Geschichte

Polens Regierungspartei verunglimpft Opposition mit Auschwitz-Video

Foto: imago images/robertharding

Polens nationalkonservative Regierungspartei PiS hat Aufnahmen aus dem ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz verwendet, um eine geplante Demonstration der Opposition zu diskreditieren.

https://twitter.com/pisorgpl/status/1663805957162319874

Die Gedenkstätte Auschwitz verurteilte das am Mittwoch veröffentlichte Video, Kritik kam auch vom American Jewish Committee (AJC) und von Polens Staatsoberhaupt Andrzej Duda. In Israel sorgte gleichzeitig die gewaltsame Attacke eines rechten polnischen Politikers während des Vortrags eines renommierten Holocaust-Forschers in Warschau für Empörung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das von der PiS per Twitter publizierte Video zeigt zu dem Geräusch marschierender Stiefel das Torhaus in Auschwitz und den Eingang des Stammlagers mit der zynischen Überschrift »Arbeit macht frei«.

Eingeblendet wird ein Tweet des PiS-kritischen Journalisten Tomasz Lis, der am Montag geschrieben hatte, es werde sich eine »Kammer« für Präsident Andrzej Duda und PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski finden.

Im Polnischen wird das Wort für »Kammer« meist mit »Gaskammer« assoziiert. Lis hatte sich später für den Tweet entschuldigt. In dem Video folgt dann die Frage: »Willst du wirklich unter diesem Motto mitgehen?« und das Logo der für den 4. Juni geplanten Protestdemo.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zu der Demonstration am kommenden Sonntag im Zentrum von Warschau hat der polnische Oppositionsführer Donald Tusk aufgerufen. In seiner Zeit als Regierungschef pflegten Tusk und die damalige Kanzlerin Angela Merkel enge Kontakte. Die PiS unterstellt ihm daher, Deutschland hörig zu sein.

Die Gedenkstätte Auschwitz verurteilte die Instrumentalisierung der Tragödie von Menschen, die in dem Vernichtungslager im besetzten Polen gelitten hätten und gestorben seien, und sprach von einer »Beleidigung für die Erinnerung an die Opfer«. Dies ist ein trauriger, schmerzlicher und inakzeptabler Ausdruck der moralischen und intellektuellen Korruption der öffentlichen Debatte, hieß es weiter in einem Tweet des Museums.

In einer Stellungnahme des AJC hieß es, die Ausnutzung des Holocausts im politischen Kampf sei absolut inakzeptabel. Polens Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, sprach von einem »unwürdigen Akt, für den es keine Rechtfertigung gibt«.

Unterdessen sorgte ein weiterer Vorfall in Polen für Empörung in Israel. Während eines Vortrags des renommierten polnisch-kanadischen Holocaust-Forschers Jan Grabowski zum Thema »Polens (wachsendes Problem) mit der Geschichte des Holocausts« im Deutschen Historischen Institut am Dienstag in Warschau sprang der Abgeordnete Grzegorz Braun von der rechten Oppositionspartei Konfederacja plötzlich nach vorn, entriss Grabowski das Mikrofon und zerschlug es am Rednerpult.

Der Historiker brach den Vortrag ab. »Ich bin immer noch erschüttert. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man dem Faschismus direkt in die Augen sieht«, schrieb Grabowski auf Facebook.

»Dieser Vorfall stellt einen neuen Tiefpunkt bei den Versuchen dar, die Diskussion über die Mitschuld der Polen an der Verfolgung und Ermordung ihrer jüdischen Nachbarn während des Holocausts zu unterdrücken«, so der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dajan.

In einem Statement des Wiesenthal-Zentrums hieß es, der Vorfall sei ein ungeheuerlicher Angriff nicht nur auf die Redefreiheit, sondern auch auf die Richtigkeit des Narrativs über die Schoa in Polen.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert