Auszeichnung

»Anfangs galten wir als Nestbeschmutzer«

Die Niedersächsische Bürgerinitiative »Forum für Zivilcourage Tostedt« ist am Dienstag in Berlin mit dem »Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus« ausgezeichnet worden. Die vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vergebene Ehrung würdige das Engagement der Initiative gegen die rechte Szene in ihrer Region, heißt es in der Begründung der Preisstifter.

»Als wir 1998 mit unserer Arbeit gegen Rechts anfingen, galten wir als Nestbeschmutzer«, sagte Ulrich Grass, Vorsitzender der Bürgerinitiative, in seiner Dankesrede. »Doch Erinnerungskultur ist wichtig – gerade um Jugendliche gegen rechtsradikales Gedankengut zu wappnen.« Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro werde der Flüchtlingsarbeit des Forums für Zivilcourage Tostedt zugutekommen, so Grass.

Widerstand Einen Ehrenpreis erhielt zudem die »Zweibrüder Kunst- & Kultur GmbH« der Brüder Harald und Rainer Opolka im brandenburgischen Storkow. Auf ihrem Schloss Hubertushöhe verweigerten sie vor drei Monaten NPD-Funktionären den Zutritt zu einem »Sommerfest für Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung«. Mit der Begründung »Auf unserem Schlossgelände sind NPD-Mitglieder unerwünschte Personen« setzten die Brüder ein öffentliches Zeichen gegen die formale Einladung von NPD-Mitgliedern durch die Stadt Fürstenwalde.

Darüber hinaus unterstützten die beiden Preisträger mit einer beherzten Aktion den Brandenburger Landtagsabgeordneten Klaus Ness (SPD). Dessen Anti-Nazi-Wahlplakate waren über Nacht entwendet worden. Daraufhin finanzierten sie kurzerhand rund 600 neue Anti-Nazi-Plakate mit der Aufschrift »Nazis einen Vogel zeigen«, die sie unter jeder Wahlwerbung der NPD platzierten. »Diese Botschaft ist heute umso dringlicher – gerade in Zeiten von NSU-Affäre und rassistischen Wahlplakaten«, betonte Harald Opolka.

Zum anschließenden Gala-Dinner für den unter dem Berliner Holocaust-Mahnmal gelegenen »Raum der Namen« erwarteten die Preisstifter zum neunten Mal in Folge prominente Unterstützer aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Zudem stellte Vereinsvorsitzende Lea Rosh die Schauspieler Ulrich Matthes und Gerd Wameling als neue Botschafter für den »Raum der Namen« vor. In den vergangenen Jahren konnten mit dem Erlös der Gala 11.000 Biografien von Schoa-Opfern recherchiert werden, die jetzt im »Raum der Namen« zu lesen und zu hören sind.

Verantwortung Die Tischrede beim Fundraising-Dinner hielt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Er unterstütze das Projekt »aus voller Überzeugung«, unterstrich der Vizekanzler. »Wir tragen die Verantwortung dafür, das Schicksal all der Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, die der NS-Zeit zum Opfer fielen. Das ist die Idee, die hinter dem ›Raum der Namen‹ unter dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas steckt.«

Der Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas machte sich seit seiner Gründung 1998 für die Errichtung eines Denkmals für die jüdischen Opfer der Schoa im Zentrum Berlins stark. 2005 wurde das Denkmal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz eröffnet. Es ist heute die zentrale Schoa-Gedenkstätte Deutschlands.

Erinnerungszeichen

Schicksal und Gedenken

Auszubildende von »Münchner Wohnen« recherchieren in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Biografien

von Luis Gruhler  11.08.2025

Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Ein Palästina-Aktivist attackierte Benny Salz, den früheren Gemeindevorsitzenden, vor den Augen der Polizei

von Ralf Balke  11.08.2025

Berlin

Wegen israelischer Zeitung beleidigt

In einem Bus auf der Linie M19 wurde am Freitag ein Passagier angriffen, weil er eine israelische Zeitung auf dem Handy las

 11.08.2025 Aktualisiert

München

Eine zweite Familie

Vor anderthalb Jahren wurde die Zaidman Seniorenresidenz eröffnet – mittlerweile hat sie sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt

von Luis Gruhler  10.08.2025

Berlin

Expressionisten in der jüdischen Galerie

Teilnehmer des Kunstateliers Omanut präsentieren ihre Werke – inspiriert von einem Besuch im Brücke-Museum

von Alicia Rust  10.08.2025

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  10.08.2025

Porträt der Woche

»Ich brauche den Input«

Regina Potomkina ist Grafikdesignerin, studiert Kunst und liebt Surrealismus

von Eugen El  10.08.2025

Augsburg

Josef Schuster erhält Friedenspreis

Der Zentralratspräsident mache jüdisches Leben sichtbar und baue Brücken zwischen unterschiedlichen Perspektiven, so die Begründung

 08.08.2025

Berlin

Initiative zum Tag der Liebe

Stiftung Jüdischer Campus startet bundesweites »Jewish Matchmaking«

von Detlef David Kauschke  08.08.2025