lesung mit dem Publizisten Marko Martin aus seinem im März 2016 erschienenen Tel-Aviv-Buch ist fest eingeplant. Damit ist bereits ein Brückenschlag zu Kölns Partnerstadt Tel Aviv gelungen.

Augsburg

Josef Schuster erhält Friedenspreis

Der Zentralratspräsident mache jüdisches Leben sichtbar und baue Brücken zwischen unterschiedlichen Perspektiven, so die Begründung

 08.08.2025

Berlin

Initiative zum Tag der Liebe

Stiftung Jüdischer Campus startet bundesweites »Jewish Matchmaking«

von Detlef David Kauschke  08.08.2025

Erfurt

Jüdische Landesgemeinde lädt israelkritische Künstler ein

360 Kulturschaffende haben in einem offenen Brief ein Waffenembargo gegen Israel gefordert. Vertreter jüdischen Lebens kritisieren das Schreiben als einseitig und laden Unterzeichner aus Thüringen zum Dialog

 07.08.2025

EUJS

Ideen für Europa

Die European Union of Jewish Students wählt einen neuen Vorstand. Auch zwei Studentinnen aus Deutschland kandidieren: Hanna Veiler und Alexandra Krioukov. Wofür stehen sie?

von Joshua Schultheis  07.08.2025

Audiovisuell

Stimmen über das Danach

Das »Ofek«-Projekt »Kolot« dokumentiert Erfahrungen von Jüdinnen und Juden aus Deutschland nach dem 7. Oktober 2023

von Katrin Richter  07.08.2025

Interview

»Solidarität erfahre ich nur von Juden«

Der deutsch-israelische Pädagoge Samuel Schidem über seine drusischen Wurzeln, das Massaker in Syrien und seinen Appell an deutsche Politiker

von Christine Schmitt  06.08.2025

Projekt

Mehr Tatendrang als Verantwortung

Hannover, Düsseldorf und Bonn wollen Kinder aus Gaza aufnehmen und versorgen. Doch es gibt berechtigte Zweifel daran, wie durchdacht die Pläne sind

von Stefan Laurin  06.08.2025

Berlin

Ofek startet Portal mit jüdischen Stimmen zu den Folgen des 7. Oktober

Das Projekt ist eines der ersten in Deutschland, die sich mit Erinnerungsarbeit zu den Hamas-Massakern beschäftigen

 05.08.2025

Familie

Fast immer ganz nah

Auch wenn sie manchmal nerven: Ohne Schwestern oder Brüder macht das Leben vielen nur halb so viel Spaß. Denn Geschwister sind füreinander da. Das zeigt unsere Umfrage

von Christine Schmitt  04.08.2025