Berlin

Zentralrat der Juden begrüßt Vorhaben der Ampelkoalition

Foto: picture alliance / SULUPRESS.DE

Überwiegend positiv hat der Zentralrat der Juden in Deutschland den am Mittwoch von SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP vorgelegten Koalitionsvertrag für die Arbeit der künftigen Bundesregierung aufgenommen.

»KLIMAWANDEL« Darin bekundeten die drei Parteien ausdrücklich den »Willen, das weitere Auseinanderdriften der Gesellschaft zu stoppen und das Vertrauen in die Demokratie zu stärken«, so der Zentralrat in einer Stellungnahme am Donnerstag. Die Förderung einer »Kultur des Respekts« sei ein wichtiger Rahmen.

Zentralratspräsident Josef Schuster erklärte: »Die Vorhaben der künftigen Bundesregierung stimmen uns zuversichtlich. Eine erfolgreiche Bekämpfung von Rechtsextremismus und Antisemitismus sind für die Zukunft Deutschlands von entscheidender Bedeutung. In den kommenden Jahren darf über den ökologischen Klimaschutz der notwendige gesellschaftliche Klimawandel nicht vergessen werden.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Man wisse es zu schätzen, dass dem jüdischen Leben in Deutschland ein eigener Abschnitt im Koalitionsvertrag gewidmet worden sei und die Erinnerung an sowie die Aufklärung über die Schoa »einen gebührenden Raum« in dem 177-seitigen Papier einnehme. »Ebenso begrüßen wir es, dass der Kampf gegen Rassismus und Antiziganismus verstärkt werden soll«, so der Dachverband der jüdischen Gemeinschaften in Deutschland.

BEAUFTRAGTER Auch die Stärkung des Amts des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, stieß auf Zustimmung. Der Zentralrat erneuerte aber seine Forderung, Kleins Stelle künftig nicht mehr im Bundesinnenministerium, sondern im Kanzleramt anzusiedeln.

In seiner Erklärung wurde auch die zügige Einrichtung eines Fonds für die Alterssicherung jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion angemahnt. Die dort erworbenen Rentenansprüche werden oftmals in Deutschland nicht anerkannt. »Dieser Fonds darf nicht wie bei der vorherigen Bundesregierung ein leeres Versprechen bleiben, sondern muss zügig und in angemessener Höhe umgesetzt werden«, forderte der Zentralrat.

ALTERSFONDS Nach dem Willen der künftigen Koalitionspartner soll die Lösung bald kommen. In der Vereinbarung heißt es dazu knapp: »Wir setzen den geplanten Fonds aus der 19. Wahlperiode zur Abmilderung von Härtefällen aus der Ost-West-Rentenüberleitung auch für jüdische Kontingentflüchtlinge und Spätaussiedler um.«

Damit scheint auch eine von Vertretern von Grünen und FDP in der Vergangenheit aufgebrachte Forderung vom Tisch zu sein, über eine Einmalzahlung hinaus eine rentenrechtliche Gleichstellung jüdischer Zuwanderer mit der Gruppe der Spätaussiedler zu erreichen.

Anders als der Zentralrat sprach der grüne Europapolitiker Sergey Lagodinsky auf Twitter von einer »äußerst enttäuschenden Entwicklung« und fügte hinzu: »Leider war hier ein Koalitionspartner nicht bereit, konkrete Fortschritte für die Betroffenen zu machen.« Das sei enttäuschend und müsse noch aufgearbeitet werden, so Lagodinsky auf Twitter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

ISRAEL Für die im Koalitionsvertrag gemachten Aussagen zur Nahostpolitik der neuen Bundesregierung gab es auch vom Zentralrat der Juden mahnende Worte. »Wir erwarten von der künftigen Bundesregierung besonnenes und verantwortungsvolles Handeln mit Blick auf Israel und den Nahen Osten insgesamt«, so die Erklärung.

Dazu gehöre, dem Iran »keinerlei Möglichkeit einer atomaren Aufrüstung zu geben.« Die Aufnahme des Satzes der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, Israels Sicherheit sei Teil der deutsche Staatsräson, in das Papier lobte der Zentralrat ausdrücklich. Die »Bemühungen für eine friedliche Einigung in Nahost anerkennen wir. Doch sollte eine Lösung des Konfliktes ohne von außen vorgegebenen Bedingungen den Konfliktparteien vorbehalten bleiben«. mth

Lesen Sie dazu mehr in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen am 2. Dezember.

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025