Hamburg

Neues Auswahlverfahren für Antisemitismusbeauftragten erforderlich

Stefan Hensel Foto: Bertold Fabricius

Hamburg

Neues Auswahlverfahren für Antisemitismusbeauftragten erforderlich

Nach Ansicht des Verwaltungsgerichts weist die letzte Auswahlentscheidung Rechtsfehler auf

 21.03.2025 09:21 Uhr

Die Stadt Hamburg muss das Auswahlverfahren zur Besetzung der Stelle ihres Antisemitismusbeauftragten erneut durchführen. Das Verwaltungsgericht Hamburg gab mit dieser Entscheidung dem Eilantrag des Wunschkandidaten des Israelitischen Tempelverbands teilweise statt, der sich ebenfalls um das Amt beworben hatte, laut Gerichts aber zu Unrecht nicht in die Auswahl einbezogen worden war.

Die ebenfalls geforderte sofortige Aufhebung der Ernennung von Amtsinhaber Stefan Hensel lehnte das Gericht ab. »Das erneute Auswahlverfahren könne von der Antragsgegnerin auch durchgeführt werden, wenn der bisherige Amtsinhaber noch im Amt sei«, hieß es zur Begründung.

https://www.instagram.com/p/DGAzUIrt67B

Hensel kam 2021 ins Amt - damals noch auf gemeinsamen Vorschlag der Jüdischen Gemeinde und des Israelitischen Tempelverbands. Vor Ablauf seiner dreijährigen Amtszeit hatte die Jüdische Gemeinde ihn erneut zur Bestellung vorgeschlagen. Der Tempelverband hatte einen anderen Kandidaten benannt. Am 19. November war dann Hensel erneut für die Dauer von drei Jahren zum Antisemitismusbeauftragten bestellt worden.

Lesen Sie auch

Eignung, Leistung und Befähigung

Nach Ansicht des Gerichts weist die Auswahlentscheidung Rechtsfehler auf. Öffentliche Ämter müssten laut Grundgesetz nach Eignung, Leistung und Befähigung vergeben werden.

Die Regelung vermittle jedem Bewerber um ein öffentliches Amt ein grundrechtsgleiches Recht auf ermessens- und beurteilungsfehlerfreie Einbeziehung in die Bewerberauswahl, hieß es. Dennoch habe die Stadt den Kandidaten des Israelitischen Tempelverbands bei der Bewerberauswahl nicht einbezogen.

Die zuständige Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) reagierte zunächst zurückhaltend auf den Gerichtsbeschluss. Man prüfe zunächst sorgfältig die nächsten Schritte, sagte eine Sprecherin. Es sei aber zu begrüßen, »dass einer sofortigen Aufhebung der Ernennung des bisherigen Amtsinhabers hingegen nicht entsprochen wurde. Der Antisemitismusbeauftragte Hamburgs bleibt somit voll handlungsfähig.«

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Dokumentation

»Sie sind nicht alleine!«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hielt bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden die traditionelle Gastrede

von Wolfram Weimer  30.11.2025

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in Frankfurt

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt einmal im Jahr zusammen

 01.12.2025 Aktualisiert

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  29.11.2025