Hildesheimer-Rabbinerseminar

»Die Gemeinden profitieren«

Rabbiner Josh Spinner Foto: Gregor Zielke

Rabbi Spinner, am 9. Oktober werden in Berlin drei orthodoxe Rabbiner und drei Kantoren ordiniert – erwartet wird unter anderem Bundesaußenminister Heiko Maas. Warum hat sich diesmal so viel politische Prominenz angekündigt?
Das liegt wohl einfach daran, dass die Feier in Berlin ist, in der Hauptstadt. Die bisherigen Ordinationen von Absolventen des Berliner Rabbinerseminars fanden in Würzburg und Frankfurt am Main statt. Ich glaube aber auch, dass es für die Bundesregierung wichtig ist, ein Signal der Unterstützung an die jüdische Gemeinschaft zu senden, und wir freuen uns darüber.

Wollen Sie sich mit dieser Zeremonie auch auf dem »Rabbinermarkt« profilieren? Das Abraham Geiger Kolleg und Chabad Lubawitsch bilden ja ebenfalls aus.
Nein. Der Zentralrat unterstützt das Hildesheimer-Rabbinerseminar zu Berlin in der Ausbildung traditioneller Rabbiner und das Geiger-Kolleg in der Ausbildung liberaler Rabbiner. Nichts anderes repräsentiert diese Zeremonie.

Seit 2009 hat das Hildesheimer-Rabbinerseminar 13 Rabbis ausgebildet. Nun ordinieren Sie drei weitere, dazu drei Kantoren. Gibt es denn genügend Arbeitsplätze für alle in deutschen Gemeinden?
Es gibt genügend Gemeinden, die sehr von einem Rabbiner profitieren würden, aber leider können sich manche deutschen Gemeinden gar keinen Rabbi leisten. Einer der jetzt Ordinierten wird als Assistenzrabbiner nach Basel gehen, ein zweiter wird Gemeinderabbiner in Magdeburg, und der dritte wird sich um Erziehungsprogramme in Berlin kümmern. Das ist in Ordnung für mich, denn unser Ziel ist es, Rabbiner für deutschsprachige Länder auszubilden.

Sollten kleine Gemeinden mehr Mittel erhalten, um Rabbiner einzustellen?
Ja – Rabbiner, die gut ausgebildet sind.

Was ist vor allem wichtig, um junge Rabbis auf ihren Job vorzubereiten?
Wir nehmen nur Studenten, die die deutsche Sprache beherrschen. Russisch ist natürlich hilfreich, aber Deutsch ist Pflicht. Die Studenten müssen auch einen BA-Studiengang in Sozialarbeit absolvieren. Und: In einer kleinen Stadt ist der Rabbi oft der einzige jüdische Professionelle. Wenn es Vorfälle wie in Chemnitz gibt, ist er automatisch Ansprechpartner. Deshalb bilden wir die Studenten auch in Öffentlichkeitsarbeit aus und kooperieren mit der israelischen Botschaft.

Können sich Rabbiner in Deutschland sicher fühlen?

Es geht nicht speziell um Rabbis, sondern um Juden, die als Juden erkennbar sind. Deutschland ist ein relativ sicheres Land, und man kann Angriffe oft durch gesunden Menschenverstand verhindern. An manchen Orten trägt man statt Kippa lieber Basecap, ob Rabbiner oder nicht.

Mit dem Executive Vice President and CEO der Ronald S. Lauder Foundation sprach Ayala Goldmann.

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Beha’Alotcha

Damit es hell bleibt

Wie wir ein Feuer entzünden und dafür sorgen, dass es nicht wieder ausgeht

von Rabbiner Joel Berger  13.06.2025

Talmudisches

Dankbarkeit lernen

Unsere Weisen über Hakarat haTov, wie sie den Menschen als Individuum trägt und die Gemeinschaft zusammenhält

von Diana Kaplan  13.06.2025

Tanach

Schwergewichtige Neuauflage

Der Koren-Verlag versucht sich an einer altorientalistischen Kontextualisierung der Bibel, ohne seine orthodoxen Leser zu verschrecken

von Igor Mendel Itkin  13.06.2025

Debatte

Eine »koschere« Arbeitsmoral

Leisten die Deutschen genug? Eine jüdische Perspektive auf das Thema Faulheit

von Sophie Bigot Goldblum  12.06.2025

Nasso

Damit die Liebe bleibt

Die Tora lehrt, wie wir mit Herausforderungen in der Ehe umgehen sollen

von Rabbiner Avichai Apel  06.06.2025

Bamidbar

Kinder kriegen – trotz allem

Was das Schicksal des jüdischen Volkes in Ägypten über den Wert des Lebens verrät

von Rabbiner Avraham Radbil  30.05.2025

Schawuot

Das Geheimnis der Mizwot

Der Überlieferung nach erhielt das jüdische Volk am Wochenfest die Tora am Berg Sinai. Enthält sie 613 Gebote, oder sind es mehr? Die Gelehrten diskutieren seit Jahrhunderten darüber

von Rabbiner Dovid Gernetz  30.05.2025

Tikkun Leil Schawuot

Nacht des Lernens

Die Gabe der Tora ist eine Einladung an alle. Weibliche und queere Perspektiven können das Verständnis dabei vertiefen

von Helene Shani Braun  30.05.2025