Rassismus

»Verharmlosen, bagatellisieren und relativieren«

Im Dunkeln tappen: Bei der Aufklärung rechtsextremer Gewalttaten sind die Hindernisse innerhalb deutscher Behörden immer noch immens groß. Foto: gettyimages

Wenn es um das Ausmaß rechter Gewalt in Deutschland geht, dann »verharmlosen, bagatellisieren und relativieren« die zuständigen Behörden die Situation. Das ist das Ergebnis eines Reports, den die in Berlin ansässige Amadeu Antonio Stiftung am heutigen Dienstag vorgelegt hat.

Die Stiftung hatte die Politologin und Publizistin Marion Kraske gebeten, auf eine Reise durch die Republik zu gehen und ihre Erfahrungen über Rechtsextremismus im Alltag aufzuschreiben. »Dabei ist ein Autorenstück entstanden«, sagt Timo Reinfrank, der für die Stiftung das Projekt koordiniert hat, dessen Ergebnisse »erschreckender nicht sein könnten«.

roter faden Marion Kraske war früher Korrespondentin für den »Spiegel« und die ARD. Ihr ist aufgefallen, dass sich eine Ignoranz und fehlende Sensibilität bei Polizei und Strafverfolgungsbehörden »wie ein roter Faden durch die Republik zieht«. Es verhalte sich in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen so, dass die, die sich gegen Rechtsextremismus zur Wehr setzen, zumindest allein gelassen werden. »Und mit ihnen die Opfer, die den Nazis gnadenlos ausgeliefert sind«, so Kraske.

Ausgangspunkt für die Amadeu Antonio Stiftung war, dass vor über einem halben Jahr der Bundestag in einer seiner seltenen einmütigen Erklärungen beschlossen hatte, dass die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) an zehn Menschen aufgeklärt werden müssen und, wie es hieß, »Zusammenhänge dieser Mordtaten und ihr rechtsextremistisches Umfeld umfassend ermittelt werden«. Dazu hieß es in dem Beschluss, dass »gerade jetzt alle demokratischen Gruppen« gestärkt werden müssen. »Wir werden prüfen, wo dem Hindernisse entgegenstehen.«

misstrauen Kraskes Report enthüllt, dass die Hindernisse immens sind. »Der Reflex von vielen Institutionen«, hat Kraske von Experten vor Ort erfahren, ist, »dass man sich dagegen verwahre, in die ›braune Schmuddelecke‹ gerückt zu werden.« Anstatt solidarisch mit den Initiativen gegen Rechts zu sein, finde sich oft gar »offenes Misstrauen gegenüber jenen, die sich den Rechtsextremen in den Weg stellen«.

Mehr zum Report von Marion Kraske »Das Kartell der Verharmloser: Wie deutsche Behörden systematisch rechtsextremen Alltagsterror bagatellisieren«:
www.amadeu-antonio-stiftung.de

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025

Köln

Antisemitische Ausschreitungen bei Kreisliga-Spiel

Spieler des Vereins Makkabi wurden offenbar beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert

 17.09.2025

Antisemitismus

Berliner Treitschkestraße wird am 1. Oktober umbenannt

Der Straßenname erinnert künftig an die im KZ Theresienstadt gestorbene ehemalige Direktorin des früheren jüdischen Blindenheims von Steglitz, Betty Katz (1872-1944)

 17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Ahmetovic: Berlin muss Weg für Israel-Sanktionen freimachen

Der SPD-Politiker fordert, dass die schwarz-rote Koalition ihre »Blockadehaltung« beendet und die Vorschläge von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für konkrete Maßnahmen gegen den jüdischen Staat unterstützt

 17.09.2025