Frankreich und Belgien

Zahl antisemitischer Vorfälle explodiert

Im November protestierten Tausende in Frankreich gegen Antisemitismus, wie hier in Marseilles Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Belgien und Frankreich ist nach dem Beginn des Gazakrieges dramatisch gestiegen. In Frankreich registrierten das Innenministerium und der Schutzdienst der jüdischen Gemeinschaft (SPCJ) nach Angaben vom Donnerstag im vergangenen Jahr 1676 antisemitische Akte. Im Jahr 2022 waren es 436.

Der Rat jüdischer Institutionen in Frankreich (Crif), die wichtigste jüdische Interessenvertretung im Land, erklärte, in den drei Monaten nach Beginn des Konflikts am 7. Oktober seien genauso viele antisemitische Vorfälle registriert worden, wie in den drei Jahren davor insgesamt. Knapp 58 Prozent der Vorfälle 2023 richteten sich gegen Einzelpersonen. Dazu gehörten körperliche Gewalt, Drohungen und Gesten. An den Schulen sei die Zahl antisemitischer Handlungen geradezu explodiert. »Die Täter, die antisemitische Übergriffe begehen, werden immer jünger«, erklärte der Rat. »Die Schule ist nicht länger ein Zufluchtsort.«

In Belgien erklärte die unabhängige Antidiskriminierungsstelle Unia, sie habe in den beiden Monaten nach Beginn des Gazakrieges zwischen der militant-islamistischen Hamas und Israel 91 Berichte über Antisemitismus erhalten, verglichen mit 57 im gesamten Jahr 2022. In den meisten Fällen habe es sich um Hassbotschaften gehandelt, meist im Internet, aber auch im öffentlichen Raum. Die Zahl umfasse auch Holocaust-Leugnungen, Schläge, Graffitis und die Entweihung Dutzender Gräber auf einem Friedhof bei Charleroi. Im gleichen Zeitraum registrierte Unia nach eigenen Angaben acht Fälle von Diskriminierung oder Hassreden gegen Menschen palästinensischer oder arabischer Herkunft oder gegen den Islam.

Der jüngste Gazakrieg begann mit einem Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas auf den Süden Israels, bei dem etwa 1200 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln genommen wurden. Israel reagierte mit einem Feldzug in den Gazastreifen, bei der laut der israelischen Armee 8000 Terroristen der Hamas getötet oder gefangen genommen wurden. Über zivile Opfer gibt es keine zuverlässige Quelle. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium spricht von 25.000 toten Palästinensern. Die Angaben lassen sich weder unabhängig überprüfen, noch unterscheiden sie zwischen Terroristen und Zivilisten. ap

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