Berlin

»Was für ein Symbol«

Fulminanter Startschuss: Die 14. European Maccabi Games sind am Dienstagabend in der Berliner Waldbühne offiziell eröffnet worden. Mehr als 2100 Sportler aus 38 Ländern zogen mit ihren Nationalfahnen in das Amphitheater ein – begrüßt von La-Ola-Wellen und begeistertem Applaus. Kurz vor Beginn der Feier hatte es noch heftig geregnet, und anfangs wirkte die Waldbühne nicht ganz ausgelastet.

Ein erster Höhepunkt war der Auftritt des deutsch-muslimischen Sängers Adel Tawil, der mit seinem Lied »Vom selben Stern« und zusammen mit dem amerikanisch-jüdischen Rapper Matisyahu die Stimmung anheizte. Als dann die Makkabi-Delegationen in farbenfrohen Outfits einzogen, über die Bühne zogen und im Publikum Platz nahmen, füllten sich die Lücken auf den Bänken mit den Sportlern. Insgesamt waren rund 10.000 Gäste in die Waldbühne gekommen, darunter auch der stellvertretende israelische Premierminister Silvan Shalom und der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman. Viele Menschen verfolgten den Livestream.

Als erste wurde die israelische Delegation begrüßt, als letzte – und unter besonderem Jubel – die deutsche, die mit 365 Sportlern die meisten Mitglieder stellt: ein Kontrapunkt fast 80 Jahre nach der Propaganda-Show, die die Nazis 1936 in der Waldbühne inszeniert hatten – bei der Eröffnung des Kulturprogramms der Olympischen Sommerspiele. Die Nazis hatten die Olympiade missbraucht, um ihr Regime international in gutem Licht darzustellen. Viele jüdische Sportler waren von der Teilnahme ausgeschlossen worden. Am Dienstagabend demonstrierten die deutschen Makkabi-Sportler ihren Stolz auf ein Deutschland, das sich längst gewandelt hat: Sie warfen schwarze, rote und gelbe T-Shirts in die Menge und ließen die schwarz-rot-goldene Nationalflagge, an Ballons befestigt, in den wolkigen, aber regenlosen Himmel steigen.

Reden Bundespräsident Joachim Gauck sagte als Schirmherr zur Begrüßung, die Spiele auf dem Maifeld hätten »große, ja historische Bedeutung«. Gauck hob hervor: »Was ist das für ein Symbol, dass sich ausgerechnet hier, auf diesem Gelände, im Schatten des Olympiastadions, jüdische Sportler aus ganz Europa versammeln, um sich im sportlichen Wettstreit zu messen!« Viele deutsche Juden hätten sich während der NS-Zeit »unter Trauer und Schmerzen aus dem Land ihrer Mütter und Väter ins Exil freier Staaten gerettet« oder seien nach Palästina ausgewandert, sagte Gauck. Makkabi sei jetzt in gewisser Weise zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: »Die Makkabi-Sportbewegung war ursprünglich eine Gründung aus Deutschland – und auch eine Antwort auf wachsende Judenfeindlichkeit damals in der Gesellschaft.«

Nach Joachim Gauck sprach Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. In einer fast halbstündigen Marathonrede betonte er, für die allermeisten Sportler schließe sich mit der Teilnahme an der größten jüdischen Veranstaltung Europas ein »großer, von Emotionen gefüllter und mit viel Hoffnung verbundener Kreis«. Während sich deutsch-jüdische Sportler bei der ersten Teilnahme Deutschlands an den Makkabi-Spielen 1969 in Israel geschämt hätten, die deutsche Fahne zu tragen, werde es heute als »die größte Ehre überhaupt« empfunden. Die deutsche Gesellschaft tue viel dafür, »dass wir Juden uns in Deutschland wieder sicher und zu Hause fühlen«.

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte: »Heute wird ein Traum wahr! 70 Jahre nach der Schoa und fast 80 Jahre nach den Olympischen Spielen, als Hitler genau hier mit einer perfekten Propaganda-Show die Welt blendete, als nur 40 Kilometer von hier entfernt das KZ Sachsenhausen gebaut wurde, nur so wenige Jahrzehnte später sind wir hier! (...) Wo die Nazis von einem judenfreien Europa träumten, lassen wir unseren jüdischen Traum Wirklichkeit werden.«

Nach Einbruch der Dunkelheit wurde an die Opfer der Schoa, die Opfer von Terrorattacken – unter anderem bei den Olympischen Spielen 1972 in München – und an gefallene Soldaten der israelischen Armee erinnert.

programm Videos zur Geschichte der Makkabi-Spiele ergänzten den Abend. Nach weiteren kurzen Ansprachen und dem Singen der Hatikwa fuhr der Biker-Konvoi aus etwa 20 Motorradfahrern, der das Makkabi-Feuer aus Israel nach Deutschland brachte, ins Stadion ein. Auch ein Feuerwerk gehörte zum Programm, durch das die Berliner Moderatorin Palina Rojinski und der israelische Moderator Yigal Ravid führten. Besonders gelungen war die Bühnengestaltung in Form der oberen Hälfte eines Davidsterns.

Zur Krönung trat kurz vor 23 Uhr Dana International auf. Nach dem dicht gepackten Programm, bei dem ein emotionaler Moment den nächsten ablöste, blieb der Sängerin aber nur kurze Zeit auf der Bühne: Sie präsentierte »Diva« – mit dem Hit hatte sie 1998 für Israel den European Song Contest gewonnen. Kurz davor sang Gali Atari, Israels Eurovision-Gewinnerin von 1979, das damalige Siegerstück »Hallelujah«. Zum Abschluss rockte der 16-jährige Nadav Guedj, der in diesem Jahr für Israel bei der Eurovision antrat, mit seinem Song »Golden Boy« die Waldbühne.

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