Washington D.C.

Zölle, Gaza, Iran: Darüber sprachen Trump und Netanjahu

Benjamin Netanjahu (l.) und Donald Trump bei einem Treffen im April im Weißen Haus Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist am Montag zu Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen worden. Trump empfing ihn mit einem Händeschütteln vor der Regierungszentrale in Washington. Netanjahu hatte vorher erklärt, er wolle mit Trump unter anderem über das neue US-Zollpaket, die Bemühungen um die Freilassung der Hamas-Geiseln im Gazastreifen und die Bedrohung durch den Iran sprechen. 

Netanjahu kündigte beim Empfang im Weißen Haus an, dass Israel Zölle und Handelshemmnisse gegenüber den USA abbauen werde. »Wir beabsichtigen, dies sehr schnell zu tun«, sagte er. Der Premier sprach auch von einem Abbau des Handelsdefizits gegenüber den Vereinigten Staaten. 

Über die Abschaffung der Zölle habe er bereits mit US-Handelsminister Howard Lutnick gesprochen. Nach israelischen Angaben sind bereits seit Jahrzehnten etwa 99 Prozent der aus den USA eingeführten Waren vollständig von Zöllen befreit. Netanjahu ist der erste ausländische Regierungschef, der im Weißen Haus seit Verkündung der neuen Zölle zu Gesprächen empfangen wird.

Atomgespräche zwischen USA und Iran angekündigt

Trump kündigte bei der Gelegenheit überraschend an, die USA und der Iran kämen am Wochenende zu Atomgesprächen »fast auf höchster Ebene« zusammen. »Wir werden am Samstag ein sehr großes Treffen haben«, so Trump.

Irans Außenminister Abbas Araghtschi schrieb auf der Onlineplattform X, das Treffen auf »hoher Ebene« werde in Oman stattfinden. Während Trump betonte, es würden direkte Gespräche sein, bezeichnete sie Araghtschi als »indirekt«. Das würde heißen, dass Vermittler Botschaften zwischen den beiden Seiten übermitteln. 

Unabhängig davon, ob die Verhandlungen direkt oder über Mittelsmänner stattfinden, wären sie laut dem »Wall Street Journal« die ersten zwischen Trumps Beamten und Teheran seit Trumps Rückkehr ins Amt. Trump hatte dem Iran kürzlich mit massiven Bombardierungen gedroht, sollte Teheran einem neuen Abkommen zur Begrenzung seines Atomprogramms nicht zustimmen. »Der Iran wird in großer Gefahr sein, wenn die Verhandlungen nicht erfolgreich verlaufen«, sagte Trump mit Blick auf das angekündigte Treffen am Samstag.

Trump nennt Gazastreifen »wichtiges Stück Grundbesitz«

In Bezug auf den Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen erhob Trump erneut Anspruch auf das Küstengebiet. »Das ist ein unglaublich wichtiges Stück Grundbesitz«, sagte er während seines Treffens mit Netanjahu in Washington. Es wäre eine »gute Sache«, eine »Friedenstruppe wie die Vereinigten Staaten dort zu haben, die den Gazastreifen kontrolliert und besitzt«, sagte Trump. Bereits Anfang Februar hatte er bei einer Pressekonferenz an Netanjahus Seite mit einer ähnlichen Aussage schockiert.

Damals hatte Trump erklärt, die USA könnten Gaza übernehmen, neu aufbauen und in eine »Riviera des Nahen Ostens« verwandeln. Die mehr als zwei Millionen palästinensischen Bewohner des Gebiets müssten dafür umgesiedelt werden - Trump hatte in diesem Zusammenhang Ägypten und Jordanien ins Spiel gebracht, die ein solches Szenario jedoch ablehnten. Eine Zwangsumsiedlung würde Experten zufolge gegen das Völkerrecht verstoßen.

Lesen Sie auch

Israel hat sich vor 20 Jahren aus dem Gazastreifen zurückgezogen. Als Netanjahus Verbündeter sagte Trump nun, Israel hätte das »Grundstück am Meer« nicht aufgegeben sollen. »Ich verstehe nicht, warum Israel es jemals aufgegeben hat? Es gehörte Israel«, sagte Trump. »Es hätte niemals, wirklich niemals abgegeben werden dürfen.« 

Netanjahu betont Kriegsziel

Netanjahu plädierte in Washington dafür, »den Menschen in Gaza die freie Entscheidung zu ermöglichen, wohin sie gehen wollen«. Kritiker auch in Israel haben jedoch Zweifel, ob eine solche Entscheidung der Bewohner Gazas angesichts der großen Zerstörung des Küstengebiets überhaupt freiwillig wäre.

Nachdem keine Einigung mit der Terrororganisation Hamas auf die Konditionen für eine Verlängerung der Feuerpause erzielt worden war, hatte Israel Mitte März die Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen. »Wir sind entschlossen, alle Geiseln freizubekommen, aber auch die böse Herrschaft der Hamas in Gaza zu beseitigen«, sagte Netanjahu in Washington. dpa/ja

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025