Potsdam

Weniger rechte und mehr antisemitische Gewalttaten in Brandenburg

Judith Porath ist Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive. Foto: picture alliance / REUTERS

Rechte und rassistische Gewalttaten sind nach Darstellung des Vereins Opferperspektive im vergangenen Jahr in Brandenburg zurückgegangen. Insgesamt seien 138 rechte Übergriffe dokumentiert worden, sagte Geschäftsführerin Judith Porath bei der Vorstellung der Statistik am Mittwoch in Potsdam: »Das ist ein leichter Rückgang.« Im Vorjahr waren bei der Betroffenenberatung 150 Fälle mit rechten Tatmotiven bekanntgeworden.

Die Zahl der Angriffe bewege sich seit 2019 auf einem relativ konstant hohen Niveau, betonte Porath. 2019 seien 140, im Jahr darauf 130 rechte Angriffe erfasst worden. 2022 sei die Zahl der angegriffenen Menschen im Vergleich zu 2021 um rund zwölf Prozent gestiegen. Von den rechten Gewalttaten, die von der Opferperspektive erfasst wurden, seien im vergangenen Jahr 156 Erwachsene, 47 Jugendliche und 16 Kinder betroffen gewesen. Im Vorjahr waren es 146 Erwachsene, 38 Jugendliche und 18 Kinder.

Kinder Das jüngste der 2022 betroffenen Kinder sei zwei Jahre alt gewesen, hieß es. Bei dem Vorfall im Landkreis Ostprignitz-Ruppin habe ein Mann zunächst die Mutter des Kindes rassistisch beleidigt und das Kind dann mit einem Feuerzeug beworfen.

Besorgniserregend sei die verhältnismäßig hohe Anzahl antisemitischer Gewaltdelikte, hieß es weiter. 2022 seien acht solcher Angriffe gezählt worden. Im Jahr davor wurde ein judenfeindlicher Übergriff registriert. Die Fälle seien im vergangenen Jahr auf ganz Brandenburg verteilt gewesen. Ein Muster sei dabei nicht zu erkennen gewesen. In drei Fällen seien Betroffene zielgerichtet mit dem Tod bedroht worden.

Häufigstes Tatmotiv rechter Gewalttäter sei weiterhin Rassismus, hieß es. Im vergangenen Jahr seien 91 entsprechende Angriffe erfasst worden, 2021 seien es 98 Fälle gewesen. Bei den rechten Gewalttaten waren 105 Körperverletzungen, ein Rückgang um zwei Fälle gegenüber 2021, hieß es weiter. Auch die Zahl der Angriffe gegen politische Gegnerinnen und Gegner sei um acht auf 15 gesunken.

Höchststand Regionale Schwerpunkte seien Cottbus im Süden, der Landkreis Märkisch-Oderland im Osten und der Landkreis Ostprignitz-Ruppin im Norden gewesen, sagte Porath. In Cottbus seien 19, in Ostprignitz-Ruppin zwölf Fälle bekanntgeworden. In Märkisch-Oderland sei mit einer Zunahme von acht auf 17 Vorfälle ein »trauriger historischer Höchststand der Angriffszahlen« erfasst worden. Auffällig sei, dass alle drei Regionen eine »lange Tradition rechter Organisierung« aufwiesen, hieß es.

Insgesamt sei »kein einheitlicher Trend für Gesamt-Brandenburg« festzustellen, sagte Porath. In Potsdam und anderen Regionen seien zum Teil starke Rückgänge registriert worden.

Zugleich habe sich die »Transformation rechter Mobilisierung« im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt, hieß es. Im Zuge der Corona-Pandemie hätten zentrale Akteure der rechten Szene das »Ziel ihrer Agitation auf den Staat und seine Institutionen« verlagert.

Eine rassistische Mobilisierung wie bei der Aufnahme von Flüchtlingen
2015 habe sich bisher trotz gestiegener Flüchtlingszahlen nicht abgezeichnet. Zielgerichtete rechte Aktionen an Flüchtlingsunterkünften seien 2022 ausgeblieben.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025