Medien

Zentralrat der Juden entsetzt über antisemitische Hetze von Ditib

Die Ditib ist mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland. Foto: dpa

Einige Gemeinden des türkischen Islam-Verbands Ditib hetzen nach Informationen des Hessischen Rundfunks (HR) gegen Juden und Christen. Sie posteten auf ihren Facebook-Seiten türkischsprachige Zitate wie »Der kannibalische Jude kotzt den Tod in Palästina« oder »Um die Barbarei der Juden zu beschreiben, werdet ihr nicht die richtigen Worte finden können«, hieß es in einem Beitrag des Fernsehmagazins defacto. Die Sendung des HR-Fernsehens wird am Sonntagabend ausgestrahlt werden.

Nach den Recherchen von defacto attackierten Ditib-Gemeinden in ihren Posts in türkischer Sprache auch Christen mit Aussagen wie das Weihnachtsfest sei »eine nach Blasphemie stinkende Tradition der Christen« oder »Freundschaft und Beziehungen zu Ungläubigen sind verboten«. Der Ditib-Bundesverband erklärte dazu laut HR: »Dies sind keine offiziellen Äußerungen der Ditib, sie spiegeln weder die Haltung noch das starke Engagement der Ditib als anerkannter Dialogpartner wider.«

unerträglich Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, äußerte sich in dem defacto-Beitrag entsetzt über die Zitate: »Diese Posts sind in einem Land, in dem Religionsfreiheit eine große Rolle spielt, in meinen Augen unerträglich.« Schuster glaubt nicht, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt. Es reiche auch nicht aus, so Schuster, dass der Islamverband im Nachhinein Konsequenzen ziehe. Er müsse im Vorfeld dafür Sorge tragen, dass es erst gar nicht dazu komme.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) erklärte dazu gegenüber defacto: »Klar ist bei uns immer: Weder Antisemitismus noch irgendeine andere Hetze gegen Glaubensgemeinschaften wird bei uns toleriert.« Zudem mache man sich auch der Volksverhetzung schuldig. Das müsse verfolgt werden.

Der Moscheeverband Ditib, der bisher in sieben Bundesländern, darunter auch in Hessen, am islamischen Religionsunterricht mitarbeitet, sei in der Bringschuld. Özoguz fordert den Verband auf, klar dazulegen, was er gerade gegen Antisemitismus unternehme. Solche Hetze dürfe in den Gemeinden nicht stattfinden.

Volksverhetzung Der Mainzer Strafrechtler Bernward Kullmann erklärte, dass die Posts den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllten: »Weil hier gegen eine bestimmte Volksgruppe der Juden in verächtlicher Form gehetzt wird und weil die Texte auch meines Erachtens die Menschenwürde der Volksgruppe der Juden verletzen.«

Die Ditib ist mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland und kooperiert eng mit der Religionsbehörde Diyanet in der Türkei. Sie entsendet und bezahlt die Imame für die deutschen Gemeinden.

Der Verband steht derzeit wegen einer Spitzelaffäre in der Kritik. Imame sollen Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergegeben haben. epd

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025